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Die Berner haben diese erste Playoff-Finalpartie in der Resega verloren, weil sie sich und ihrem Stil untreu geworden sind. Offensiver Übermut, zu stürmischer Vorwärtsdrang hat am Ende zum Siegestreffer (5:4) für Lugano geführt. Der SCB hat im letzten Drittel spektakuläres Lugano-Hockey gespielt – aber Lugano kann Lugano-Hockey besser spielen als der SCB.
» Hier gibt's alle Highlights der ersten Finalpartie im Video.
Die Intensität (und das Niveau) dieser ersten Partie war hoch. Aber wenn der SCB Meister werden will, muss die Intensität noch höher werden. Oder um es noch einfacher zu sagen: Die Berner müssen härter zur Sache gehen, böser werden, stärkere Emotionen entfachen und ihre talentierteren Gegenspieler so provozieren, dass sie sich nicht mehr aufs Spiel konzentrieren können. Playoff-Hockey eben. In dieser ersten Partie hat Lugano seine hohe Spielkultur durchgesetzt und gewonnen. Mit «Lugano-Hockey» kann der SCB nicht Meister werden.
Der SCB liegt erstmals in den Playoffs 2016 zurück. Zum ersten Mal ist der Puck nicht den Weg der Berner gegangen. Kann Trainer Lars Leuenberger reagieren? Jetzt kommt die grosse Bewährungsprobe für ihn. Bisher musste er die grosse SCB-Maschine nur ein bisschen justieren. Aber Änderungen oder gar eine neue Programmierung waren nie nötig. Wer will, kann auch sagen: Es ist für Lars Leuenberger alles wie von selbst gelaufen.
Das ist nun nicht mehr so. Der SCB ist zum Auftakt vom rechten Weg abgekommen und es ist nun am Trainer, dafür zu sorgen, dass der SCB wieder seine Identität findet und «sein» Hockey spielt. Die Berner sind physisch stärker, aber sie können nicht mit Luganos offensiven Künstlern tanzen. Tun sie dies so wie vor allem im letzten Drittel dieser ersten Partie, dann ist das Finale nach vier Spielen vorbei.
Lugano ist es gelungen, dem SCB im besten Wortsinne davonzulaufen. Das ist Luganos grosse Chance. Denn die Energie der schwedischen Zauberkünstler reicht wahrscheinlich nicht für mehr als fünf Spiele «Firewagon-Hockey». Die Gefahr, dass Luganos Offensivkünstler vor der Ziellinie mit leeren Tanks stehen bleiben, ist erheblich. Einen Sprint über fünf Partien kann Lugano gewinnen. Aber nicht einen Langstreckenlauf, einen Zermürbungskampf über sieben Spiele.
Wir haben im ersten Spiel das wahre Lugano gesehen. Das «Kavallerie-Hockey» von Doug Shedden hat funktioniert: die schwedischen Stürmer hatten bei vier der fünf Treffer den Stock im Spiel. Zum ersten Mal in diesen Playoffs ist es dem SCB nicht gelungen, die besten gegnerischen Spieler im Schach zu halten.
Erstaunlich war nicht nur Luganos offensive Feuerkraft. Eher noch erstaunlicher: die Balance zwischen Offensive und Defensive ist nicht verloren gegangen. Die Verteidiger (Furrer, Vauclair, Hirschi) haben die Defensive erstaunlich gut zusammengehalten. Viel besser kann Lugano nicht mehr spielen.
Wir haben also in dieser ersten Partie das wahre Lugano gesehen. Aber noch nicht den wahren SCB. Wenn Lugano beim Auftakt 90 Prozent seines Potenzial umgesetzt hat, dann waren es beim SCB höchstens 60 Prozent.
Aus der Vergangenheit wissen wir, dass ein Playoff-Finale am Ende des Tages nicht auf spielerischen Tanzböden entschieden wird. Sondern in den defensiven Maschinenräumen der eigenen und der neutralen Zone. Selbst die spielerisch grossen Meisterteams dieses Jahrhunderts der ZSC Lions und des HC Davos verdankten ihre Triumphe eher der Taktik und der Organisation als der spielerischen Brillanz und reinem Talent. Und die SCB-Meisterteams von 2004, 2010 und 2013 sowieso.
Der letzte spielerisch grosse, magische Meister war 2006 der HC Lugano. Und nun haben wir zum Auftakt den spielerisch besten HC Lugano seit 2006 gesehen. Einen HC Lugano mit genug Talent, um auf dem spielerischen Tanzboden ein Finale zu entscheiden. Wie 2006. Aber der wahre SCB – den SCB, den wir im Viertel- und im Halbfinale gesehen haben – ist besser als der HC Davos, der 2006 Luganos Finalgegner war.