Zwischen Frankreich und der Niederlande kam es gestern zur ersten Nullnummer der Europameisterschaft in Deutschland. Nach einer munteren, ausgeglichenen ersten Halbzeit nahm Frankreich in der zweiten Halbzeit langsam aber sicher das Zepter in die Hand.
Doch trotz viel Druck auf das niederländische Tor gelang den Franzosen der Führungstreffer nicht. In der 60. Minute verzog Thuram, in der 63. war es Tchouaméni, der knapp verpasste, und kurze Zeit später war Griezmann – mal wieder – glücklos. Und der französische Umgang mit den Topchancen schien sich in der 69. Minute zu rächen. Nachdem Frankreichs Goalie Maignan den Schuss von Depay noch abwehren konnte, verwertete Leipzigs Xavi Simons den Abpraller souverän.
Der Treffer entsprach zwar nicht wirklich dem Spielverlauf, die Oranje freuten sich aber natürlich trotzdem. Jedoch nicht lange – der VAR schaltete sich ein, rund drei Minuten später war klar: Der Treffer zählt nicht. Nach Absprache mit dem Linienrichter entschied der englische Schiedsrichter Anthony Taylor auf Abseits.
Die Entscheidung stiess bei den Holländern auf Widerstand. Denzel Dumfries hatte sich bei Simons' Treffer zwar in einer Abseitsposition befunden, den Ball aber nicht berührt. Dass Taylor den Treffer dennoch zurücknahm, lag daran, dass Dumfries den französischen Torhüter behindert haben soll und das passive Abseits so zu einem aktiven wurde.
Die Holländer konnten der Argumentation des Schiedsrichters nicht viel abgewinnen. Dumfries selbst meinte zu seiner Position beim vermeintlichen Führungstreffer: «Eine schwierige Situation, aber meiner Meinung nach ist das kein Abseits. Ich habe keine aktive Bewegung zum Ball gemacht, stand etwas seitlich vor dem Torhüter.»
Auch der niederländische Nationaltrainer Ronald Koeman findet, dass das Tor hätte zählen müssen, und kritisiert, dass es so lange dauerte, bis eine Entscheidung stand: «Die Position von Dumfries ist abseits, das ist richtig, aber er stört den Torwart nicht. Daher ist es legal. Und dann braucht man fünf Minuten für eine Entscheidung? Nochmal: Das war ein korrektes Tor.»
Der französische Nationaltrainer Didier Deschamps fand ebenfalls, dass die Szene zu lange geprüft wurde, jedoch aus einem anderen Grund. Seiner Meinung nach, war die Situation eindeutig: «Für mich war das sofort klar, ich weiss aber nicht, warum das so lange dauert.»
Dass Koeman die Entscheidung kritisiert und Deschamps mit dem Unparteiischen einverstanden ist, ist wenig überraschend, war der Entscheid Taylors doch Interpretationssache. SRF-Schiedsrichter-Experte Amhof meinte zum aberkannten Tor: «Die Frage, die im Vordergrund steht: Wurde der Goalie beim Abwehren des Tores behindert? Der Stürmer steht wirklich wahnsinnig nah beim Torhüter.» Auch Ex-Nati-Goalie Diego Benaglio meldete sich aus dem SRF-Studio. Der 40-Jährige sah in Dumfries' Position eine Behinderung des Torhüters, «weil Maignan gar nicht die Möglichkeit hatte, dem Ball entgegenzuspringen». Dass Maignan vermutlich gar nicht mehr an den Ball gekommen wäre, spiele bei der Beurteilung, ob es sich um Offside handelt oder nicht, keine Rolle.
Anderer Meinung ist Stéphane Lannory: «Meiner Meinung nach hätte das Tor zählen müssen», meinte der ehemalige französische Schiedsrichter auf Anfrage von RMC. «Der im Abseits stehende Holländer ist nicht in der Flugbahn des Balles, also behindert er die Sicht von Maignan auf den Ball nicht», fuhr der Experte fort. Lannory kritisierte zudem, dass sich Taylor die Bilder nicht selbst auf dem Bildschirm ansah, wie es in solchen Situationen eigentlich üblich sei: «Die VAR-Verantwortlichen diktierten ihm die Entscheidung.»
Die Schiedsrichter haben richtig entschieden und das weiss jeder der schon einen Fussball gesehen hat. Macht euch nicht lächerlich!
Die gleiche Vermutung hatte ich aber bei dem gezeigten Ausschnitt von watson allerdings auch.
https://youtube.com/clip/UgkxapF7STb03YYmUI6WcF4cI2GSU9Y1utZC?si=Q4V0A6oAtNgthwpt