Auf dem Papier ist der Halbfinal zwischen der Schweiz und Dänemark in Herning eine klare Sache. Hat die Nati mit Kevin Fiala, Timo Meier, Nino Niederreiter, Jonas Siegenthaler und Janis Moser mehrere NHL-Stars und dazu viele weitere, die in der heimischen National League auf höchstem Niveau spielen, steht bei Dänemark in Nikolaj Ehlers lediglich ein echter NHL-Star im Kader. Dazu kommen Jonas Röndbjerg, der in dieser Saison bei Vegas nur noch 13 Spiele absolvierte, sowie Oscar Fisker-Mölgaard, der zwar von NHL-Team Seattle gedraftet wurde, aber noch kein Spiel in Nordamerika absolviert hat.
Ein Grossteil der Dänen spielt entweder in Schweden oder Finnland, auch von Klubs aus Deutschland und Österreich sind einige Spieler für Dänemark zur WM gereist. Mit Nicklas Jensen steht zudem ein Spieler vom SC Rapperswil-Jona im Kader. Trotz der Qualitätsunterschiede der Einzelspieler muss die Schweiz aber gewarnt sein. Schliesslich hat Dänemark auch Kanada geschlagen. Auf diese Spieler muss das Team von Trainer Patrick Fischer ein besonderes Augenmerk legen.
Ihn kennt vor allem einen Nati-Star hervorragend – Nikolaj Ehlers ist in Winnipeg nämlich der Teamkollege von Nino Niederreiter. Wie der Schweizer reiste auch der Sohn des in der Schweiz bestens bekannten Trainers Heinz Ehlers vor dem letzten Gruppenspiel nach Herning zur WM und machte sich gleich bemerkbar: Gegen Deutschland schoss der 29-jährige Stürmer das 1:1, durch das sich Dänemark in die Verlängerung rettete und so im Penaltyschiessen das Weiterkommen sichern konnte. Auch im Viertelfinal gegen Kanada sorgte er für den 1:1-Ausgleich.
Auch gegen die Schweiz dürfte die Offensive vor allem über den NHL-Star auf dem rechten Flügel laufen. Mit seiner Beschleunigung und Geschwindigkeit sowie seinem guten Schuss kann er jederzeit für Torgefahr sorgen, gleichzeitig dank seiner guten Übersicht aber auch den Mitspieler bedienen. Insgesamt 29 Tore und 41 Assists in dieser NHL-Saison sprechen eine klare Sprache. Da muss die Schweizer Defensive unbedingt auf der Hut sein.
Ebenfalls aufpassen muss die Schweiz auf Nick Olesen. Der 29-jährige Stürmer spielt in Dänemarks erster Linie gegenüber von Ehlers und ist mit zehn Torbeteiligungen der Topskorer seines Teams. Der Tschechien-Söldner erzielte bereits vier Tore und bereitete sechs weitere vor – eines davon im Gruppenspiel gegen die Schweiz. Im Viertelfinal gegen Kanada erzielte er 49 Sekunden vor Schluss das 2:1-Siegtor. Dabei blieb er vor Goalie Jordan Binnington eiskalt, zog den Puck noch einmal rüber und schoss souverän ein.
Der Flügel der dritten Linie ist einer, der nicht lange fackelt. Bereits 21 Mal schoss Mikkel Aagard aufs gegnerische Tor, ansonsten schoss bei den Dänen nur Olesen gleich häufig. Aagard kommt dadurch bereits auf fünf Tore. Selbst bei den bislang so abschlussstarken Schweizern übertrifft diesen Wert einzig Sven Andrighetto mit sieben Treffern. Meist steht Aagard vor dem Tor am richtigen Ort, trifft wie bei seinem Hattrick gegen Ungarn per Ablenker oder nach einem Abpraller. Aagard vor dem Goalie unbeobachtet zu lassen, wäre also keine gute Idee der Schweizer.
Doch verfügt der 29-jährige Schweden-Legionär, der in Zukunft für Skelleftea spielen wird, auch über einen guten Schuss, wie er ebenfalls bereits mehrfach zeigte. So zum Beispiel beim Führungstreffer gegen Kasachstan.
Er ist einer von drei NHL-Spielern im Kader der Dänen, wobei er bisher noch kein Spiel in der besten Eishockey-Liga der Welt absolviert hat. Aufgrund seines grossen Potenzials wurde er 2023 aber in der 2. Runde von den Seattle Kraken gedraftet. Seither wurde er jeweils nach Schweden ausgeliehen. Oscar Fisker-Mölgaard gilt als intelligenter Spieler, der stets eine hohe Intensität aufs Eis bringt und ausserdem über gute Defensivfähigkeiten verfügt.
An der WM erzielte der Center in der 1. Linie neben sechs Assists bisher zwar nur einen Treffer, doch den ausgerechnet gegen die Schweiz. Bei der 2:5-Niederlage der Dänen in der Gruppenphase erzielte er nach einem Fehler von Andrighetto in Unterzahl den 1:1-Ausgleich. Die Nati dürfte also gewarnt sein.
Goalie Frederik Dichow ist von Natur aus natürlich kein gefährlicher Spieler im Sinne davon, dass er für Torgefahr sorgen kann. Dennoch muss die Schweiz die Leistungen des 24-Jährigen in den letzten beiden Spielen als Warnung betrachten. Sowohl die Deutschen als auch die Kanadier liess Dichow verzweifeln. Im Quasi-K.o.-Spiel gegen Deutschland, als bei einer Niederlage das Aus in der Gruppenphase Tatsache gewesen wäre, hielt er 25 von 26 Schüssen (96,15 Prozent).
Sein Meisterstück lieferte der WM-Titan dann aber gegen Kanada, als er sich bei 40 Schüssen aufs Tor nur einmal bezwingen liess. Das ergibt eine sensationelle Fangquote von 97,5 Prozent. Beim Gegentor gegen Kanada war er machtlos. Die Schweizer dürfen also nicht ungeduldig werden, wenn Dichow erneut so stark hält. Sie müssen wie schon gegen Kasachstan, als Goalie Maxim Pawlenko fast 40 Minuten lang makellos blieb und die Schweiz am Ende doch noch zu vier Treffern kam, auf ihre Chance warten und dann eiskalt zuschlagen.
Insgesamt kommt Dichow in sieben Spielen an diesem Turnier bei 187 Saves auf eine Fangquote von 91,67 Prozent, was in dieser Statistik Platz 6 bedeutet. Gegen die Schweiz stand er in der Gruppenphase nicht im Tor. Leonardo Genoni parierte 87 Schüsse und weist eine Quote von 93,55 Prozent auf.