Mit ziemlicher Sicherheit haben sich seit den Zeiten, als die ZSC Lions während des Umbaus des Hallenstadions im «Stadiönli» spielten, nie mehr so viele Zuschauerinnen und Zuschauer, Chronistinnen und Chronisten, Video-Soldatinnen und -Soldaten in der Kunsteisbahn Oerlikon eingefunden. Niemand hatte ein Inserat geschaltet oder Werbung gemacht. Es ist ja «nur» das Training der ZSC Lions. Es sind mindestens 200 Neugierige da.
Es ist das erste Training unter Arno Del Curto. Beginn um 10.15 Uhr.
🦁 Amtsantritt: Der neue @zsclions -Coach Arno Del Curto läuft das erste Mal vom Olymp über die Strasse zur Trainingshalle! #zsc #Nationalleague pic.twitter.com/q88IX2Z3U9
— MySportsCH (@MySports_CH) 15. Januar 2019
Das Training unter einem neuen Trainer ist ein bisschen wie eine neue Liebe. Alles wird durch die rosarote Brille analysiert. Alle rühmen. Logisch. Wenn jetzt einer kritische Anmerkungen macht, findet er sich für die anstehenden Spiele gegen die SCL Tigers am Freitag in Langnau und am Samstag im Hallenstadion auf der Tribüne wieder. Auf einmal ist alles neu, besser, frischer, dynamischer. Einige Spieler fühlen sich wahrscheinlich auch jünger.
Was ist nun anders? Nun, das Training ist besser als zuvor unter Serge Aubin. Aber nicht, weil der vorherige Trainer sein Handwerk nicht verstand. Es ist ganz einfach so, dass sich jetzt jeder dem neuen Chef im besten Lichte präsentieren will. So ist das immer, wenn der neue Trainer kommt.
Ein kleines Detail, von den meisten wohl übersehen, stimmt zuversichtlich. Arno Del Curto spricht mit den Händen. Sage mir, ob Arno auf dem Eis mit den Händen spricht und ich sage dir, wie gut er drauf ist.
Er ist gut drauf. Er ist in seinem Element. Wenn er mit einem Pfiff aus der Trillerpfeife die Jungs heranholt und etwas erklärt, dann fahren seine Hände durch die Luft wie die eines Dirigenten. Der Herbert von Karajan der Trainer. Ein Karajan mit Baseball-Mütze. Das ist Arno pur. Er schreit nicht herum. Es ist seine Körpersprache, die überzeugt. Und wenn er zwischendurch korrigiert, legt er den Arm kurz wie väterlich-tröstend auf die Schulter eines Spielers. Auch das ist Arno pur: extrem fordernd, aber ebenso fürsorglich. Er überträgt den Führungsstil, den er in Davos gepflegt hat, 1:1 nach Zürich.
Mir wünsched Eu en guete Start, Arno & Lini! #DelCurto #Liniger #Trainerduo #ZSCLions #MirsindZüri
— ZSC Lions (@zsclions) 15. Januar 2019
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Der Anfang ist gemacht. Zieht er diesen Stil auch hier unten in Zürich durch? Sprechen die Spieler, erfolgsverwöhnte Stars, einige Jungmillionäre, die meisten mit der Neigung zur Genügsamkeit, dauerhaft auf diesen neuen Stil an? Bleibt sich Arno in der neuen Umgebung selber treu?
Das sind die entscheidenden Fragen, und die Suche nach den Antworten wird uns in den nächsten Wochen vortrefflichst unterhalten. Es wird nicht einfach für die SCL Tigers am Freitag und am Samstag. Nur wenn sie den ersten Ansturm der «neuen», «aufgeputschten» ZSC Lions überstehen, werden sie eine Chance haben.