Die Flugjahre des Ruhmes mit den Rängen 4 (2021/22) und 3 (2022/23) sind einer sportlichen Depression mit den Plätzen 12, 9 und 11 gewichen. Es ist kein Versagen des Managements. Die Lakers sind bei aller Tüchtigkeit letztlich nur dank einer Spielerpersönlichkeit wie Roman Cervenka und dem charismatischen Bandengeneral Stefan Hedlund so hoch geflogen. Der schwedische Cheftrainer hat aus einem durchschnittlichen ein überdurchschnittliches Team geformt. Ein Trainer kann ersetzt werden. Aber es ist nicht möglich, einen Weltklasse-Spieler wie den tschechischen Weltmeister zu ersetzen.
Roman Cervenka war ein Glücksfall für die Lakers und einen neuen Glücksfall gibt es nicht. Und selbst der beste Bandengeneral hat ein Ablauf-Datum und so ist Stefan Hedlund am 8. Dezember 2024 in seinem 4. Amtsjahr gefeuert worden. Die Lakers sind nicht gut genug, um einen neuen Höhenflug zu starten und noch immer damit beschäftigt, den Sinkflug ohne sportliche Bruchlandung zu überstehen. Kontinuität auf der zentralen Goalie-Position mit Kult-Torhüter Melvin Nyffeler hilft ihnen dabei, fehlendes Talent durch Fleiss und Taktik zu kompensieren.
Die Strategie ist klug und richtig: Eine vernünftige Finanzpolitik, das Streben nach Glück in der Bescheidenheit mit der Hoffnung, es möge wieder einmal mit einer günstigen Konstellation zu Ruhm in der Spitzengruppe reichen. Die Frage ist ein wenig polemisch, aber halt schon berechtigt: Sind der neue Sportchef Claudio Cadonau und Trainer Johan Lundskog die richtigen sportlichen Steuermänner für diesen Kurs?
Auf einer Skala von 1 bis 10 Pucks.
Die fachliche Kompetenz von Johan Lundskog steht nicht zur Debatte und der Chronist verneigt sich vor seinem Hockeywissen so tief er es vermag. Der Schwede hat Stefan Hedlund als Assistent gedient und ist am 16. Dezember nach dessen Entlassung zum neuen Chef befördert worden. Johan Lundskog ist ein taktischer Lehrer ohne Charisma und war zuletzt in Bern und Mannheim als Chef hoffnungslos überfordert. Aber Bern und Mannheim gehören zu den schwierigsten Arbeitsplätzen in Europa und dagegen ist das Trainerdasein bei den Lakers schon fast wie ein Leben auf dem Ponyhof. Die Hoffnung, Johan Lundskog sei bei den Lakers am Ort seiner Bestimmung angelangt, ist berechtigt. Aber mehr als eine Hoffnung ist es nicht.
Melvin Nyffeler ist mit 30 Jahren im besten Alter und hat bis 2028 verlängert. Ivars Punnenovs ist mit 31 im besten Alter und hat bis 2027 verlängert: Die Lakers haben in den nächsten zwei Jahren das beste Goalie-Duo ihrer Geschichte. Eine bessere Besetzung der wichtigsten Position ist mit den finanziellen Mitteln der Lakers nicht möglich. Wobei «Koala-Melvin» die Nummer 1 bleibt. Die Bezeichnung passt: So wie der Koala-Bär nur im Eucalyptus-Wald, so kann Melvin Nyffeler nur bei den Lakers glücklich sein.
Die Zunahme der Anzahl Gegentreffer von 135 (2021/22) auf 154 ist der zentrale Grund für den Abstieg in den Tabellenkeller. Nur drei Teams (Ambri, Lugano, Ajoie) haben letzte Saison noch mehr Gegentreffer zugelassen. Die personellen Voraussetzungen sind praktisch die gleichen geblieben. Eine Stabilisierung durch eine gute Spielorganisation ist möglich. Aber mehr als eine Hoffnung ist es nicht.
Gegenüber dem offensiv mageren Vorjahr gelang letzte Saison zwar eine Steigerung um 14 Treffer auf 141 Tore. Aber die Lakers kommen nur mit mehr als 150 Toren aus dem Tabellenkeller heraus. Mehr als 150 Tore sind möglich, wenn Malte Strömwall seine brillante erste Saison bestätigt, die ausländischen Stürmer vom Verletzungspech verschont bleiben, WM-Silberheld Tyler Moy mehr als 15 Tore beisteuert und die übrigen Schweizer Stürmer ihr Potenzial ausreizen. Eine offensive Steigerung ist möglich. Aber mehr als eine Hoffnung ist es nicht.
Der sportliche Steuermann Janick Steinmann hat die Lakers nach sechs Jahren verlassen, ist nach Lugano gezogen und wird sich dort sicherlich hin und wieder an die schönen, ruhigen Jahre in Rapperswil-Jona erinnern. Wäre er noch immer bei den Lakers, wäre die Beurteilung nahe an der Maximalnote. Er hinterlässt seinem Nachfolger Claudio Cadonau eine intakte Mannschaft. Aber der neue Sportchef ist ein Zauberlehrling ohne jede Erfahrung auf dieser Position. Obwohl er unser Hockey aus mehr als 500 Partien in der höchsten und über 400 in der zweithöchsten Liga kennt. Eine ebenso riskante wie interessante Besetzung der zentralen sportlichen Führungsposition, die jahrelange Nebenwirkungen haben kann. Eigentlich können es sich die Lakers nicht leisten, einen Sportchef auszubilden.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
War es je so schwierig Mannschaften einzuschätzen wie vor der Saison 2025/26? Nein, wahrscheinlich nicht. Wir wissen zwar aus Erfahrung, dass es mindestens eine Überraschungs-Mannschaft und einen strauchelnden Titanen geben wird. Aber wer wird positiv überraschen? Langnau? Ambri? Ajoie? Und wer gerät in den Strudel einer Krise? Erneut der Servette? Aber vielleicht helfen ja unsere Noten bei der Einschätzung.
Statistiken sagen viel. Aber alle haben sie. Gibt es mehr als nur diese allgemein zugänglichen Zahlen? Ja. Eine Bewertung jedes einzelnen Spielers. Deshalb benoten wir jedes unsere Helden des rutschigen, eisigen Spielfeldes. Wir polemisieren damit sozusagen nach Noten. Aber leicht machen wir uns die Sache nicht. Unsere Noten basieren bei weitem nicht nur auf unserem unzulänglichen Urteilsvermögen. Wir folgen auch den Einschätzungen der wahren Kenner, der Trainer, Sportchefs, NHL-Scouts. Und ein Problem können wir nicht lösen: alle Beurteilungen basieren auf den Leistungen in der Vergangenheit. Was einer in Zukunft leisten wird, bleibt reine Spekulation.
Wenn wir wissen wollen, wie gut eine Mannschaft ist bzw. sein wird, können wir einfach den Noten-Durchschnitt ausrechnen. Oder? Aber so einfach ist es leider nicht. Ob aus hochkarätigen Spielern mit hohen Noten tatsächlich eine starke Mannschaft wird, ist nämlich höchst ungewiss. Es ist keineswegs sicher, dass eine Mannschaft tatsächlich so gut spielt, wie sie es aufgrund der Bewertung der einzelnen Spieler eigentlich müsste. Das zeigt auch, welche Gestaltungskraft gute Trainer haben. Sie können mehr aus einem Team herausholen, als unsere Noten vermuten lassen. Unsere Noten sagen letztlich noch nichts über die Mannschaft. Wer sich bei den Prognosen trotzdem auf diese Noten verlässt, ist selbst schuld.
Ein 10. Platz wäre für die Lakers ein Erfolg und gelingt er gar ohne Trainerwechsel, dann hat sich Johan Lundskog vom Assistenten zum Chef entwickelt. Das ist möglich.