Findet er überhaupt einen neuen Arbeitgeber in der NHL? Kehrt er gar in die Schweiz zurück? Diese Fragen standen im Sommer im Raum. Luca Sbisa hatte zwar mit den Rittern aus Las Vegas ein Hockey-Märchen geschrieben: Stanley Cup-Final im ersten Jahr. Der beste Neuling in der Geschichte des gesamten nordamerikanischen Profisports.
Islanders Transaction: Luca Sbisa has agreed to terms on a one-year contract. Details: https://t.co/wUtZbPTjz9 pic.twitter.com/KDnORRlsUl
— New York Islanders (@NYIslanders) 24. September 2018
Obwohl Luca Sbisa in der Team- und Salärhierarchie weit oben stand (Captain-Assistent), hatte er schlechte Karten: sein hochdotierter Vertrag (4,0 Millionen Dollar) war ausgelaufen. Jedes Mal, wenn André Rufener mit General Manager George McPhee über eine vorzeitige Verlängerung diskutieren wollte, ereilte eine Verletzung seinen Klienten und die Gespräche wurden vertagt.
Luca Sbisa konnte letzte Saison lediglich 30 von 82 Qualifikationspartien bestreiten und musste auch in den Playoffs zwischendurch pausieren. Der ehemalige EVZ-Junior hatte im letzten Sommer wohl den Vorteil, ein sogenannter «Unrestricted Free Agent» zu sein. Er konnte also die NHL-Organisation frei wählen und sein neuer Arbeitgeber musste keine Kompensation an den alten Klub entrichten. Aber er war auf dem Markt nicht der strahlende Held des Stanley-Cup-Finalisten. Er galt als verletzungsanfälliger, zerbrechlicher Titan.
Die beste Offerte, die im Sommer hereinkam, war ein Witz: Nashvilles General Manager David Poile bot 650'000 Dollar für ein Jahr. Der Amerikaner hat halt mit Billigarbeitern aus der Schweiz beste Erfahrungen: Yannick Weber (30) verteidigte letzte Saison in Nashville für unfassbare 575'000 Dollar brutto und wird in der neuen Saison bloss 600'000 Dollar brutto verdienen. Als einer der unterbezahltesten (oder, anders herum betrachtet, am miserabelsten beratenen) NHL-Spieler überhaupt.
Dabei ist Weber statistisch besser als Luca Sbisa: 394 NHL-Partien (25 Tore, 59 Assists, 163 Strafminuten) plus 38 Einsätze in den Stanley-Cup-Playoffs (4 Tore, 2 Assists, 19 Strafminuten). Seit 2008 hat der ehemalige SCB-Junior in der NHL brutto 8,462 Millionen Dollar verdient. Nicht einmal halb so viel wie Luca Sbisa.
Dieser kleine Abstecher nach Nashville ist nicht etwa boshaft gemeint und soll lediglich aufzeigen, welch zentrale Rolle ein Agent bei einer Karrieregestaltung eines austauschbaren Spielers ohne Superstar-Status einnimmt. Da hängt die Lohnsumme ganz wesentlich vom Verhandlungsgeschick des Agenten ab.
Item, die Planung der beruflichen Zukunft von Luca Sbisa wurde für André Rufener eine schwierige Herausforderung. Schliesslich entschied er sich dafür, seinen Klienten ohne definitiven Vertrag ins Trainingscamp der New York Islanders zu schicken. In dieser Situation einen Millionen-Vertrag für einen Spieler herauszuholen, den im Sommer niemand haben wollte, gilt gemeinhin als beinahe unmöglich.
Aber André Rufener hat es wieder einmal geschafft. Luca Sbisa hat einen Einweg-Vertrag über 1,5 Millionen Dollar bekommen. Dieses Salär ist also garantiert. Selbst dann, wenn er ins Farmteam relegiert werden sollte. Das Farmteam ist allerdings kein Thema. Ganz im Gegenteil. Luca Sbisa sorgte bisher meistens auf der rechten Seite von Verteidigungsminister Nick Leddy (27) für die defensive Absicherung. Im ersten Verteidiger-Paar.
Luca Sbisa hat nun beste Voraussetzungen für den Start in seine zweite Karrierehälfte. Er wird im Januar erst 29 Jahre alt und hat noch mindestens fünf, sechs gute Jahre vor sich. Setzt er sich bei den Islanders durch, kann er nach dieser Saison mit einem Mehrjahresvertrag und einem Salär von mehr als zwei Millionen rechnen.
Luca Sbisa hat seit 2008 für Philadelphia, Anaheim, Vancouver und Las Vegas 495 NHL-Partien (18 Tore, 84 Assists, 344 Strafminuten) in der Qualifikation und 32 Spiele in den Stanley-Cup-Playoffs bestritten (1 Tor, 7 Assists, 55 Strafminuten). Und brutto insgesamt 22,125 Millionen Dollar brutto verdient.
Dank André Rufener. Der hat unter anderem auch Nino Niederreiter, Sven Bärtschi und Sven Andrighetto zu Dollar-Millionären gemacht.