Doch doch, du hast richtig gelesen. Die Lakers aus Rapperswil, die jahrelang in den unteren Tabellenregionen der National League A herumdümpelten sind das beste Team der Welt – zumindest in Unterzahl.
In bislang elf gespielten Partien in der Swiss League holten sie schon 58 kleine Strafen (2 Minuten) und eine grosse (5 Minuten). Insgesamt spielten die St.Galler 94 Minuten und 41 Sekunden im Boxplay und haben dabei noch keinen einzigen Treffer kassiert.
Kein anderes Team in den weltweiten Topligen kommt auf einen vergleichbaren Wert. Die Teams, die Rappi am nächsten kommen, sind die Los Angeles Kings (NHL) und TPS Turku (Finnland). Beide Teams überstanden bislang 95,8 Prozent ihrer Unterzahlsituationen ohne Gegentor. Los Angeles hat allerdings erst sechs Spiele absolviert. Turku kommt immerhin schon auf 15 Partien. Das beste Unterzahlteam der National League ist Fribourg, das nur in jedem dritten Spiel ein Gegentor mit einem oder zwei Spielern weniger erhält.
Klar gilt es die Statistik zu relativieren. Einerseits sind in der Schweiz im Vergleich mit der finnischen Liiga oder der russisch geprägten KHL weniger Spiele gespielt. Andererseits sind die Gegner in der NHL, der National League oder der schwedischen SHL auch von einem anderen Kaliber. Aber die Serie ist dennoch beeindruckend.
Jeff Tomlinson, Trainer bei den Lakers, ist über die Ausmasse der eigenen Serie auch etwas erstaunt: «So etwas habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt», sagt er gegenüber watson. Er habe auf diese Saison hin einige Kleinigkeiten im «Penalty Killing» umgestellt. «Aber am Ende sind vier Sachen wichtig: Dass du Jungs hast, die bereit sind, sich zu opfern. Dass du den Gegner kennst. Dass du über einen guten Torhüter verfügst und ab und an auch etwas Glück beanspruchen kannst.»
Rapperswil verfügt derzeit nicht nur über einen guten, sondern einen sehr guten Torhüter. Melvin Nyffeler kassiert derzeit nur etwas mehr als ein Tor pro Spiel. Seine Fangquote liegt bei 95,78 Prozent. «Melvin hat einen sehr grossen Anteil an unserem aktuellen Erfolg. Er spielt extrem konstant und solide», sagt Tomlinson.
Das erfolgreiche Unterzahlspiel sei aber nicht in erster Linie eine Trainingsfrage. Sie würden viel weniger Boxplay trainieren, als man vielleicht denkt. «Es ist nicht einfach, diese Situationen zu trainieren, da sie stark von den jeweiligen Gegnern abhängig sind», erklärt Tomlinson. Es sei möglich, gewisse Basiselemente auf dem Eis zu üben. «Aber meistens bereiten wir uns mit Video-Analysen auf das Powerplay-Spiel des jeweiligen Gegners vor.»
Der Erfolg gibt den Lakers derzeit recht. Heute Abend wartet die nächste Prüfung auf Tomlinsons Spieler: Rapperswil muss auswärts in Ajoie ran. Die Jurassier verfügen allerdings über das zweitschlechteste Powerplay der Swiss League. Vielleicht hält die Serie ja noch länger an.