Wieder eine Transfer-Niederlage – das grösste Problem hat der SCB neben dem Eis
Sandro Aeschlimann bleibt lieber in Davos. Ludovic Waeber zügelt nach Fribourg und nicht nach Bern. Ken Jäger wechselt von Lausanne nach Davos und nicht nach Bern. Dominik Egli wird neuer Verteidigungsminister in Davos und nicht in Bern. Simon Knak hat bei den ZSC Lions unterschrieben und nicht in Bern. Der letztjährige Liga-Topskorer Austin Czarnik stürmt inzwischen für Lausanne, weil ihn die Berner auf später vertrösteten, als er verlängern wollte. Der einzige Erfolg an der Transferfront: Dario Rohrbach stürmt ab nächster Saison beim SCB.
Allerdings wollte kein anderer Klub das Vierjahres-SCB-Angebot für einen Spieler überbieten, der erst eine einzige gute Saison vorzuweisen hat. Und es ist ein in SCB-Kreisen gerne erzähltes Märchen, die Rückkehr von Ludovic Waeber nach Fribourg sei immer eine klare Sache gewesen und da habe man nichts machen können. Das Gegenteil ist wahr: Waeber stand vor der Vertragsunterschrift beim SCB. Aber die Berner waren ein wenig saumselig, unterschätzten die Situation und drückten zu wenig energisch auf die Unterschrift. Fribourgs Sportdirektor Gerd Zenhäusern konterte die Offerte gerade noch rechtzeitig und machte den Stich im Transferjass.
Eine amüsante Episode aus diesen Tagen mag zeigen, warum der SCB so viel Mühe hat auf dem Transfermarkt. Der Agent eines Nationalspielers mit auslaufendem Vertrag testet den Markt und erkundigt sich am letzten Donnerstag per SMS bei SCB-Obersportchef Martin Plüss. Am Samstag geruht sich der Obersportchef zurückzurufen und teilt mit, er habe die Angelegenheit an Untersportchef Diego Piceci delegiert. Der werde sich melden. Am Montag wartete der Agent noch immer auf einen Anruf.
Der betreffende Nationalspieler ist zwar kein WM-Silberheld und sein Wechsel zu Bern würde die Hockeylandkarte nicht neu zeichnen. Aber mit seiner Spielweise würde er zur alten SCB-Kultur passen (weniger zur neuen Schablonen-Kultur) und wäre in jedem Fall eine wertvolle Ergänzung.
Es ist letztlich unerheblich, ob in dieser Sache noch etwas geht. Der SCB muss ohnehin seine Kräfte auf einen «Blockbuster-Transfer» konzentrieren, um endlich das Signal zu senden: «Wir sind auch noch da.» Eigentlich müsste der SCB alles daransetzen, Fribourg den offensiven Leitwolf Sandro Schmid auszuspannen. Und immerhin gibt es nach wie vor ein paar Spieler, für die der SCB doch noch interessant ist. Weil sie bei den ZSC Lions, Lausanne, Davos oder Servette nicht mehr ganz zuoberst auf der Liste stehen. Es wäre beispielsweise eine weitere SCB-Transferniederlage, wenn Nico Gross in Davos verlängert und Tyler Moy oder Jonas Taibel nicht nach Bern wechseln. Geld lagert in den SCB-Geldspeichern genug.
Die vorgängig erwähnte Episode zeigt, dass die Berner immer noch nicht vom hohen Ross heruntergestiegen sind, auf das sie nach drei Titeln in vier Jahren gestiegen sind. Sie haben noch nicht vollumfänglich realisiert, dass sie nicht mehr eine der ersten Adressen im Land sind.
Ein rühriger Sportchef hätte sich längst beim erwähnten Agenten nach dem Stand der Dinge erkundigt. Es ist bekannt, dass der bisherige Arbeitgeber des betreffenden Nationalspielers eine Verjüngung anstrebt und den Vertrag nicht verlängern wird.
Ein tüchtiger Sportchef erkundigt sich laufend im Markt über Spieler, auch über solche, die er am Ende des Tages gar nicht zu verpflichten gedenkt. Damit er den Puls des Marktes spürt. Damit er weiss, was wo läuft und wer wo nicht mehr glücklich ist. Damit er besser einschätzen kann, welche Löhne hier und dort angemessen sind. Sportchef ist kein Job. Ein Sportchef übernimmt eine Mission. Eine Aufgabe, die gerade in den Monaten, in denen die Transfer-Würfel fallen, ein Engagement von 24 Stunden am Tag und notfalls auch noch in der Nacht erfordert.
Es scheint, dass sich diese Berufsauffassung beim SCB noch nicht vollumfänglich durchgesetzt hat und möglicherweise von ganz oben nach wie vor zu wenig energisch eingefordert wird. Obwohl sich ja zwei überaus tüchtige, fähige und respektable Spezialisten den Sportchef-Job teilen und die Belastung untereinander ausjassen können. Ende der Polemik und nüt für Unguet.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
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Er ist
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