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Die Bezeichnung «Spieleragent» hat bei uns nach wie vor ein wenig den Schwefelgeruch des Unseriösen. Im Nordamerikanischen Sport sind die Agenten hingegen hoch angesehene Spezialisten, die eine entsprechende Ausbildung und Zertifizierung benötigen. Sie spielen eine zentrale Rolle. Wer nicht durch den richtigen Agenten vertreten wird, kann Millionen verlieren. Ja, eine NHL-Karriere kann davon abhängen, ob ein Spieler den richtigen Agenten wählt. Wie mehrere Beispiele aus unserem Hockey zeigen.
Nino's deal pays him $4.6 million next season, $6.075M in 18-19, $5.85M in 2019-20, $4.25M in 2020-21 (lockout?) and $5.475 M in 21-22
— Michael Russo (@Russostrib) 30. Juli 2017
André Rufener ist mit Abstand der erfolgreichste Schweizer NHL-Agent. Er hat nicht nur die Karrieren von Sven Bärtschi, Nino Niederreiter und Sven Andrighetto gerettet – er hat auch alle drei zu Millionären gemacht. Nun hat er für Nino Niederreiter einen Fünfjahresvertrag im Gesamtwert von 26,25 Millionen Dollar (5,25 Millionen pro Jahr) herausgeholt. Nach einem bemerkenswert klugen, geduldigen Verhandlungspokerspiel inkl. Anrufung des NHL-Salär-Schiedsgerichtes. Es ist der beste Vertrag, den je ein Schweizer Spieler bekommen hat.
Es ist keine grosse Kunst, Jahrhunderttalente wie Patrick Kane oder Sidney Crosby zu vertreten. Die wahre Kunst ist es, Karrieren zu retten und Klienten zu vertreten, die zwar das Potenzial zum Millionär haben, die aber auch scheitern können. Für solche Spieler ist es von existenzieller Bedeutung, den richtigen Agenten zu finden.
Im Idealfall identifiziert sich der Agent mit seinem Spieler und die beiden bilden eine «Schicksalsgemeinschaft.» Der Agent kennt die Stärken und Schwächen seines Spielers sehr genau und im Idealfall weiss er auch, zu welcher NHL-Organisation sein Klient passt und wie die jeweiligen NHL-General-Manager ticken.
André Rufener ist so ein Spezialist. Vielleicht hängt es mit seiner eigenen Karriere zusammen. Er war als Spieler nie ein Star und seine über 600 Nationalliga-Partien zwischen 1989 und 2006 spielte er für Kloten, Biel, Davos, die Lakers, GC, Herisau, Zug und Thurgau. Und als Agent wurde er erst einmal das Opfer einer Intrige und musste nach dem Rauswurf bei «4Sports» wieder von vorn anfangen.
Nicht viele kennen die Klippen und Untiefen im Hockey-Business aus eigener, manchmal auch bitterer Erfahrung, so gut. Er ist daran nicht zerbrochen. Er hat die Lehren gezogen und ist heute der erfolgreichste NHL-Agent mit Schweizer Pass.
Nino Niederreiter, Sven Bärtschi und Sven Andrighetto würden, hätten sie den falschen Agenten, wahrscheinlich nicht mehr in der NHL spielen. Nino Niederreiter war bei den New York Islanders in die Sackgasse geraten und spielte – als Erstrunden-Draft! – nur noch im Farmteam.
André Rufener gelingt es, General Manager Garth Snow dazu zu bringen, Nino Niederreiter noch während der Laufzeit des Einstieg-Pflichtvertrages («Entry Level Contract») nach Minnesota zu transferieren. Und dort ist Nino Niederreiter der Knopf aufgegangen. Ohne diesen Transfer hätte seine NHL-Karriere in New York enden können. Bei einem General Manager einen Transfer (bzw. ein Tauschgeschäft) für einen Klienten anzuregen und dann noch durchzubringen ist so ziemlich die heikelste Sache für einen Agenten. Nur einer mit einem sehr guten Einfühlungsvermögen ist dazu in der Lage.
Auch Sven Bärtschi war als Erstrunden-Draft in Calgary in die Karriere-Sackgasse und ins Farmteam geraten. Und auch ihm hat André Rufener die NHL-Zukunft gerettet. Es brachte es fertig, einen Transfer von Calgary nach Vancouver zu orchestrieren – eine hochheikle Sache. Denn Calgary gab seinen Erstrunden-Draft an den Lokalrivalen Vancouver ab. In Vancouver hat sich Sven Bärtschi in der NHL etabliert und er verdient nächste Saison 2 Millionen Dollar.
Montréal schien für Sven Andrighettos NHL-Endstation. Zeitweise wurde er ins Farmteam verbannt. Dann trennte er sich von Rich Winter und wechselte zu André Rufener – und «Rufi» hat ihm letzte Saison eine Fortsetzung der NHL-Karriere zu angemessenen Konditionen ermöglicht.
Erst brachte er Montréals General Manager dazu, Sven Andrighetto nach Denver (Colorado) zu transferieren. Zu einem offensiv so schwachen Team, dass Sven Andrighetto gute Chancen hatte, Stammspieler zu werden – und tatsächlich ist er es inzwischen geworden und gehört mit einem Zweijahres-Einwegvertrag im Wert von 2,5 Millionen zu den Dollarmillionären von André Rufener, zu denen auch Luca Sbisa zählt.
Yannick Weber wird seit Jahren schlecht bezahlt und nächste Saison dürfte er nun mit ziemlicher Sicherheit der meistunterbezahlte NHL-Profi sein. Er hat Erfahrung aus mehr als 400 NHL-Partien, diese Saison mit Nashville das Stanley Cup-Finale erreicht und auch im Finale regelmässig gespielt. Sein Vertrag, letzte Saison mit 575'000 Dollar wahrlich nicht fürstlich, ist nun für ein gemessen an seinem Potenzial lächerlichen Salär von 650'000 Dollar um ein Jahr verlängert worden – für 50'000 weniger als Mark Streit (39) nächste Saison in Montreal bekommt (!), der von Pittsburgh im Finale nicht mehr eingesetzt worden ist.
Da in den USA die Hälfte des Lohnes durch Steuern verloren geht, würde Yannick Weber in der Schweiz mehr verdienen. André Rufener hätte für ihn in der NHL mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Mehrjahresvertrag mit mindestens 1,5 Millionen pro Saison herausgeholt.
Was ist da schiefgelaufen? Yannick Webers Agent Pat Brisson ist einer der Titanen des Geschäftes. Er vertrat Grössen wie Martin Brodeur, Rob Blake oder Chris Chelios und ist heute der Interessenvertreter von Stars wie Sidney Crosby, Patrick Kane, Jonathan Toews oder Anze Kopitar. Also vom Prestige her eine andere «Hubraumklasse» als André Rufener. Er orchestriert auch die Karriere von Mark Streit – auch Mark Streit war (und ist noch immer) eine Nummer grösser als Yannick Weber.
Aber rennt ein Agent, der die Besten der Besten vertritt, für einen «Nobody» wie Yannick Weber von Pontius zu Pilatus? Identifiziert sich einer wie Pat Brisson mit einem Klienten wie Yannick Weber und setzt alle seine Beziehungen und all seinen Einfluss ein, um ihn zum Millionär zu machen? Wahrlich kein Schelm, wer sagt: wahrscheinlich eher nicht.
Wir lernen daraus: Ein Spieler, der in der NHL eine «kleine Nummer» ist, sollte sich nicht von einem Agenten vertreten lassen, der für ihn eine Nummer zu gross ist. Die richtige Wahl des Agenten hat Nino Niederreiter soeben zum bestbezahlten Schweizer Spieler aller Zeiten gemacht – und die falsche Wahl des Agenten Yanick Weber Millionen gekostet.