Mit Manager Patrick Lengwiler, Sportchef Reto Kläy und Trainer Dan Tangnes ist der EV Zug ein Hockey-Musterunternehmen der oberen Hubraumklasse geworden. Die perfekte Organisation neben dem Eis entspricht der taktischen Perfektion auf dem Eis. Ein Cup-Sieg und zwei Meistertitel sind der verdiente Lohn. Bessere wirtschaftliche und sportliche Zeiten als unter dem Präsidium von Hans-Peter Strebel und seiner Führungscrew hatten die Zuger noch nie. Kein anderes Klubmanagement hatte in den letzten Jahren so sehr alles unter Kontrolle. Vielleicht sogar fast zu gut unter Kontrolle.
Nun geht nach sieben Jahren mit Dan Tangnes der sportliche Architekt per Saisonende vorzeitig und kehrt aus familiären Gründen nach Schweden zurück. Einen neuen Klub hat er nicht und es ist durchaus denkbar, dass er ein Jahr Pause einlegt. Gewiss: Der Verlust schmerzt. Aber gerade für Zug gilt: Trainer kommen und gehen, Klubs bleiben bestehen. Und für den Rest der Saison ist die ganze Geschichte kein Problem: Dan Tangnes ist einer der charismatischsten Trainer in Europa.
Er ist nahbar, kümmert sich um das Wohlergehen seiner Spieler und hat doch um sich einen Bannkreis des Respektes. Keiner in der Kabine, der für seinen Trainer nicht durchs Feuer geht. Mit ziemlicher Sicherheit hat die vorzeitig verkündete Trennung per Saisonende sogar eine positive emotionale Wirkung, nach dem Motto: Jetzt geben wir für Dan Tangnes noch einmal alles. Zug ist ein Titelkandidat.
Sportchef Reto Kläy steht so oder so, mit oder ohne Dan Tangnes in einer schwierigen Phase der Erneuerung: Titanen und Hilfs-Titanen wie Leonardo Genoni (37), Dominik Schlumpf (33), Grégory Hofmann (32), Lino Martschini (31), Sven Senteler (32) oder Jan Kovar (34) reiten dem Abendrot ihrer Karriere entgegen. Die Frage, die Sportchef Reto Kläy umtreibt: Wie sieht der EV Zug der Zukunft aus?
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Der EV Zug (1967 gegründet) ist 1987 mit einer nordamerikanischen Hockey-Philosophie in die höchste Liga zurückgekehrt und 1998 zum ersten Mal Meister geworden. Erst mit der Ankunft von Dan Tangnes im Sommer 2018 ist Zugs Hockeykultur durch und durch europäisch geworden. Es könnte sich als fataler Irrtum erweisen, eine «Kopie» dieser aussergewöhnlichen Trainerpersönlichkeit zu engagieren. Weil es den nächsten, einen zweiten Dan Tangnes nicht gibt.
Warum also mit dem Trainerwechsel nicht auch ein Stilwechsel? Warum nicht Mut zu mehr Rock’n’Roll nordamerikanischer Prägung, sozusagen zu einer Rückkehr zu den Wurzeln der Zuger Hockey-Kultur? Eine Prise Billy McDougall und Misko Antisin (aber nur eine Prise, nicht zu viel) und eine ordentliche Prise Fredy Egli in der Führungsetage könnten eine erfrischende Wirkung haben und Zug eigentlich ganz guttun. Und vielleicht auch eine Prise Demut und Bescheidenheit.
Ein so gut gemanagtes Sportunternehmen ist dazu in der Lage, einen Stilwechsel zu orchestrieren. Es wird ohnehin nicht einfach sein, mittelfristig die Liga zu dominieren. Wenn schon keine Meisterfeier, dann wenigstens wieder etwas mehr Unruhe, Polemik und Unterhaltung zwischen September und Ende Februar. Es muss ja nicht immer alles perfekt sein. Es darf zwischendurch ein wenig rocken und rollen. Dass inzwischen einige gute junge Talente Zug verlassen haben oder per Ende Saison verlassen werden (Ludvig Johnson, Attilio Biasca, Dario Allenspach, Nico Gross oder Yannick Zehner), spricht eher für als gegen einen Stilwechsel.
Mit Tangnes und dieser Mannschaft werden nochmals tolle Play Offs möglich sein.
Für nächste Saison ist dann Rebuild angesagt. Mal sehen wer dann Interimstrainer wird.