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Der EV Zug ist zu einem Hockey-Musterunternehmen geworden. Auf allen Ebenen. Wirtschaftlich, administrativ, sportlich. Der EVZ funktioniert. Mit bemerkenswerter Gelassenheit haben die Zuger im Oktober gar eine Serie von sieben Niederlagen sozusagen ohne mit der Wimper zu zucken durchgestanden.
Die Mannschaft ist wie nach dem Lehrbuch zusammengestellt. Ein guter Torhüter, vorzügliches ausländisches Personal, eine starke Mittelachse und dank dem Farmteam genügend Tiefe im Kader. Und Cheftrainer Harold Kreis weiss, wie man Meister wird. Er ist Luganos letzter Meistertrainer (2006) und hat auch mit den ZSC Lions die Meisterschaft gewonnen (2008). Rund um Zug war es im Laufe dieser Saison nahezu windstill. Was nicht unbedingt eine gute Vorbereitung auf Extremsituationen ist.
Bei den ZSC Lions ist diese Saison so ziemlich alles anders als in Zug. Kaum eine ruhige Woche. Von allem Anfang an Polemik um den Trainer und folgerichtig die Entlassung von Hans Wallson. Mit dem Trainerwechsel zu Hans Kossmann ist auch ein Stilwechsel verbunden.
Und nur eine der vier Ausländerpositionen ist wirklich erstklassig besetzt (Fredrik Pettersson). Rund um die ZSC Lions war es im Laufe dieser Saison noch nie windstill. Für aussergewöhnliche Situationen sind die Zürcher bestens gerüstet.
So professionell und straff geführt, so wirtschaftlich stabil die Organisation der ZSC Lions auch sein mag – diese Saison werden wir das Gefühl nicht los, einer Hockey-Oper beizuwohnen, in der die Akteure planlos auf- und abtreten, in der die Kulissen – pomphafte, bunte, reiche Kulissen und doch aus Sperrholz und Pappe – nach Belieben aufgestellt und weggeräumt werden.
Das ist das Charakteristikum dieser verrückten Zürcher Saison, in der seit dem letzten Herbst das Grosse, Kühne, Ernste neben dem Parvenühaften, Gewöhnlichen, Lächerlichen und Unseriösen liegt und nun in den Playoffs alles unentwirrbar ineinander verschlungen und untrennbar verzahnt ist.
Das seriöse, freundliche, ruhige, tüchtige, berechenbare Zug, das ein wenig an ein «Bundesamt für Hockey» gemahnt, ist ausgerechnet gegen diese ZSC Lions in Rücklage geraten. Was theoretisch eigentlich nicht sein kann. Nicht sein sollte.
Aber Playoffs folgen selten der fachlichen Logik. Vor allem dann nicht, wenn eine Mannschaft während der Qualifikation ihr Potenzial nie richtig ausgeschöpft hat. Dann braucht es in den Playoffs einen Schlüsselmoment – und ungeahnte Kräfte werden frei.
Die ZSC Lions von 2012, der HC Davos von 2015 oder der SC Bern von 2016 sind Beispiele für Mannschaften, die erst nach einer unruhigen Qualifikation in den Playoffs zu einer verschworenen Erfolgsgemeinschaft geworden sind. Und nun mahnen die ZSC Lions an die ZSC Lions von 2012, den HCD von 2015 oder den SCB von 2016. Gestern haben sie zum ersten Mal in dieser Saison in Zug gewonnen. Und dass sie gestern zwei Treffer in Unterzahl erzielt haben, passt gut ins Bild.
Die Zuger Ordnung auf dem Eis, Garant für eine ruhige Qualifikation, gerät immer mehr durcheinander. Dass gestern gleich zwei Treffer in Unterzahl kassiert worden sind, passt auch gut ins Bild.
Die ZSC Lions werden im Falle eines Falles mit einem Scheitern gut leben können. Sven Leuenberger hat den Umbruch bereits eingeleitet. Der neue Trainer (Serge Aubin) ist auch schon bestimmt.
Ein Ausscheiden im Viertelfinal wäre hingegen für Zug eigentlich nicht akzeptabel. Die grosse Frage wäre dann: Wie reagieren? Den Trainer wechseln? Harold Kreis hat einen weiterlaufenden Vertrag und Trainerentlassungen sind nicht der Stil der Zuger Führung. Die Ausländer wechseln? Bessere wird Sportchef Reto Kläy nicht finden.
Oder sollte Reto Kläy mit jenen Schweizern ernsthafte Gespräche führen, die viel Geld verdienen, hohes Ansehen geniessen, das Rückgrat eines Meisterteams sein könnten, aber aus verschiedensten Gründen die hohen Erwartungen nicht erfüllt hätten? Mit Tobias Stephan, Raphael Diaz (gestern wegen Verletzung nicht im Einsatz), Lino Martschini und Reto Suri?
Oder einfach weitermachen wie bisher? Das würde zwar der DNA des Managements und des Trainers entsprechen. Aber nicht den hohen Erwartungen des Umfeldes.
Es ist nun definitiv angerichtet für ein grosses Hockey-Drama. Zugs «Bundesamt für Hockey» gegen die Zürcher Hockey-Oper. Nun muss Zug mindestens einmal in Zürich gewinnen …