Wir zeigen die Top 50 der wichtigsten Spieler der ersten Qualifikationshälfte 2024/25 in einer fünfteiligen Serie. Dies ist der vierte und vorletzte Teil:
32 Spiele, 5 Tore, 6 Assists, 11 Punkte, 26 Strafminuten. +15. Nr. 124 der Liga-Skorerliste, beste Plus/Minus-Bilanz des Teams.
Der Aufstieg vom Captain und Leitwolf bei Absteiger Langnau zum meisterlichen Leitwolf und Captain bei einem Liga-Titanen wie dem SC Bern war schwierig genug. Aber noch viel schwieriger ist es, nach jahrelanger Führungsposition in der Kabine und auf dem Eis zurückzustehen und eine neue, bescheidenere Rolle ohne Murren zu übernehmen und sich weiterhin klaglos in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Genau das ist Simon Moser gelungen: Er ist nach sieben Jahren als Captain abgesetzt und in die dritte und vierte Linie versetzt, seine Eiszeit von einst fast 20 Minuten auf unter 14 Minuten reduziert worden.
Dieser Rollenwechsel hat weder seine Produktivität (schon vor der Weihnachtspause gleich viele Skorerpunkte wie im Vorjahr) noch seiner defensiven Verlässlichkeit geschadet: Moser hat hinter Enzo Corvi die ligaweit beste Plus/Minus-Bilanz aller Schweizer Stürmer. Nun gilt: Neue Rolle, neues Glück – und ein neuer Vertrag: Der SCB hat um ein weiteres Jahr bis 2026 verlängert.
33 Spiele, 9 Tore, 11 Assists, 20 Punkte. 6 Strafminuten. +3. Produktivster Verteidiger HCD.
Manchmal gibt er selbst seinen Freunden Rätsel auf. Als er längst bei den Lakers unterschrieben hatte, sagte er seinem Freund Harri Pesonen, er könne ihm nicht verraten, wo er nächste Saison verteidigen werde. Am 17. Dezember hatte er HCD-Sportdirektor Jan Alston offiziell mitgeteilt, er werde Davos per Ende Saison verlassen, den neuen Arbeitgeber aber nicht verraten. Am 24. Dezember haben dann die Lakers den Transfer bestätigt.
Seine Bewunderer sagen, der Himmel sei die Limite seines Offensivspiels, sie lobpreisen seine Spielintelligenz, seine Passqualität, seine Beweglichkeit, seine Schusstechnik – kurzum alles, was im Hockey gerühmt werden kann. Zwischen 2014 und 2021 bleibt es trotzdem bei 87 NHL-Spielen (13 Punkte). Der Erstrunden-Draft (2014 Anaheims Nr. 14) war ein Irrtum. Nach zwei guten Jahren in Schweden kommt er 2023 nach Bern und wieder sind die Erwartungen himmelhoch. Auch dieser Transfer erweist sich als Irrtum. Trotz recht guter Statistik (25 Spiele/12 Punkte) wird er vorübergehend zu Servette abgeschoben und nach der Rückkehr sitzt er bei drei der sieben Viertelfinalpartien gegen Zug auf der Tribüne.
In Nordamerika und beim SCB verläuft er sich im Niemandsland zwischen offensivem Genie und defensivem Wahnsinn, seit 2018 ist er nie mehr ins WM-Team aufgeboten. Erst in Davos hat der Bruder von Ajoies Anttoni Honka (24) diese Saison die Balance in seinem Spiel gefunden. Der HCD hätte ihn gern behalten.
25 Spiele, 792 Schüsse, 93,94 Prozent abgewehrt.
Was wäre Biel ohne Harri Säteri? Wahrscheinlich mitten in einem dramatischen Jura-Drama: Im heroischen Ringen mit Ajoie um den letzten und zweitletzten Platz. Zwar vermochte auch er als Weltmeister und Olympiasieger Biel im Frühjahr 2023 «nur» bis zum 7. Finalspiel, aber nicht zum Titel hexen. Aber er ist jetzt im dritten Jahr in Biel in einer Phase des Wiederaufbaus zum mit Abstand wichtigsten Einzelspieler geworden: Säteri hält mit seinen Paraden die Bieler im Playoff-Rennen, letzte Saison hatte er nicht weniger als 1110 Pucks gestoppt.
Kein anderer Torhüter hat diese Saison so viele Pucks abgewehrt (744), nur Reto Berra hat noch mehr Spiele bestritten (aber nur 578 Pucks gestoppt) und ob dieser Extrembelastung ist seine Fangquote so hoch einzuschätzen wie noch nie in Biel. Neben Langnau (Stéphane Charlin) ist kein anderes Team der Liga so extrem von seinem Torhüter abhängig.
31. Spiele, 13 Tore, 22 Assists, 35 Punkte, 4 Strafminuten. -15. Nr. 2. der Liga-Skorerliste.
2020 kommt er als bester Torschütze der finnischen Liga nach Ambri (33 Tore und 22 Assists in 54 Partien). Er wird im alpinen Hochtal nicht glücklich. Aber erneut sagen die Zahlen (17 Tore, 8 Assists in 35 Spielen): Vollstrecker, nicht Spielmacher. So war es auch letzte Saison in Finnland: 23 Tore, 20 Assists in 60 Spielen. Ein Vollstrecker also.
Jahrelang war er auf dem Radarschirm der NHL und Anaheim hat im Draft von 2015 seine Rechte erworben (Nr. 15), ohne ihn je in der NHL einzusetzen. Die NHL-Scouts sind sich bis heute einig: Julius Nättinen ist kein Vollstrecker, sondern ein smarter Spielmacher und Allrounder, effizient in allen drei Zonen, im Spiel mit und ohne Scheibe und auch vorzüglich geeignet fürs Boxplay. Eigentlich ein Defensivstürmer.
Die Wahrheit ist wohl die: Julius Nättinen ist einer der smartesten Spieler der Liga und kann seine ganze Mannschaft in allen drei Zonen besser machen. Und eine andere, eine romantische Wahrheit: Zwischen hohen Bergen (wie in der Leventina) fühlte er sich eingeengt. Eingebettet in sanften Hügeln wie in der Ajoie, die an das Auenland von Tolkien mahnen, blüht er auf. Dass er nicht einfach einzuschätzen ist, mag sich auch daran zeigen, dass er einer der besten Finnen ist, die noch nie in ein WM-Team berufen worden sind.
30 Spiele, 14 Tore, 13 Assists, 27 Punkte, 42 Strafminuten, +6, 30. Nummer 13 der Liga-Skorerliste, EVZ-Topskorer, bösester Zuger.
Wie gut ist er tatsächlich? Diese Frage ist beim besten Torschützen und Topskorer eines Spitzenteams wie Zug eigentlich eine Provokation. Aber eben doch nicht ganz unberechtigt. Daniel Vozenilek bringt zwar mit einer Schwinger-Postur (190 cm/98 kg) – wie erhofft und erwartet – Schmirgelpapier und Emotionen ins Spiel.
Im «Goldenen Herbst» hat er zwischen dem 5. Oktober und dem 2. November in elf Spielen hintereinander ein Tor erzielt. Mehr rocken geht in der Offensive nicht. Aber vor der Weihnachts-Pause hat er in 13 Partien nur noch ein einziges Mal – gegen Langnau – ins gegnerische Tor getroffen. Er mahnt zwar an einem guten Abend ein wenig an HCD-Tormaschine Matej Stransky. Aber sein Spiel ist einseitiger und weniger komplett: Ihm fehlen die läuferische Explosivität und die Leichtigkeit des Gleitens. Er muss seine Tore mit Schlauheit hart erarbeiten.
Die vielleicht alles entscheidende Frage werden wir erst in den Playoffs beantworten können: Wie kurz ist Vozenileks Zündschnur? Will heissen: Wird er sich durch Provokationen vom Spiel ablenken lassen? So oder so dürfen wir beste Unterhaltung erwarten.
23 Spiele, 14 Tore, 16 Assists, 30 Punkte, 10 Strafminuten, +9. Bester Torschütze, beste Plus/Minus-Statistik bei Servette.
Nach zwei Jahren haben sich Markus Granlund und Lugano getrennt. Was auch immer die Gründe für die Scheidung sein mögen – diese Trennung reiht sich ein in eine Serie von erstaunlichen Fehlentscheidungen, Irrtümern und Missverständnissen, die Luganos Ausländerstrategie seit Menschengedenken prägen. Nun orchestriert der charismatische finnische Leitwolf eben die Offensive bei Servette: Er schultert am zweitmeisten Eiszeit der Stürmer, ist der beste Vollstrecker, bringt am meisten Pucks aufs gegnerische Tor und hat die beste Plus/Minus-Statistik im Team.
Granlund ist einer der komplettesten, dominantesten Stürmer der Liga und ohne jede Boshaftigkeit dürfen wir sagen: Luganos Sportdirektor Hnat Domenichelli würde den Hockeygöttern auf den Knien für einen ausländischen Stürmer wie Markus Granlund danken. Oder auf den Knien um mehr Weisheit bitten, um künftig dazu in der Lage zu sein, den Wert eines Stürmers wie Markus Granlund – immerhin Olympiasieger – richtig einzuschätzen und in Luganos Hockeykultur zu integrieren.
21 Spiele, 624 Schüsse, 92,79 Prozent abgewehrt.
Meister war er noch nicht, charismatisch wie Leonardo Genoni ist er auch nicht und seit Karriere-Beginn steht er im Schatten vermeintlich besserer Schweizer Goalies. Sandro Aeschlimann ist eben mehr verlässlicher «Fleissgoalie» als magisches Torhüter-Talent.
Das mag ein Grund sein, warum der Ur-Emmentaler aus Zäziwil zwar schon je einmal im WM- und Olympiateam war, aber auf diesem höchsten Level nur ein einziges Spiel bestreiten konnte. Wer will, kann ihn auch als den meistunterschätzten Schweizer Torhüter der letzten 30 Jahre bezeichnen. 2019 hat er Zug verlassen, um nicht im überlangen Schatten Genonis der Vergessenheit anheimzufallen und hat sich in Davos stetig weiterentwickelt. Aeschlimann ist bei der Rückkehr der Davoser an die nationale Spitze der wichtigste Einzelspieler und hat diese Saison seine besten statistischen Werte erreicht.
25 Spiele, 12 Tore, 11 Assists, 23 Punkte. 8 Strafminuten. +3. Lausannes bester Schweizer Stürmer.
Er wird eher früher als später doch noch seine Chance in einer NHL-Organisation bekommen. Der kanadisch-schweizerische Doppelbürger wechselte von Lausannes Nachwuchs ins nordamerikanische Juniorenhockey und bewährte sich sechs Jahre auf höchstem Niveau (QMJHL). In den letzten zwei Saisons war Rochette gar als Captain bei den Quebec Ramparts, die er 2023 mit sagenhaften 106 Punkten aus 65 Qualifikationspartien und nochmals 21 Punkte aus 18 Playoffspielen zum Gewinn des Memorial Cups, der nordamerikanischen Juniorenmeisterschaft, führte.
Mehr geht nicht – und doch ist er im NHL-Draft übergangen worden. Vielleicht auch, weil rundherum fast zu viel Wirbel inszeniert worden ist und er keine NHL-Postur hat (180 cm/78 kg). Also ist er im Sommer 2023 nach Lausanne zurückgekehrt und stürmte in seiner ersten Profi-Saison gleich bis in den Playoff-Final gegen die ZSC Lions. Nun ist er drauf und dran, seine letztjährige Statistik (47 Spiele, 12 Tore, 18 Assists) bei weitem zu übertreffen: Er ist bereits vor der Weihnachtspause bei 11 Toren angelangt und bewährt sich auch in seiner zweiten Profi-Saison als kompletter Stürmer (+11-Bilanz). Sein Vater Stéphane Rochette war Profi-Schiedsrichter in der National League.
27 Spiele, 14 Tore, 13 Assists, 27 Punkte. 12 Strafminuten. +16. ZSC-Topskorer, beste Plus-/Minus-Bilanz Stürmer ZSC
Er dürfte eine der besten Rolex sein, die je auf dem internationalen Transferwühltisch gefunden worden sind. 20 Jahre lang hat Grant in Nordamerika gespielt und es auf 780 Partien in der NHL und AHL gebracht: 446 (134 Punkte) in der NHL, 334 in der AHL (188 Punkte). In dieser Zeit verdiente er etwas mehr als 10 Millionen Dollar brutto. Im Sommer 2023 schien seine Laufbahn zu enden: Kein neuer Vertrag in der NHL und doch schon 33 Jahre alt.
Doch dann entscheidet er sich zu einer Karriereverlängerung in Europa: Er kennt ZSC-Trainer Marc Crawford seit seiner Kindheit. Er hat mit dessen gleichaltrigen Sohn Dylan einst in Vancouver gespielt. Sportchef Sven Leuenberger erwartet keinen Topskorer. Er sieht ihn eher als hochklassigen Ergänzungsspieler, der mit Kraft, Erfahrung, Sicherheit an der Scheibe und Schlauheit für defensive Stabilität sorgt und dazu beiträgt, dass die Mitspieler weniger herumgeschubst werden.
Und siehe da: Gekommen ist ein Topskorer. Der Kanadier trägt als bester Torschütze der Playoffs wesentlich zum Titelgewinn von 2024 bei und nun trägt er in der laufenden Saison das Ehrengewand des Topskorers. Er ist der beste Passgeber im Team. Derek Grant ist ein geborener Leitwolf und Gentleman mit vorzüglichen Manieren und sein Einfluss auf die Chemie des Teams kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
32 Spiele, 18 Tore, 8 Assists, 26 Punkte, 16 Strafminuten. +17. Bester Torschütze der Liga und beste Plus/Minus-Bilanz Davos.
Er wird diese Saison zum fünften Mal hintereinander mehr als 20 Tore und 40 Punkte für den HC Davos beisteuern. Diese Konstanz ist aussergewöhnlich in einer Zeit, in welcher Bildermaschinen einen Spieler «gläsern» machen und es für Coaches so einfach ist wie noch nie, Mittel und Wege zu finden, um gegnerische Schlüsselspieler zu neutralisieren.
Seine Kombination aus NHL-Postur, Explosivität, Beweglichkeit, Spielintelligenz und Stocktechnik macht ihn zur perfekten «Tormaschine» für unsere Lauf- und Tempoliga. Zudem ist er weder offensiver Hasardeur noch Profiteur: Stransky weist die beste Plus/Minus-Bilanz seiner Mannschaft auf. Es ist schon erstaunlich, dass er es zwischen 2013 und 2017 nicht in die NHL geschafft hat und in den Farmteams darben musste (312 Spiele/134 Punkte). Immerhin ist er 2024 mit Tschechien Weltmeister geworden.