Sport
Eishockey

NHL führt ab 2025/26 Playoff-Salary-Cap ein – das willst du wissen

Die NHL will Salary-Cap-Beschiss in den Playoffs verunmöglichen – das ist jetzt neu
Das mit dem Geld wird in der NHL etwas komplizierter – insbesondere in den Playoffs.Bild: imago, shutterstock, watson

Die NHL will Salary-Cap-Beschiss in den Playoffs verunmöglichen – das ist jetzt neu

Neue NHL-Saison, neue Salary-Cap-Regeln. Ab diesem Herbst gibt es signifikante Änderungen in der besten Eishockey-Liga der Welt – und sie betreffen auch dein Lieblingsteam.
07.10.2025, 10:5707.10.2025, 10:57

Vorneweg gleich eine Entschuldigung: In dieser Story findest du keine geilen Highlights von Connor McDavid. Keine verrückten Saves von Connor Hellebuyck oder Traumtore von Kevin Fiala. Hier geht es um ziemlich trockene Materie: den Gesamtarbeitsvertrag und die Management-Regeln in der NHL. Ich nehme dich jetzt aber an der Hand und versuche, dir diese eher trockene Materie so verständlich wie möglich näherzubringen. Denn so wenig spannend es auf den ersten Moment auch klingt – es hat auf diese Saison hin eine einschneidende Änderung gegeben, wie die NHL operiert.

Also los. Zuerst musst du wissen, dass die NHL und die Spielergewerkschaft NHLPA mit einem Gesamtarbeitsvertrag operieren. Dieser Vertrag – auch Collective Bargaining Agreement oder CBA genannt – definiert alle möglichen Dinge im Ligabetrieb. Von Mindestlöhnen über maximale Vertragsdauer bis hin zu Dress-Codes für die Spieler oder Mindestansprüche an Hotelzimmer.

Im neuen CBA wurde die Anzugspflicht für NHL-Spieler abgeschafft.

Dieses CBA hat jeweils nur eine beschränkte Gültigkeit. Im Sommer 2026 wäre der aktuelle Gesamtarbeitsvertrag wieder ausgelaufen. Doch Liga und Spieler kamen einem neuerlichen Lockout zuvor und einigten sich bereits Ende Juni auf eine Verlängerung.

Im neuen CBA (gültig bis Sommer 2030) gibt es einige Veränderungen. So wird die Regular Season von 82 auf 84 Spiele verlängert, dafür gibt es weniger Testspiele und die Ernstkämpfe beginnen bereits Ende September statt erst Anfang Oktober. Der Mindestlohn wird über die nächsten Saisons bis auf eine Million US-Dollar ansteigen. Und Verträge können maximal noch sieben statt wie bisher acht Jahre dauern.

Falls du immer noch mitliest, freut mich das, denn jetzt wird es richtig interessant. Die meisten dieser CBA-Änderungen treten erst ab der Saison 2026/27 in Kraft. Doch es gibt Ausnahmen. Eine der wichtigsten Regeln ist bereits ab dieser Saison gültig: der Playoff-Salary-Cap und Veränderungen bei den Regeln zu Langzeitverletzten. Da stellt sich natürlich die Frage:

Gab es denn bislang in den Playoffs keinen Salary Cap?

Nein. Der Salary Cap galt bislang nur für die Regular Season, in den Playoffs gab es keine Salärobergrenze mehr, dafür wurden die Spieler (abgesehen von Playoff-Performance-Boni) auch nur während der Regular Season bezahlt. Und diesen nichtexistenten Cap nutzten viele Teams aus, um etwas zu «bescheissen» (in Anführungszeichen, denn was sie machten, war ja offensichtlich erlaubt) und ihr Kader für die Playoffs stark aufzurüsten.

Wie funktionierte das? Auch hier muss ich etwas ausholen und erklären, wie das Salary-Cap-System in der NHL grundsätzlich funktioniert. NHL-Verträge gelten unter der Lohn-Obergrenze als «pro-rated». Vereinfacht bedeutet das: Wechselt ein Spieler im Laufe der Saison den Klub, kommt beim neuen Team nur der Teil des Cap Hits auf die Lohnbilanz, der im Rest der Saison noch ausbezahlt werden muss. Bei weggetradeten Spielern fällt hingegen der gesamte Cap Hit weg. So konnten auch Teams mit wenig Cap Space noch Spieler holen, die Anfang Saison für sie eigentlich zu teuer waren.

Florida Panthers center Eetu Luostarinen holds his face after an injury during the first period of an NHL hockey game against the Chicago Blackhawks, Thursday, Nov. 21, 2024, in Chicago. (AP Photo/Eri ...
NHL-Teams konnten sich Verletzungen ihrer Spieler bislang zu nutzen machenBild: keystone

Der zweite Teil war die LTIR-Liste. LTIR steht für Long Time Injured Reserve – also die Liste der Langzeitverletzten. Die funktionierte so: Verletzte Spieler, die mindestens 10 NHL-Spiele und 24 Tage der NHL-Saison verpassten, durften auf LTIR gesetzt werden. Ein Spieler auf LTIR ermöglichte dem Team mehr Cap-Flexiblitität, denn es durfte danach die Differenz des Cap-Hits dieses Spielers und dem noch verfügbaren Cap-Space über die Lohnobergrenze hinausgehen. Konkretes Beispiel: Spieler A verdient 10 Millionen pro Saison und verletzt sich langfristig. Das Team setzt ihn auf LTIR, während es noch 1 Million an Cap-Space verfügbar hat. Das Team darf nun den Salary Cap mit 9 Millionen überziehen, solange der Spieler verletzt fehlt.

Und hier hat die Trickserei begonnen.

Die Teams haben sich längerfristige Verletzungen ihrer Spieler zu Nutze gemacht. Die Ausfälle ermöglichten es den Managern, Spieler per Trade zu holen, die andernfalls aufgrund der Lohnobergrenze keinen Platz mehr gehabt hätten. Nun durften die verletzten Spieler aber nicht vor dem Beginn der Playoffs zurückkehren, ansonsten ging es mit dem Salary Cap plötzlich nicht mehr auf. Also tricksten die Teams oft beim Gesundheitszustand der Spieler, liessen sie länger im Aufbautraining, als nötig gewesen wäre.

Das Resultat? Die Tampa Bay Lightning lagen bei ihrem Titel 2021 mit ihrem Meisterteam auf dem Eis mehr als 15 Millionen über dem Salary Cap. Auch Floridas Meisterteam im letzten Jahr war diesbezüglich rund fünf Millionen zu teuer.

Das war der NHL ein Dorn im Auge. Deshalb gibt es neu den Playoff-Salary-Cap. Der funktioniert etwas anders als der gewöhnliche Salary Cap. Einerseits ist der Cap Hit nicht pro-rated, die Lohnsumme des Spielers kommt also vollständig in die Bücher. Andererseits muss nicht das ganze 23-Mann-Kader unter der Lohnobergrenze Platz haben, sondern nur die 18 Feldspieler und zwei Torhüter, die dann auch auf dem Matchblatt stehen plus die jeweiligen Summen für Buyouts, Retentions etc.

Ebenfalls neu sind die Regeln im LTIR-Relief. Teams können nur dann den ganzen Cap Hit eines Spielers neu verfügen, wenn er garantiert die gesamte Saison (inklusive Playoffs) ausfällt. Ansonsten gibt es maximal zusätzlichen Salary Cap in der Höhe des NHL-Durchschnittslohns (letzte Saison waren das 3,82 Millionen). Einen Starspieler etwas länger auf LTIR zu behalten, einen anderen Starspieler holen und in den Playoffs dann beide einzusetzen, ist also ein Ding der Vergangenheit.

Dann gibt es jetzt also gar keine Schlupflöcher mehr?

Doch, doch. Das NHL-CBA wird wohl nie derart konkret formuliert sein, dass es gar keine Schlupflöcher gibt und die Teams bezahlen Cap-Experten viel Geld, um genau diese zu finden. Aber es ist definitiv etwa schwieriger geworden, das eigene Team nur mit Salary-Cap-Tricksereien an der Deadline massiv aufzurüsten.

Im Sommer 2024 kauften die Washington Capitals das ganze Team der Salary-Cap-Seite CapFriendly auf:

Bis zu einem gewissen Grad ist das immer noch möglich, aber die General Manager müssen nun also neben der gewöhnlichen Lohnobergrenze auch noch jene für die Playoffs im Griff behalten. Aber es gibt bereits Ideen, wie man in den Playoffs trotzdem alle Verstärkungen aufs Eis bringen kann.

Eine Idee ist es beispielsweise, den eigentlichen Ersatzgoalie auf die Tribüne zu setzen. Dort fällt sein Cap Hit nicht ins Gewicht. Ein Beispiel: In den meisten Playoff-Spielen kommt sowieso nur die Nummer 1 zum Einsatz, oder wenn die Nummer 2 spielen muss, ist die Ausgangslage schon beinahe hoffnungslos. Also kann man die zwei bis vier Millionen, die man dort investiert, auf die Tribüne setzen und stattdessen eine deutlich günstigere Nummer 3 auf die Bank setzen, um etwas Cap Space für das Playoff-Spiel freizuschaufeln. Das gleiche System könnte man natürlich auch für einen allfälligen überbezahlten Spieler anwenden, der seine Leistung nicht bringt.

Oder aber: Man verlängert mit dem besten Spieler der Welt für ein Schnäppchen

Eine andere Taktik könnte sein, bei künftigen Verträgen statt auf Basislohn und Unterschriftsboni auf Performanceboni zu setzen. Bonuszahlungen, die für eine gewisse Anzahl gespielte Spiele, erzielte Tore oder gegebene Assists bezahlt werden, fallen beim Playoff-Salary-Cap (noch) nicht ins Gewicht. Ich bin mir sicher, die Salary-Cap-Experten der NHL-Teams werden ihre Chefs auf dieses und andere Schlupflöcher aufmerksam machen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So viel verdienen die Schweizer Eishockeystars in der NHL
1 / 13
So viel verdienen die Schweizer Eishockeystars in der NHL

Roman Josi (Nashville Predators): Verteidiger, Vertrag bis 2028, Jahressalär (inkl. Boni): 9,059 Millionen Dollar.

quelle: imago/usa today network / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Wer macht diese Logos?!» – so schlecht kennen wir die NHL
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
goschi
07.10.2025 11:12registriert Januar 2014
diese hintergrundartikel sind viel cooler und Spannender als McJesus neuestes Traumtor, lass dir nichts anderes einreden @Bürglermeister :)
301
Melden
Zum Kommentar
8
Skistar Kilde sagt, mit dieser Massnahme könnte man die meisten Stürze vermeiden
Aleksander Aamodt Kilde plant in der Olympiasaison sein Comeback, kann aber weiterhin keinen genauen Fahrplan nennen. Der langjährige Konkurrent von Marco Odermatt sagt: «In der linken Schulter fehlen noch immer 20 Prozent».
Atomic muss die traditionelle Präsentation seiner Weltcup-Stars in Salzburg heuer mit einem Stimmungskiller beginnen. Der im September in Chile nach einem Trainingssturz verstorbene italienische Speedspezialist Matteo Franzoso stand bei der Skimarke unter Vertrag. Anstatt mit einer Schweigeminute erinnert man sich des 25-Jährigen mit einem lang anhaltenden Applaus. Atomic-Renndirektor Christian Höflehner erzählt, Franzoso sei ein ganz spezieller Athlet gewesen, stets gut gelaunt.
Zur Story