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Eismeister Zaugg

Verkommt das Verfahren gegen Liga-Direktor Ueli Schwarz zu einer Justiz-Posse?

Wie fällt der Entscheid des Sonderrichters im Fall von Ueli Schwarz aus?
Wie fällt der Entscheid des Sonderrichters im Fall von Ueli Schwarz aus?
Bild: PHOTOPRESS
Eismeister Zaugg

Verkommt das Verfahren gegen Liga-Direktor Ueli Schwarz zu einer Justiz-Posse?

Ein «Sonderrichter» klärt bis zum 14. April ab, ob Liga-Direktor Ueli Schwarz den Hockey-Einzelrichter Reto Steinmann beeinflusst hat. Der Freispruch ist eigentlich programmiert.
06.04.2016, 20:1307.04.2016, 09:50
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SCB-Manager Marc Lüthi will offiziell geklärt haben, ob Liga-Direktor Ueli Schwarz sich in die Arbeit vom Einzelrichter eingemischt hat. Es wäre eine an und für sich ungeheuerliche Kompetenzüberschreitung und ein krasser Verstoss gegen die Unabhängigkeit der Hockey-Justiz (Gewaltentrennung). Namentlich geht es Marc Lüthi dabei um die inzwischen wieder aufgehobene, unsinnige Sperre gegen SCB-Stürmer Tristan Scherwey im Halbfinale gegen Davos.

Marc Lüthi hat ein Verfahren gegen Ueli Schwarz gefordert.
Marc Lüthi hat ein Verfahren gegen Ueli Schwarz gefordert.
Bild: KEYSTONE

Das von Marc Lüthi geforderte Verfahren ist inzwischen eröffnet worden. Als «Sonderrichter» (so die offizielle Bezeichnung) fungiert im Auftrag des Verbandes (Swiss Ice Hockey) der Winterthurer Anwalt Andreas Schwarz, mit Ueli Schwarz nicht verwandt. Bis zum 14. April müssen alle Parteien ihre Antworten abgeliefert haben.

Anders als ein Staatsanwalt oder ein Untersuchungsrichter hat Andreas Schwarz keinerlei Rechtsmittel, um von Reto Steinmann und Ueli Schwarz die Offenlegung aller E-Mails oder Handy-Kontakte einzufordern. Er kann lediglich höflich fragen, ob es wahr sei, dass …

Und es hat keinerlei juristische Konsequenzen, wenn jemand den «Sonderrichter» aus Winterthur anlügt oder ihm nur Halbwahrheiten erzählt. Und der Chronist, der die ganze Sache ins Rollen gebracht hat, kann sich auf den Quellenschutz berufen und wird nicht offenbaren, woher er seine Informationen in dieser Sache hat.

Hat Einzelrichter Reto Steinmann unter Beeinflussung von Ueli Schwarz entschieden?
Hat Einzelrichter Reto Steinmann unter Beeinflussung von Ueli Schwarz entschieden?
Bild: KEYSTONE

Auf diese Weise ist die Wahrheitsfindung unmöglich. Das ist an und für sich auch kein Problem. Es geht ja allen primär darum, möglichst ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Und so ist kein Schelm, wer sagt, das Ganze sei eine reine Justizposse mit programmiertem Freispruch.

Andreas Schwarz wird den Beweis für die Einmischung von Ueli Schwarz in die Urteilsfindung im «Fall Scherwey» nicht finden und Reto Steinmann und Ueli Schwarz werden ihm diesen Beweis nicht ohne Not durch ein Geständnis liefern. Sie werden höchstens sagen, man habe natürlich immer wieder miteinander telefoniert und E-Mails ausgetauscht. Aber dabei sei es natürlich nie und nimmer um irgendein Urteil gegangen. Da stehe Gott davor!

Was hältst du von diesem ganzen Theater um Ueli Schwarz?
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Daher dürfte folgendes Urteil ergehen: Es gebe tatsächlich Indizien, dass sich Ueli Schwarz hin und wieder unbotmässig in die Arbeit von Reto Steinmann eingebracht haben könnte. Aber das sei sicherlich nie in böser Absicht sondern nur unterstützend, helfend und beratend geschehen. Und es gebe keinen wasserdichten Beweis für die Einmischung beim Urteil gegen Tristan Scherwey. Also ein Freispruch dritter Klasse.

Swiss Ice Hockey wird sodann bedeutungsschwer dieses Resultat der Ermittlungen des Sonderrichters kommunizieren. Und erklären, man nehme die Sache sehr ernst. Potz Donner! Man werde nun alles analysieren und die Erkenntnis, dass sich Ueli Schwarz ein bisschen eingemischt habe – aber natürlich nur ein bisschen – in diese Analyse einfliessen lassen. Künftig werde allerstrengstens auf eine Trennung von Justiz und Verband geachtet. Es ist fast wie beim «Fall Lewinsky»: Alle gehen eigentlich davon aus, dass Präsident Bill Clinton Sex mit seiner Praktikantin hatte. Aber es gibt eben keinen Beweis. Es waren ja keine Drittpersonen dabei – so wenig wie bei den Gesprächen zwischen Ueli Schwarz und Reto Steinmann.

Reto Steinmann hat inzwischen sein Amt nach 13 Jahren per Ende Saison niedergelegt. Ueli Schwarz ist weiterhin im Amt. Es ist nicht ganz sicher, dass er seinen Posten als Liga-Direktor behält. Es könnte durchaus sein, dass im Laufe des Sommers, wenn sich kaum mehr jemand für Eishockey und niemand mehr für diese Sache interessiert, eine Medienmitteilung von Swiss Ice Hockey kommt.

Gian Gilli wird ja nach der Ski-WM 2017 die Eishockey-WM 2020 managen. Das ist längst beschlossen und offiziell verkündet. Bereits 2009 haben Gian Gilli und Ueli Schwarz gemeinsam mit grossem Erfolg die Eishockey-WM in Bern und Kloten organisiert.

Gian Gilli könnte für die Organisation der Eishockey WM 2020 Hilfe von Ueli Schwarz bekommen.
Gian Gilli könnte für die Organisation der Eishockey WM 2020 Hilfe von Ueli Schwarz bekommen.
Bild: Urs Lindt/freshfocus

In der Medienmitteilung könnte es durchaus heissen, nun übernehme Ueli Schwarz auf ganz besonderen Wunsch von Gian Gilli wieder Einsitz im WM-OK. Dafür sei er mit seinen internationalen Beziehungen und seiner Erfahrung genau der richtige Mann. Man bedauere es einerseits ganz ausserordentlich, dass man Ueli Schwarz nun als Liga-Direktor verliere, schätze sich aber andererseits überglücklich, einen so hervorragenden Mann bei der Organisation der WM 2020 zu wissen.

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tikkanen
06.04.2016 21:07registriert November 2014
Grosses Merci an Chlöisu für die Offenlegung dieser skandalösen Vorfälle rund um den Schwarz Ueli👏🏻 Mit den ständigen Verfahren und willkürlichen Sperren oder nicht sperren wird unser Hockey versiechet. International fehlt uns die Härte an jedem Turnier. Da kann es nicht sein, dass der Ueli ohne Konsequenzen noch den Pseudo Einzelrichterflüsterer macht👎 ML macht was jeder anständige Unternehmer macht, er setzt sich für sein Unternehmen ein👍
So, dass waren jetzt fast zu viel der Kuschelkommentare meinerseits, morgen könnte es wieder leicht polemischer werden, mir si ja nid schütteler😂😂
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Bruno Wüthrich
06.04.2016 21:37registriert August 2014
Egal, wie es heraus kommt, und welche Konsequenzen daraus gezogen werden: Wer einmal beim Verband als Funktionär in Lohn und Brot steht, für den wird immer wieder ein gut bezahltes Pösteli frei.
Es geht jedoch um die Sache. Wenn durch SCB-Lüthis Intervension künftig Einmischungen in die Verbandjustiz unterbunden werden, so ist der Sache weitgehend gedient.
Leise Zweifel, dass es wirklich im Sinne einer unabhängigen Justiz heraus kommen wird, sind jedoch angebracht. Der Ligadirektor wird die Telefonnummer des Einzelrichters, wie immer der künftig heissen mag, auch weiterhin kennen.
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Neun Erkenntnisse nach dem Schweizer Traumstart in die WM-Qualifikation
Viel Last hier, viel Lockerheit da und eine grosse Frage. Das bleibt nach dem 4:0 gegen den Kosovo. Unsere Analyse.
Ein kleiner Erfolg ist ihm doch noch gegönnt. Mitternacht rückt näher in Basel, als es Leon Avdullahu irgendwie gelingt, unbemerkt in den Bus der Kosovaren zu schleichen. Diesen deprimierenden Abend auch noch öffentlich erklären? Muss nicht sein.
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