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Die SCL Tigers standen nach dem 1:6 in Biel, nach der 6. Niederlage in Serie, auf ganz dünnem Eis. Der Trainerwechsel (Scott Beattie für Benoît Laporte) hatte nichts gebracht. Auch unter dem neuen Trainer hatten die Emmentaler zuletzt dreimal hintereinander verloren.
Eine weitere Niederlage, die vierte in Serie, wäre bereits der Anfang vom Ende für Scott Beattie gewesen. Ein 0:2 im Playoutfinale bei Heimvorteil Biel hätten die Langnauer nicht mehr aufgeholt. Und es wäre bitter für den Nottrainer, der zuletzt für Visp tätig war: er hat noch keinen Vertrag für die nächste Saison. Nicht mehr in Visp und auch noch nicht in Langnau. Er muss Werbung in eigener Sache machen.
Nie mehr seit den Zeiten von Martin Gerber (1994 bis 2001) hat ein Torhüter in Langnau in einem so schicksalsschweren Spiel den Sieg so gestohlen wie Damiano Ciaccio bei diesem 1:0 gegen Biel. Gerber hat Langnau in die NLA gehext (1998) und oben gehalten. Ciaccio hat den SCL Tigers im letzten Frühjahr den Aufstieg ermöglicht. Schafft er nun den Ligaerhalt, dann ist er mehr als bloss eine «Westentaschen-Ausgabe» von Martin Gerber.
Seine Steigerung ist erstaunlich: beim 1:6 in Biel hatte er zum Auftakt der Playout-Finalserie eine Fangquote von 81,82 Prozent – und jetzt eine solche von 100 Prozent. «Er war schon beim 1:6 viel besser als es das Resultat vermuten liesse. Deshalb habe ich ihm wieder das Vertrauen geschenkt» sagt Scott Beattie. «Aber dass er so heiss sein würde, das konnte ich nicht erwarten.»
Biel hätte dieses zweite Playout-Finalspiel auch gegen einen sehr guten Torhüter gewonnen. Aber nicht gegen diesen Damiano Ciaccio. Er hielt einfach alles. Sogar mit einer mirakulösen Schoner-Parade den Penalty von Maxime Macenauer (25.). Der enorm kampfstarke, unkonventionelle Stilist erinnert, wenn er in Hochform ist, immer ein wenig an Dominik Hasek.
Das Selbstvertrauen von Biels Trainer Kevin Schläpfer ist durch diese Niederlage nicht einmal geritzt worden. Sein cooler Auftritt nach der Partie im Kabinengang war bemerkenswert – aber auch verständlich: er hat schon viel kritischere Situationen überstanden. Schon dreimal ist er ohne mit dem Wimpern zu zucken durchs Fegefeuer einer Liga-Qualifikation geschritten ohne sich dabei die Hosenröhren zu versengen.
Also logisch, dass er beim Stande von 1:1 in einem Playout-Finale keine Spur von Zweifel erkennen lässt. Er lobt Langnaus Goalie, spricht von den vielen guten Chancen (tatsächlich dominierte Biel die Partie mit 43:35 Torschüssen), ist auch mit seinem Torhüter Lukas Meili zufrieden und sagt, Damiano Ciaccio habe das Spiel für Langnau entschieden. Aber jeder Ausgang sei möglich gewesen. Er strahlt die lässige Selbstsicherheit aus, die nun einmal zu einem «Hockey-Gott» gehört.
Dieser Auftritt zeigt uns die einzige Chance der Langnauer: Kevin Schläpfer, der ligaqualifikationsgestählte und playoffgesalbte Bandengeneral unterschätzt die SCL Tigers. Eine Behauptung, die er natürlich mit allergrösster Empörung von sich weisen würde, sollte ihn jemand damit konfrontieren.
Aber es ist, wie es ist: Die Bieler unterschätzten Langnau. Diese Überheblichkeit, Damiano Ciaccio und Chris DiDomenico sind die drei Faktoren, die ein nominell unterlegenes Langnau doch noch vorzeitig retten könnten. Der kanadische Leitwolf ging zwar leer aus, war aber ein Leader mit starker Ausstrahlung und wurde von den Fans nach Spielschluss zu Recht noch extra gefeiert.