Gravierende Fehler waren ihm im bisherigen Saisonverlauf keine unterlaufen. Die Verantwortlichen des Teams Red Bull wurden nicht müde, seine Leistungen in den höchsten Tönen zu loben, ihn (zurecht) auf die Stufe mit den Allergrössten der Formel-1-Szene zu stellen. Doch dann am Freitag das: Max Verstappen patzte – auf einer Runde, auf der entscheidenden Runde im Qualifying, gleich zweimal, zu Beginn und auf den letzten Metern seiner Fahrt.
Entscheidend war das zweite Versehen. Verstappen steuerte das Auto nicht in der vorgeschriebenen Zone der Strecke, was die Annullierung der Rundenzeit zur Folge hatte. Fünf Tausendstel wäre er schneller gewesen als der im bereinigten Klassement Schnellste, der Monegasse Charles Leclerc im Ferrari.
Dritte Reihe statt Pole-Position. Ärgerlich. Eigentlich. Aber nicht für Verstappen. «Startplatz sechs. Das bringt für den Sonntag etwas mehr Spass.» Es tönte nach erfülltem Wunsch nach etwas Abwechslung für seine Arbeitstage, die im zweiten Jahr in Folge in den Grands Prix sehr oft von einsamen Fahrten vor der distanzierten Konkurrenz geprägt sind.
Aus Verstappens Satz ist aber auch das pure Selbstvertrauen herauszuhören. Da sprach der Dominator, dem in dieser Saison sehr vieles sehr leicht von der Hand geht – auch aus hinteren Regionen in der Startaufstellung. Er nannte die Beispiele, die ihn in seiner Zuversicht bestärkten. Im Grand Prix von Saudi-Arabien war er von Startposition 15 auf Platz 2 gefahren, im Rennen in Miami nach Rang 9 im Qualifying zum Sieg gestürmt.
In Austin hatte Verstappen die nachteilige Ausgangslage nach halber Distanz wettgemacht. Er löste den Briten Lando Norris im McLaren als Führenden ab und behielt bis ins Ziel die Kontrolle über das Geschehen auf dem Circuit of the Americas.
Sieg Nummer 50 war auch Grand-Prix-Sieg Nummer 15 in der laufenden Saison, womit Verstappen eine eigene Bestmarke einstellte. Die gleiche Anzahl erster Ränge hatte er schon im vergangenen Jahr erreicht.
Platz 2 sicherte sich zunächst Lewis Hamilton im Mercedes vor seinem Landsmann Norris. Hamilton wurde später aufgrund eines nicht regelkonformen Unterbodens jedoch ebenso disqualifiziert wie der aus der Pole-Position losgefahrene Leclerc, der auf dem 6. Platz ins Ziel gekommen war.
Mercedes gab den Regelverstoss an Hamiltons Auto zu. Anscheinend war die Bodenplatte nach Messungen der Regelhüter des Weltverbands bei Rennende nicht mehr so dick wie gefordert. Als Grund nannte das Team die Auswirkungen der sehr buckligen Strecke auf den Unterboden sowie die fehlende Zeit, den Rennwagen nach dem Sprint am Samstag neu einzustellen und zu prüfen. «Andere haben es hinbekommen, wir haben einen Fehler gemacht und es gibt keinen Spielraum in den Regeln», gab sich Teamchef Toto Wolff einsichtig. Hamilton sagte: «Natürlich ist es enttäuschend, nach dem Rennen disqualifiziert zu werden. Aber das schmälert nicht die Fortschritte, die wir dieses Wochenende gemacht haben.»
Durch die beiden Disqualifikationen rückten der Finne Valtteri Bottas und der Chinese Zhou Guanyu, das Duo des Rennstalls Alfa Romeo, im Schlussklassement auf die Plätze 12 und 13 vor. Das änderte jedoch nichts an den null Punkten.
Einmal mehr weniger Spass hatte Verstappens Kompagnon Sergio Perez. Der Mexikaner – seit längerem nur noch ein Schatten seiner selbst – zeigte mit Platz 5 zwar etwas Aufwärtstendenz, den (eigenen) Erwartungen wurde er aber erneut nicht gerecht.
Die Diskussionen über die Weiterbeschäftigung von Perez bei den Roten Bullen werden anhalten. Aus der Chefetage sind sie nach wie vor bemüht, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie haben bisher tunlichst vermieden, Perez als zweiten Fahrer in Frage zu stellen und vielmehr versucht, ihm den Rücken zu stärken. Dazu verweisen sie auch auf den Arbeitsvertrag, der für den Mexikaner auch für die kommende Saison noch Gültigkeit hat.
Ob innerhalb des Teams die Meinungen den gleichen Wortlaut haben, ist zu bezweifeln. Gerade im Rennstall Red Bull stehen sie nicht gerade für Wohlwollen und Nachsicht. Das Leistungsprinzip gilt im besonderen Mass. Argumente, die für ihn sprechen, kann Perez im Moment jedenfalls nicht liefern. (nih/sda)