Bei den letzten grossen Turnieren offenbarte sich das Problem der Schweizer Hockey-Nati immer wieder schonungslos. Im Vergleich mit den grossen Hockey-Nationen konnte das Team von Trainer Patrick Fischer zwar spielerisch oft mithalten oder gar dominieren, oft fehlte aber die nötige Wasserverdrängung, um sich in den gefährlichen Positionen vor den beiden Toren behaupten zu können.
Die grosse Ausnahme bildete das Jahr 2018: Damals gehörte die Schweiz dank Brocken wie Nino Niederreiter, Gaëtan Haas, Reto Schäppi, Dave Sutter, Michael Fora oder Samuel Walser zu den physisch stärksten Mannschaften des Turniers und gewann – ob Zufall oder nicht – die Silbermedaille.
Und in diesem Jahr? Da mischt die Hockey-Nati punkto Wasserverdrängung wieder einmal nicht ganz vorne mit. Mit einer Durchschnittsgrösse von 183,71 cm ist die Schweiz knapp vor Schweden das zweitkleinste WM-Team, beim Gewicht liegt man mit durchschnittlichen 87,64 Kilogramm immerhin im Mittelfeld.
Vor allem im Sturm fehlen im Gegensatz zu 2018 ein paar Zentimeter und Kilogramm. Mit Grégory Hofmann (91 kg) und Timo Meier (98 kg) knacken nur zwei Spieler die 90-kg-Marke. Ausserdem sind mit Andres Ambühl, Sven Andrighetto, Christoph Bertschy, Killian Mottet und Tristan Schwerey gleich fünf Angreifer kleiner als 1,80 Meter. Dafür überzeugen sie mit ihren läuferischen Fähigkeiten und ihrem Einsatzwillen. Die fehlende Wasserverdrängung allein ist deshalb kein Killer-Kriterium für eine gute WM.
Viel wichtiger wird sein, dass die Nati gut ins Turnier reinfinden wird. Die wild zusammengewürfelte Truppe muss nach der wegen Corona etwas kurz geratenen Vorbereitung zunächst zueinander finden. Da kommt natürlich entgegen, dass die meisten Spieler Fischers System bereits kennen und keine grosse Anpassungszeit benötigen.
In spielerischer Hinsicht dürften die Chancenauswertung, die taktische Disziplin in der Defensive sowie das Power- und Boxplay zu den wichtigsten Eckpunkten gehören. Nicht zu unterschätzen sind auch weiche Faktoren wie Teamgeist, Motivation und Selbstvertrauen. Wenn alle Zahnräder ineinander greifen, dürfte die fehlende Wasserverdrängung keine Rolle spielen.
Mit Einsatzwille und Spielintelligenz kann sie durchaus wettgemacht werden. Das glaubt auch NHL-Haudegen Timo Meier: «Wenn wir unsere Stärken, den Kampfgeist und den Zusammenhalt im Team, einsetzen, dann ist alles möglich», sagt der Stürmer von den San Jose Sharks.
Auch Patrick Fischer schaut zuversichtlich auf seine fünfte WM als Nationaltrainer: «Wir haben ganz sicher eine starke Mannschaft und müssen uns definitiv vor niemandem verstecken. Wenn wir unsere Gewohnheiten mit hoher Intensität umsetzen, die Details richtig machen, dann können wir mit Sicherheit jeden Gegner bezwingen», erklärte der 45-jährige Zuger.
Für die Hockey-Nati beginnt die WM am Samstag um 19.15 Uhr gleich mit einem ersten Härtetest: Tschechien gehört neben Russland, das mit Abstand am grössten und schwersten ist, zu den physisch stärksten Teams. Es wird sich also ziemlich schnell zeigen, ob das Fischer-Team trotz der fehlenden Zentimeter die nötige Robustheit mitbringt.
Auch Herzog ist wohl kein 80 kg Lauch mehr bei seiner Grösse😅