Sport
Analyse

National League: Die ZSC Lions stecken im Tief – das sind die Gründe

Enttaeuschte Gesicher nach der 3:1 Niederlage bei den Zurchern, im Eishockey Spiel der National League zwischen HC Davos, HCD und ZSC Lions, ZSC, am Samstag, 18. Oktober 2025, in der zondacrypto-Arena ...
Betuchte ZSC-Gesichter nach der Niederlage bei Leader Davos.Bild: keystone
Analyse

Warum man sich um die ZSC Lions keine Sorgen machen muss

Die ZSC Lions stehen als amtierender Meister in der National League nur auf Platz 7. Was steckt hinter dem Tief und gibt es Hoffnung auf Besserung?
21.10.2025, 14:54

Wer momentan auf die Tabelle der National League blickt, sieht ein überraschendes Bild. Die ZSC Lions, amtierender Meister und Champions-League-Sieger, sind nur auf Rang 7 und damit ausserhalb der direkten Playoff-Plätze zu finden. Die letzten vier Spiele gegen Rapperswil, Ambri, Zug und Davos haben die Löwen allesamt verloren.

Wie ist das möglich? Ist es der Meisterblues, der die Zürcher nach drei Titeln innert zwei Jahren erfasst hat? Funktioniert etwas im Spiel der besten Mannschaft der letzten Jahre nicht mehr? Oder schafft es Trainer Marco Bayer nicht mehr, seine Spieler richtig zu motivieren?

Nun, das ist grundsätzlich alles eine Möglichkeit. In der Realität ist es vermutlich aber etwas simpler. Denn eines ist offensichtlich: Es ist nicht so, dass die ZSC Lions schlecht spielen. Im Gegenteil. Schaut man auf die Analytics, dann sind die Zürcher bei 5-gegen-5 die zweitbeste Mannschaft der National League (hinter Fribourg). Sie kreieren am zweitmeisten Chancen (ebenfalls hinter Fribourg) und lassen am zweitwenigsten gegnerische Möglichkeiten zu (natürlich hinter Fribourg).

Wenn ein Team bei 5-gegen-5 gut spielt, aber trotzdem regelmässig verliert, hat das in der Regel drei mögliche Ursachen: schwache Goalies, schwache Special Teams oder einfach Pech (auch bekannt als schwache Effizienz). Schwache Goalies können wir bei den ZSC Lions ausschliessen. Simon Hrubec war in den vergangenen Jahren nicht nur einer der besten Torhüter der National League, sondern von ganz Europa. Auch in dieser Saison überzeugt er und hat seine Mannschaft von schon mehr als fünf zusätzlichen Gegentoren bewahrt. Und auch Ersatz Robin Zumbühl hat bei seinen drei bisherigen Einsätzen ordentlich gespielt.

Die Zürcher Special Teams sind sicher nicht überragend. Die Powerplay-Effizienz befindet sich gerade etwas bei Ligadurchschnitt, die Unterzahl-Abwehrquote gar darunter. Schaut man auf die Expected Goals in den Special Teams an, dann ist der Z sowohl bei den herausgespielten wie auch bei den zugelassenen Chancen auf Rang 7 zu finden – also exakt im Liga-Mittelfeld. Müssten diese Zahlen angesichts des Talents im ZSC-Kader besser sein? Ziemlich sicher. Ist es der Hauptgrund für die aktuelle Baisse? Kaum.

Bliebt noch die Sache mit dem Abschlussglück, respektive der Effizienz. Da ist sicher ein Teil des momentanen Tiefs der Zürcher auszumachen. Gerade bei den zuletzt vier Niederlagen in Serie wollte der Puck einfach nicht reinspringen, und der ZSC hatte in keinem dieser Spiele eine Schusseffizienz von mehr als sieben Prozent. Über die letzten zehn Spiele wäre der Schnitt wohl ähnlich tief, wenn da nicht ein Ausreisser nach oben beim 7:3 gegen den SC Bern dabeigewesen wäre.

Das deutet darauf hin, dass die Zürcher Löwen zumindest in einem grossen Teil der letzten Partien etwas von Abschlusspech verfolgt waren. Das Videostudium zeigt uns aber auch eine leichte, systematische Schwäche im Spiel der Lions auf. Bei Zürcher Torchancen steht zu oft kein ZSC-Spieler vor dem gegnerischen Tor. So hat nicht nur der Goalie ein einfacheres Spiel, den Puck zu fangen, es steht auch niemand bereit, um allfällige Abpraller zu verwerten und die sogenannten «dreckigen Tore» zu erzielen.

ZSC-Analyse: Kein Traffic vor dem gegnerischen Tor.
Gute Schussposition von Sven Andrighetto – aber Leonardo Genoni im Tor des EV Zug hat freie Sicht. So sieht es bei ZSC-Torchancen häufig aus. Bild: screenshot mysports

Woran könnte es liegen, dass der ZSC nicht mehr regelmässig in diese gefährlichen Positionen geht? Zumal die Zürcher mit Spielern wie Derek Grant, Chris Baltisberger oder Vinzenz Rohrer durchaus die Leute dafür hätten. Vielleicht hat es tatsächlich mit dem Meisterblues oder einer unterbewussten Überheblichkeit zu tun, dass etwas der letzte Biss verloren gegangen ist, um in die Positionen zu kommen, wo es auch mal schmerzt.

Vielleicht hat es auch etwas mit dem System von Trainer Marco Bayer zu tun. Der 53-Jährige hatte erstmals einen ganzen Sommer zur Verfügung, um seine eigenen Ideen einzuarbeiten. Wobei eigentlich kein Eishockeytrainer freiwillig auf Verkehr im Slot verzichtet.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
Player Image

Nation Flag

Aktuelle
Note

info
  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

Das alles zeigt aber, dass sich der ZSC und seine Fans grundsätzlich keine Sorgen machen müssen. Das Spiel funktioniert, wie bereits weiter oben aufgeführt, im Grundsatz sehr gut. Mit kleineren Korrekturen können die Probleme mit dem Verkehr vor dem gegnerischen Tor und in Unterzahl behoben werden. Man darf also erwarten, dass beim ZSC über kurz oder lang auch die Resultate wieder stimmen werden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Neue Streifen für Zürich: Im Zoo hat es Zebra-Nachwuchs gegeben
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
34 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Reinar Winklarsson
21.10.2025 15:09registriert Juli 2025
Ich widerspreche als saisonkartenbesitzer, der seit ber 10 jahren fast alle heimspiele besucht. Es ist kein biss in allen aktionen. Auslösungen sind unpräzise, pässe und vor allem pässe zum durchstossen der mittelzone kommen nicht an. Die zoneneintritte sind zu wenig variantenreich, flügel geht rein und spielt via bande zurück zum verteidiger. Sie suchen den abschluss zu wenig vehement, noch ein pässchen da, noch eins da. Das spiel ist zu kompliziert, ganze abläufe funktionieren nicht wunschgemäss. Es ist wenig struktur erkennbar und die jungs finden sich nicht. Es besteht ein kopfproblem.
454
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chalbsbratwurst
21.10.2025 15:42registriert Juli 2020
Der ZSC zeigt, man muss nicht die schlechtere Mannschaft sein um zu verlieren.
Rappi zeigt, man muss nicht die bessere Mannschaft sein um zu gewinnen 😉
445
Melden
Zum Kommentar
avatar
Galippo
21.10.2025 16:30registriert Oktober 2017
Also am Samstag im Mitteldrittel, hat der Zsc unsere Jungs zimlich lange heftigst eingeschnürrt, und zu zwei unerlaubte befreiungschläge gezwungen. Aber auch nach über 2 minuten auf dem Eis, und brachialer überlegenheit, kam kein wirklicher schuss auf das gehäuse von Äschlimann, obwohl diese Linie stehend KO war. Diese Szene beschrieb für mich die momentane Situation beim ZSC. Sie machen zu wenig, und brauchen zu viele Chancen. Auch beim ersten spiel im September in Zürich, bestand nach dem ersten drittel eine schussstatistik vom 17:7 für den Z, aber es stand 1:3.
233
Melden
Zum Kommentar
34
Marco Odermatt verlängert mit seiner Ski-Marke Stöckli vorzeitig bis 2030
Marco Odermatt und der Schweizer Skihersteller Stöckli setzen ihre Partnerschaft fort: Der Vertrag mit dem 28-jährigen Nidwaldner wird vorzeitig bis und mit Wintersaison 2029/2030 verlängert.
Kurz vor dem Saisonstart in Sölden regelt Marco Odermatt seine Ski-Zukunft. Er verlängert den Vertrag mit seiner Ski-Marke Stöckli vorzeitig bis und mit der Wintersaison 2029/30.
Zur Story