Es ist die Geschichte eines kleinen Medien-Dramas. Die WM beginnt in Prag für die Schweiz mit dem Spiel gegen Norwegen (5:2). Reto Müller ist nicht da. Christoph Sterchi kommentiert.
Die zweite Partie gegen Österreich (6:5). Reto Müller ist wieder nicht da. Christoph Sterchi kommentiert.
Dann das Drama gegen Tschechien (2:1 n.V) mit Kevin Fiala. Reto Müller fehlt immer noch. Erneut kommentiert Christoph Sterchi. Was ist los?
Thomas Ammann, Teammanager Sport beim staatstragenden Fernsehen SRF klärt auf: «Reto Müller litt in den vergangenen Tagen an einer starken Erkältung, die auch seine Stimme in Mitleidenschaft zog und einen Einsatz in Tschechien verunmöglichte. Kurzfristig sprang Radio-Reporter Christoph Sterchi ein, der für Radio SRF 3 vor Ort ist. Solche Krankheitsfälle kommen mitunter vor, können dank Flexibilität jedoch in den allermeisten Fällen adäquat kompensiert werden. Reto Müller kommt zum Einsatz, sobald es seine Gesundheit zulässt.»
Reto Müller antwortet auf einen Hosentelefon-Anruf nicht, schreibt aber sofort per WhatsApp: «Danke für deine Nachfrage. Nach starker Erkältung war meine Stimme sehr angeschlagen. Bin in Prag und hoffe, dass es bald losgehen kann.» Aktuell sei dies der beste Kommunikationsweg: «Dann kann ich meine Stimme noch etwas schonen und dann hoffentlich baldmöglichst wieder brauchen …»
So kommt es also, dass Christoph Sterchi ans TV-Mikrofon muss. Thomas Ammann sagt, es gebe für solche Situationen keine im Voraus definierte Ersatzperson: «Bei einem Ausfall wird jeweils individuell eine Reorganisation aufgrund der aktuellen Situation vorgenommen.»
Nun ist ab sofort Reto Müller wieder da und Christoph Sterchi konzentriert sich wieder auf die Radio-Einschaltungen. Er sagt: «Alle Beteiligten haben vor Ort einen Zusatzaufwand auf sich genommen, damit im TV, im Radio und Online alle Inhalte wie geplant produziert werden konnten. Unser Team hat vor Ort den kurzfristigen Ausfall von Reto Müller gemeinsam aufgefangen. Ich bin froh, dass Reto Müller wieder an Bord ist.»
Ein wenig boshaft können wir sagen: Einen Tag nach Kevin Fiala ist nun ab dem Spiel gegen Grossbritannien auch beim SRF-Medienteam der «Star» in Prag angekommen. Reto Müller ist – wenn wir schon beim sportlichen Vergleich sind – der Kevin Fiala der SRF-Hockeykommentatoren. Christoph Sterchi eher einer wie Sven Senteler.
Aber eigentlich ist das boshaft. Natürlich ist Christoph Sterchi am TV-Mikrofon kein «emotionaler Brandbeschleuniger». Seine sachlich-nüchterne Art mahnt mehr an Sven Sentelers verlässliche Teamarbeit als an die Spielkunst von Kevin Fiala. Aber dabei wird das Potenzial des Berners arg unterschätzt. Sowohl was seinen Unterhaltungswert als auch sein Fachwissen betrifft. Ja, er ist wahrscheinlich der einzige SRF-Kommentator, der von der Sache noch mehr versteht als sein Experte (in Prag Philippe Furrer).
Christoph Sterchi arbeitet seit 27 Jahren bei SRF und ist aktuell «Leiter Content und Formate Sport» und verantwortlich für die Radio-Sportinhalte und die Inhalte des Sportpanoramas. Zudem ist er regelmässig auch als TV-Kommentator mit dem Eishockey-Nationalteam der Frauen unterwegs.
Sein Vater Max Sterchi war eine SCB-Funktionärslegende, sein Sohn Simon stürmt beim EHC Olten. Er hat zwei Partien für den SCB und über hundert in der höchsten Amateurliga bestritten. Als Medienprofi war er im letzten Jahrhundert ein bissiger Boulevard-Chronist beim Blick und Sportchef bei der Berner Zeitung. Und vor allem: In den 1990er Jahren hatte er als Radio-Unterhalter beim Berner Lokalradio Extra BE hohen Kultstatus. Zusammen mit Remo Sterchi (mit dem er nicht verwandt ist) kommentierte er regelmässig eine Stunde lang im Sendegefäss «Sterchi & Sterchi» satirisch das Weltgeschehen. Warum eigentlich nicht auf Radio SRF 3 aus Prag eine Satire-Hockey-Sendung «Sterchi & Furrer»?
Ich meine Reichert und Weber sind richtig gut!
Im Gegensatz zu einigen MySports Experten wie zB Röthlisberger, Bührer oder Selbstdarsteller Helfenstein!