Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
In 30 Spielen vom Pausenplatz in den Hockey-Himmel. So lässt sich ein Eishockey-Märchen in einem Satz erzählen. Am 7. Mai 2016 hat es begonnen. Die Schweiz verliert das erste WM-Spiel unter Nationaltrainer Patrick Fischer gegen den Aufsteiger (und späteren Absteiger) Kasachstan in Moskau sensationell 2:3 nach Penaltys. Der Begriff «Pausenplatz-Hockey» wird geprägt: Wildes Eishockey ohne Struktur und System. Lustvoll, mutig und spektakulär gespielt. Aber (noch) erfolglos.
Jetzt, im Rückblick, erkennen wir: Es ist der Beginn eines neuen Zeitalters. Des Zeitalters eines neuen Denkens und Selbstvertrauens, das Zeitalter einer neuen Generation. Der Beginn einer Revolution.
Patrick Fischer hatte diese Revolution auch in Lugano als Klubtrainer versucht. Dort ist er noch an den Fährnissen Alltages im Klubhockey gescheitert und musste gehen, als er im Herbst 2015 auf den letzten Platz abgerutscht war. Nur deshalb ist er heute Nationaltrainer.
Damals, an diesem Tag der Niederlage gegen Kasachstan in Moskau, liess sich noch nicht erahnen, wie weit diese Entwicklung gehen würde. Die Schweizer verpassten die Viertelfinals.
TEAM SWITZERLAND IS GOING FOR GOLD!!!!! @SwissIceHockey #IIHFWorlds pic.twitter.com/xuHp27IiyN
— IIHF (@IIHFHockey) May 19, 2018
Jetzt stehen die Schweizer 30 WM- und Olympia-Partien und 742 Tage später mit Nationaltrainer Patrick Fischer im Himmel. Sie spielen am Sonntag (20.15) gegen Schweden zum dritten Mal nach 1935 (2:4 gegen Kanada) in Davos (Arno Del Curto war damals noch nicht HCD-Trainer) und 2013 (1:5 gegen Schweden) um den WM-Titel.
Es gibt noch so ein Eishockey-Märchen. Der Titel dazu: «Vom Lottergoalie zum WM-Held». SCB-Torhüter Leonardo Genoni beginnt diese WM als «Lottergoalie». Beim sensationellen Punktverlust beim Auftaktspiel gegen Aufsteiger Österreich (3:2 n.V) ist er nicht ganz unschuldig. Er wird die Bühne dieser WM als Held und Rekordhalter verlassen: er hat die Schweiz sowohl im Viertelfinale gegen Finnland (3:2) als auch gestern im Halbfinale gegen Kanada zum Sieg gehext. Er lässt sich auch in den hektischen letzten 127 Sekunden nach dem unhaltbaren Anschlusstreffer zum 2:3 nicht mehr überwinden.
Es gibt ein Bilddokument, das die Entschlossenheit der Schweizer zeigt. Nachdem Leonardo Genoni das 1:1 kassiert hat, nimmt er die Maske ab um sich zu erfrischen. Die TV-Kamera hält auf sein Gesicht. Und da ist Trotz, ein «so-jetzt-aber-erst-recht» und nicht die Spur von Frustration oder Resignation zu erkennen.
Die Superlative schienen nach dem Viertelfinale eigentlich ausgereizt. Das Halbfinale gegen Kanada hat nun eine weitere Steigerung gebracht. Es war ein «Jahrhundertspiel». Gegen Finnland gelang die perfekte Leistung. Gestern war das Spiel noch perfekter. Wenn damals im Mai 2016 taktisch noch gespielt worden ist wie auf dem Pausenplatz, dann war die Partie gegen den 26-fachen Weltmeister Eishockey für die taktische Universität.
🇨🇭🇨🇭🇨🇭🇨🇭 pic.twitter.com/gIQZ1t7XTz
— Swiss Ice Hockey (@SwissIceHockey) May 19, 2018
Die kanadische Offensivmaschine mit NHL-Topskorer Connor McDavid zu stoppen (er musste sich mit dem Assist zum 2:3 begnügen), das Offensivspiel der Kanadier zu lähmen und dabei nie in Passivität zu verfallen, immer das Spieldiktat zu behalten und schliesslich im Powerplay den Sieg mit zwei Treffern zum 2:1 und 3:1 zu vollenden – das ist die ultimative, die beste mögliche taktische Leistung im Eishockey. Und ganz nebenbei: alle drei Tore haben Spieler aus der NLA erzielt: Tristan Scherwey und Gaëtan Haas vom SCB und Luganos Gregory Hofmann. Sie alle sind durch die Präsenz der NHL-Titanen besser geworden.
🇨🇭 seem rather pleased #IIHFWorlds pic.twitter.com/4ItDdDInUm
— Luke Fisher (@eurovision_luke) May 19, 2018
Die Finnen hatten uns noch unterschätzt. Die Kanadier nicht. Sie versuchten alles, probierten alles und verzweifelten an einem Gegner, der taktisch perfekt spielte, der sich nie einschüchtern liess, der sich in den Zweikämpfen behauptete, der schneller lief, sich smarter organisierte und verdient triumphierte.
Eine Prognose gegen Schweden? Das Vorrundenspiel haben wir 3:5 verloren. Das liegt schon ein paar Tage zurück und zählt nicht mehr. Wahrlich, für diese Schweizer ist der Himmel die Limite.