Sport
Eismeister Zaugg

Die tobende Maus aus Olten oder die Lakers aus Rapperswil – Biel und die Tigers sind gewarnt

Speedy, die Powermaus, ist das Maskottchen des EHC Olten.
Speedy, die Powermaus, ist das Maskottchen des EHC Olten.
Bild: Facebook
Eismeister Zaugg

Die tobende Maus aus Olten oder die Lakers aus Rapperswil – Biel und die Tigers sind gewarnt

Die Lakers und Olten haben sich fürs NLB-Halbfinale qualifiziert. Das ist schon wegen der tobenden Maus keine gute Nachricht für Biel und Langnau.
02.03.2016, 09:3502.03.2016, 10:04
Mehr «Sport»

Schwere Zeiten in der ersten Runde machen Favoriten in den Playoffs in der Regel besser. Die NLB-Titanen Lakers (4:1 gegen Thurgau) und Olten (4:2 gegen Visp) haben erst im 7. Spiel das Halbfinale erreicht.

Wären sie ausgeschieden, hätten Langnau und Biel aufatmen und den vorzeitigen Ligaerhalt feiern können. Weil nur Olten und die Lakers den Verlierer der Playouts in der Liga-Qualifikation herausfordern können. Oltens Angstgegner Langenthal ist bereits aus den Playoffs geflogen, im NLB-Halbfinale wartet mit Ajoie eine lösbare Aufgabe. Die Lakers treten gegen Langenthals Bezwinger Red Ice Martigny an. Die Gefahr, dass Langnau oder Biel gegen Olten oder die Lakers um den Ligaerhalt spielen müssen, wird immer grösser.

Die Highlights aus Spiel 7 zwischen Olten und Visp.
YouTube/ehcotv

Der EHC Olten ist ein interessantes NLB-Spitzenteam. Die Oltner mahnen mit einer bemerkenswerten Spielkultur ein wenig an die SCL Tigers der letzten Saison: sie schiessen die Scheibe nicht einfach tief in die gegnerische Zone wie dies rustikalische NLB-Teams oft tun. Vielmehr tragen sie Sorge zum Puck, und wenn sie die Angriffe mit kurzen, präzisen Pässen auslösen, trachten sie danach, um die Scheibe herum ein Rudel zu bilden.

So verschiebt sich im Idealfall ein kompakter Fünferblock vorwärts oder rückwärts, wird die neutrale Zone gut kontrolliert und dem Gegner bleibt wenig Raum zum kontern – im Grunde gutes, gepflegtes skandinavisches Hockey. Eingeübt vom finnischen Trainer Heikki Leime (53) und wahrscheinlich fast zu modern für den Gusto von Oltens stockkonservativem Sportchef Köbi Kölliker.

Spielerisch ist dieses Olten selbst für einen NLA-Gegner brandgefährlich. Die entscheidenden zwei Fragen der Beurteilung, ob die Oltner gar aufstiegsfähig sind: Ist diese Mannschaft robust genug? Hat Olten einen Aufstiegsgoalie?

Die Oltner sind kleiner und leichter als Langnau und Biel. Sie suchen die Entscheidung mit spielerischen Mitteln (auch in diesem 7. Spiel gegen Visp) und mögen Rumpelhockey und bissiges Forechecking nicht. Wenn es gelingt, ihnen unter die Haut zu fahren und sie unter Druck zu setzen bricht schon mal Panik aus.

Typisch für dieses Team sind Verteidiger Fabian Ganz (26) und Kunstschütze Marco Truttmann (31), der das Spiel mit dem 3:1 entscheidet: das Talent für die NLA, keine Frage. Aber nicht die Rumpelfestigkeit und die Wasserverdrängung.

Steigen die Lakers oder der EHC Olten in die NLA auf?
An dieser Umfrage haben insgesamt 2618 Personen teilgenommen

Die Oltner sind keine Weichlinge – sie so zu bezeichnen wäre eine Beleidigung. Aber sie haben keine «böse» Ausstrahlung. Der neutrale Beobachter kann sich nur schwer vorstellen, dass diese Jungs einen Gegner einschüchtern können. Wohl eine Folge der langen, mehr als 20-jährigen Zweitklassigkeit. Langnaus Aufstiegsteam wurde getragen von Spielern mit jahrelanger NLA-Erfahrung. Bei Olten wissen eigentlich nur Captain Stefan Hürlimann (30), Verteidigersaurier Reto Kobach (36) und Marco Truttmann was NLA-Härte und -Intensität bedeuten.

Kann Mischler den Ciaccio machen?

Torhüter Matthias Mischler (25) ist beim SC Bern schon gewogen und für die NLA als zu leicht befunden worden. Er ist ein Goalie ohne Charisma, ohne Präsenz. Wie Torhüter sind, über die wir sagen, dass sie nie an einer Niederlage schuld sind. Aber auch nie ein Spiel gewinnen. Matthias Mischler ein Aufstiegsgoalie?

Der Verstand sagt: eher nein. Aber so ein Urteil sollten wir nicht fällen, bevor er die Chance bekommen hat, gegen Langnau oder Biel (eines dieser beiden Teams wird die Ligaqualifikation spielen müssen) um den Aufstieg zu spielen. Wer hätte denn vor einem Jahr um diese Zeit gedacht, dass aus Langnaus Damiano Ciaccio ein Aufstiegsgoalie wird?

Hilfreich wäre natürlich ein charismatischer Ausländer, der das Team so führen kann wie Chris DiDomenico im letzten Frühjahr die SCL Tigers. Topskorer Justin Feser (23) beeindruckt als Leitwolf, er ist ein Stürmer mit der Beweglichkeit und Intensität für die NLA. Shayne Wiebe (26) eher nicht. Will er in einem NLB-Finale oder einer Liga-Qualifikation eine dominierende Rolle spielen, muss er Mittel und Wege finden, um seine Energietanks wieder aufzuladen.

Der EHC Olten will noch lange in Feierlaune bleiben.
Der EHC Olten will noch lange in Feierlaune bleiben.
Bild: KEYSTONE

Eigentlich müsste Olten eine NLA-Eishockeystadt, ein «Hockey Hotbed» sein. Das Stadion ist zwar bei weitem nicht so komfortabel wie in Zug, Langnau oder Biel. Aber gut genug für die NLA. Das temperamentvolle, fachkundige Publikum mahnt ein wenig an ein urbanes Flachland-Ambri und Oltens erstaunliche Hockeykultur hat eine Besonderheit zu bieten. 

Das tobende Maskottchen

Oltens Klubtier ist die Powermaus. Und während des ganzen Spiels gestikuliert ein lebensgrosses Mäusemaskottchen am Spielfeldrand. Maskottchen sind stumm. Reden sie, verlieren sie ihre Magie. Der neutrale Chronist verfolgt das Spiel unten an der Bande hinter dem Plexiglas. Und hört immer wieder, wie irgendjemand in der Nähe verbal tobt.

Eine Stimme, die Oltner mit einem englisch-deutsch-schweizerischen Kauderwelsch anfeuert, vorwärts zu treiben versucht, aufschreit, wenn der Gegner kontert. Die Stimme ist laut, doch seltsam gedämpft. Aber woher kommt sie? Wo ist dieser Einpeitscher? Er muss doch irgendwo in meiner Nähe stehen. Aber die Funktionäre, die unten herumstehen, sind alle ruhig.

Der EHC Olten, hier mit Stürmer Cyrille Scherwey, spielte letztes Jahr den Nati-B-Playoff-Final gegen die Tigers.
Der EHC Olten, hier mit Stürmer Cyrille Scherwey, spielte letztes Jahr den Nati-B-Playoff-Final gegen die Tigers.
Bild: KEYSTONE

Bis ich endlich herausfinde, was da los ist: Die Powermaus tobt! Der Mann im Kostüm der Kraftmaus! Darum wirkt die Stimme gedämpft – er steckt ja mit seinem Kopf um Mäusehaupt aus Stoff. Ein Maskottchen das tobt – das gibt es in der ganzen Hockeywelt nur in Olten.

Olten ist 1994 aus der NLA abgestiegen. Es wäre eigentlich Zeit für eine Rückkehr in die höchste Spielklasse. Zwischen dem Bareggtunnel und der Grauholz-Raststätte, in einer der am dichtesten besiedelten und reichsten Industrieregionen der Welt gibt es kein Hockey- oder Fussballteam in der obersten Liga.

Die Oltner könnten diese Lücke füllen. Aber unter einer Bedingung: die tobende Maus müsste auch in die NLA mitkommen.

Wenn die NLA-Hockeyspieler Autos wären

1 / 14
Wenn die NLA-Hockeyspieler Autos wären
Der Übernatürliche
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Unvergessene Eishockey-Geschichten
Bobby Orr entscheidet mit dem «Flying Goal» den Stanley-Cup-Final
Bobby Orr entscheidet mit dem «Flying Goal» den Stanley-Cup-Final
von Ralf Meile
Ralph Krueger schreibt das wichtigste SMS der Schweizer Hockey-Geschichte 
8
Ralph Krueger schreibt das wichtigste SMS der Schweizer Hockey-Geschichte 
von Klaus Zaugg
Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt
Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt
von Ralf Meile
NHL-Star Darryl Sittler stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf
1
NHL-Star Darryl Sittler stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf
von Adrian Bürgler
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
von Klaus Zaugg
16.01.1905: Nach 23 Tagen Anreise werden die Dawson City Nuggets im Stanley-Cup-Final mit 2:23 vermöbelt
1
16.01.1905: Nach 23 Tagen Anreise werden die Dawson City Nuggets im Stanley-Cup-Final mit 2:23 vermöbelt
von Ralf Meile
19.10.1996: Del Curto klärt seine Spieler auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»
2
19.10.1996: Del Curto klärt seine Spieler auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»
von Reto Fehr
24.02.2006: Neunmal das F-Wort in einer Minute – Greg Holst macht sich mit legendärem Ausraster-Interview unsterblich
24.02.2006: Neunmal das F-Wort in einer Minute – Greg Holst macht sich mit legendärem Ausraster-Interview unsterblich
von Syl Battistuzzi
14.05.2008: Philippe Furrer schiesst das kurioseste Eigentor der Schweizer Hockey-Geschichte
14.05.2008: Philippe Furrer schiesst das kurioseste Eigentor der Schweizer Hockey-Geschichte
von Klaus Zaugg
10.10.1979: Ein gewisser Wayne Gretzky bestreitet sein erstes Spiel in der NHL – er wird sämtliche Rekorde pulverisieren
3
10.10.1979: Ein gewisser Wayne Gretzky bestreitet sein erstes Spiel in der NHL – er wird sämtliche Rekorde pulverisieren
von Ralf Meile
18.02.2006: Die «Eisgenossen» spielen kanadischer als die Kanadier und rächen sich für eine uralte Schmach
2
18.02.2006: Die «Eisgenossen» spielen kanadischer als die Kanadier und rächen sich für eine uralte Schmach
von klaus zaugg
11.03.1979: NHL-Haudegen Randy Holt prügelt sich zu einem bis heute gültigen Rekord – 67 Strafminuten in einem einzigen Spiel
11.03.1979: NHL-Haudegen Randy Holt prügelt sich zu einem bis heute gültigen Rekord – 67 Strafminuten in einem einzigen Spiel
von Ralf Meile
08.04.1980: Sie wissen nicht, was sie tun, als sich zwei Schweden als erste Hockeyspieler einen Playoff-Bart wachsen lassen
08.04.1980: Sie wissen nicht, was sie tun, als sich zwei Schweden als erste Hockeyspieler einen Playoff-Bart wachsen lassen
von Ralf Meile
28.01.2009: Die Zürcher Löwen krönen sich zu Europas Eishockey-Königen
8
28.01.2009: Die Zürcher Löwen krönen sich zu Europas Eishockey-Königen
von Klaus Zaugg
24.03.1936: Im längsten Hockey-Spiel aller Zeiten fällt das goldene Tor erst im 9. Drittel – um 2.35 Uhr nachts
24.03.1936: Im längsten Hockey-Spiel aller Zeiten fällt das goldene Tor erst im 9. Drittel – um 2.35 Uhr nachts
von Klaus Zaugg
28.12.1999: «La Montanara» erklingt in Berlin – Ambri krönt sich zum europäischen Champion
28.12.1999: «La Montanara» erklingt in Berlin – Ambri krönt sich zum europäischen Champion
von Reto Fehr
31.03.2009: Nie haben wir uns mehr über ein Tor gegen die Schweizer Nati gefreut als bei Omarks Penalty-Trick
3
31.03.2009: Nie haben wir uns mehr über ein Tor gegen die Schweizer Nati gefreut als bei Omarks Penalty-Trick
von Ralf Meile
22.09.2012: Rick Nash meldet sich mit einem Blitz-Hattrick in der Schweiz zurück
22.09.2012: Rick Nash meldet sich mit einem Blitz-Hattrick in der Schweiz zurück
von Sandro Zappella
30.12.1981: Wayne Gretzky schafft den verrücktesten seiner Rekorde: 50 Tore in 39 NHL-Spielen
30.12.1981: Wayne Gretzky schafft den verrücktesten seiner Rekorde: 50 Tore in 39 NHL-Spielen
von Klaus Zaugg
26.12.1993: Dank Chomutow und Bykow träumt Aufsteiger Davos vom ersten Spengler-Cup-Titel seit 35 Jahren
26.12.1993: Dank Chomutow und Bykow träumt Aufsteiger Davos vom ersten Spengler-Cup-Titel seit 35 Jahren
von Philipp Reich
Amerikas College-Boys erlegen den russischen Bären
Amerikas College-Boys erlegen den russischen Bären
von peter blunschi

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Amboss
02.03.2016 11:03registriert April 2014
Schade fristet die NLB so ein Mauerblümchendasein...
Der Verband täte gut daran, die NLB zu fördern. Gibt es doch mindestens vier NLB-Teams, die auch das Potantial für die NLA hätten.

Die NLA funktioniert, Stadien sind voll, die Liga in den Medien präsent, die Playoffs kommen im Free-TV. Aber: Die NLA erreicht Grenzen.
Soll sich das CH-Eishockey weiterentwickeln, muss das über die NLB gehen.

Der Verband könnte:
- Dafür weibeln, dass die Resultate (wieso nicht einige Bilder?) im Sport aktuell kommen?
- Einen TV-Partner für NLB-Spiele suchen
- YouTube besser nutzen.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
iris76
02.03.2016 10:55registriert März 2016
Danke für den tollen Bericht! Gibt es eher selten😜 (lieber klaus, beim nächsten besuch in olten gibts einen kaffe 😉)
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
sevenmills
02.03.2016 10:19registriert Oktober 2014
Gratulation an Olten! Aus Visper Sicht war eine Serie über 7 Spiele gegen Olten nach der völlig verkorksten Saison (Rang 6) sicher ein Achtungserfolg (aber nächste Saison gehört dann hoffentlich auch Visp wieder zum Favoritenkreis).

Ajoie im Halbfinal ist aber eine schwierige Aufgabe für Olten. Machbar schon, aber die haben auf überzeugende Weise Chx.-Fds eliminiert, haben einen starken Torhüter und schon in der Qualifikation eine ganz gute Saison gespielt. Wird spannend!
00
Melden
Zum Kommentar
26
Nati-Goalie Zuberbühler schiebt die Schuld für ein Riesen-Ei dem «Blick» zu
7. September 2005: Schweizer Fussballfans verwerfen kollektiv die Hände. Auf Zypern leistet sich Pascal Zuberbühler in der WM-Qualifikation schon wieder einen unglaublichen Flop – nur vier Tage nach einem Schnitzer gegen Israel.
Zeit seiner Karriere in der Schweizer Nationalmannschaft ist Pascal Zuberbühler höchst umstritten. Das hat einerseits damit zu tun, dass der Thurgauer bei GC und beim FC Basel spielt, den beiden erfolgreichsten, aber auch am meisten gehassten Klubs des Landes. Andererseits mag man «Zubi» nicht, weil er kein Mann der leisen Töne ist, oft wirkt er arrogant. Und nicht zuletzt ist er umstritten, weil er bei Gegentoren immer wieder eine unglückliche Figur abgibt.
Zur Story