Er ist der grosse Unbekannte im Kader der Schweizer Nationalmannschaft für die Testspiele gegen Nordirland und Luxemburg: Stefan Gartenmann.
Bisher kannten den Namen wohl selbst von den eingefleischtesten Fussballfans nur die wenigsten. Der 28-jährige Innenverteidiger spielt seit letztem Sommer für Ferencvaros Budapest und ist dort unangefochtener Stammspieler, wie schon in der letzten Saison beim schottischen Erstligisten Aberdeen. In einer Topliga spielte Gartenmann noch nie. Und trotzdem nominierte Nati-Trainer Murat Yakin ihn für die beiden Spiele am 21. und 25. März.
«Er ist ein robuster Innenverteidiger, ein Kämpfer», beschrieb Yakin einen der vier Neulinge in seinem Aufgebot. Neben dem 1,85-Meter-Mann wurden auch Isaac Schmidt, Alvyn Sanches und Lucas Blondel – der Aussenverteidiger der Boca Juniors hat eine ähnliche Geschichte – erstmals nominiert. Yakin glaubt ausserdem, dass sich Gartenmann, der in seiner Karriere immerhin schon 22 Tore erzielte, auch als Leaderfigur einbringen werde.
Gartenmann durchlief zwar sämtliche Nachwuchs-Nationalteams Dänemarks, doch wurde er nie für die A-Mannschaft nominiert. Die Konkurrenz war mit Spielern wie Andreas Christensen, Simon Kjaer oder Jannik Vestergaard schlicht zu gross. Deshalb erklärte er sich nun wohl bereit dazu, für die Schweiz aufzulaufen.
«Wir hatten ihn schon länger auf dem Radar, aber es war wichtig, dass auch von ihm ein Signal kommt», erklärte Yakin. Dieses habe es vor Kurzem gegeben. Der 50-Jährige ist deshalb nach Budapest gereist, wo er einen guten Austausch mit Gartenmann gehabt habe. «Er liess sich überzeugen und hat gesagt, dass er seinen Grossvater stolz machen möchte.» Dieser Grossvater ist auch der Grund, weshalb Gartenmann so schnell einen Schweizer Pass erhalten konnte. Dieser stammt nämlich aus dem Thurgau. So konnte Stefan Gartenmann im Eilverfahren eingebürgert werden, am Dienstag reiste er in die Schweiz, um seinen Pass abzuholen. Somit war der Weg frei für die Nati-Nominierung.
Gartenmann, der zwar in Dänemark geboren wurde und aufwuchs, wechselte bereits mit 16 Jahren in die Jugend von Heerenveen in den Niederlanden. Nach vier Jahren kehrte er 2017 dann nach Dänemark zurück, wo er bei Sönderjyske sein Profidebüt feierte. 2022 ging es dann zum dänischen Topklub Midtjylland, wo er in der Europa League dann erstmals Europacup-Luft schnuppern durfte. Nach nur einem Jahr wurde er aber nach Schottland verliehen, bevor er im vergangenen Sommer dann an Ferencvaros verkauft wurde.
Beim ungarischen Rekordmeister, der aktuell auf dem zweiten Platz liegt, konnte er sich nun für die Schweizer Nati empfehlen. Wohl auch mit den Auftritten in der Europa League, in welcher er unter anderem gegen Tottenham (1:2) und Eintracht Frankfurt (0:2) spielte. In den Playoffs war für die Ungarn nach einem 1:0-Sieg und einer 0:3-Niederlage gegen Viktoria Pilsen aber Schluss.
In der Abwesenheit des verletzten Manuel Akanji wolle Yakin dem Neuen die Chance geben, sich zu zeigen. Ein Einsatz würde einen künftigen Verbandswechsel aber nicht ausschliessen, da es sich nur um Freundschaftsspiele handelt. Es scheint aber nicht so, als würde Gartenmann einen solchen noch in Betracht ziehen. Nach Bekanntgabe des Aufgebots schrieb er auf Instagram: «Ich bin mehr als stolz, die Chance zu bekommen, diese wundervolle Nation zu repräsentieren.»