Den Frisbee kennen wir als Sportgerät für den Plausch im Park. Wobei die Freude grösser ist, wenn die Plastikscheibe nach langem Flug gefangen wird, als wenn sie sich schon wieder in den Ästen eines Baums verfangen hat.
Doch der in den 1950er-Jahren in den Vereinigten Staaten aufgekommene Frisbee wird nicht nur zum reinen Vergnügen geworfen, sondern auch als tatsächliches Sportgerät verwendet. In den USA ist die Sportart Discgolf derart gewachsen, dass damit richtig Geld verdient werden kann.
Beim Discgolf geht es darum, einen Kurs mit möglichst wenig Würfen zu bewältigen. Anstelle von Löchern wie beim üblichen Golf muss als Ziel ein Korb getroffen werden.
Ricky Wysocki ist der Beste der Besten. Der 28-Jährige aus Scottsdale (Arizona) ist die Nummer 1 der Disc Golf Pro Tour und zweifacher Weltmeister. Wysocki, den sie «Sockibomb» nennen, hat in seiner Karriere bislang 120 Turniere gewonnen und damit jedes dritte, zu dem er antrat. Er verdiente bisher ein Preisgeld von 506'832 Dollar.
Doch ein Profi lebt nicht vom Preisgeld allein, weder im Tennis, noch im Golf, noch im Discgolf. Ricky Wysocki hat soeben die Frisbee-Marke gewechselt – und wird damit zum Multimillionär. Für vier Jahre garantiert ihm der Hersteller Dynamic Discs jeweils eine Million Dollar im Jahr, hinzu kommen ein Handgeld von 250'000 Dollar für die Unterschrift und erfolgsabhängige Boni.
«Das Geld ist grossartig und das ist etwas, wofür ich hart gearbeitet habe und was ich verdient habe», sagte Wysocki. «Und ich bin mehr als dankbar, dass das auch andere so sehen.» Er rückt damit in die Sphären des fünffachen Weltmeisters Paul McBeth auf, der schon vor ihm zum Discgolf-Millionär wurde.
Darüber hinaus zählt der Hersteller auch auf die Expertise des Sportlers, wenn es um die Entwicklung neuer Frisbees geht. «Ich werde ein Mitspracherecht bei der Gestaltung von Plastik und Design haben, was für mich als Spieler sehr interessant ist, da ich ihnen genau sagen kann, was ich will», blickte Wysocki, der seit 2019 auf Produkte von Konkurrent Innova vertraute, voraus. Mit denen war er ziemlich erfolgreich: Dank sechs Turniersiegen, insgesamt 14 Podestplätzen und 22 Top-Ten-Ergebnissen wurde Ricky Wysocki vor wenigen Tagen als PDGA-Spieler des Jahres ausgezeichnet. 2021 war das vierte Mal, dass er diesen Titel erhielt.
Einen Teil seines Millionen-Einkommens will der Discgolfer aufwenden, um seine Sportart weiter zu fördern. Er plant die Gründung der «Sockibomb Foundation», die jungen Talenten unter die Arme greifen soll. Die Stiftung soll auch Frisbees und die passenden Körbe an Schulen verschenken.
Wysockis Vertrag soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass beim Discgolf nur sehr wenige Sportler einigermassen davon allein leben können. Die Situation ist auf tieferem Niveau vergleichbar mit dem Tennis, wo der Schaffhauser Henri Laaksonen als Weltnummer 98 auch schon mal im Auto schläft, um Hotelkosten zu sparen.
Man müsse «in den Top 0,001 Prozent aller Discgolfer» sein, um mit Sponsoren- und Preisgeldern über die Runden zu kommen, schätzt der «Disc Golf Report». Der Blog stellt jedoch die Prognose, dass bis in zehn Jahren «viel mehr Spieler in der Lage sein werden, Vollprofi zu sein.» Turniere würden sich schon heute «nicht mehr wie ein Familientreffen» anfühlen, sondern wie eine professionelle Veranstaltung. «Man hat definitiv das Gefühl, dass es sich um ein Sportereignis von grosser Bedeutung handelt.»
20 Spieler – soviele wie noch nie – haben im vergangenen Jahr mehr als 30'000 Dollar Preisgeld eingestrichen. Zahlreiche haben Sponsorenverträge. So kassiert etwa die Estin Kristin Tattar für vier Jahre mindestens 500'000 Dollar vom Hersteller Latitude 64.
Es sind noch nicht die ganz grossen Beträge wie beim richtigen Golf, die beim Discgolf verdient werden können. Doch wie es scheint, ist eine Randsport unter den Randsportarten gerade drauf und dran, aufzusteigen.