England war eigentlich schon ausgeschieden. 94 Minuten lang brachten die Three Lions keinen einzigen Schuss auf das Tor der Slowaken. In der Schlussphase knallte ein Versuch von Declan Rice zwar an den Pfosten, doch geht dieser nicht in die Statistik der Torschüsse ein. Es war also einmal mehr ein erschreckend einfallsloser Auftritt des Teams von Gareth Southgate. Das Ausscheiden wäre eigentlich die logische Schlussfolgerung des vierten enttäuschenden Auftritts des eigentlichen Topfavoriten gewesen.
Doch dann kam Jude Bellingham. Der ebenfalls in die Kritik geratene Mittelfeldspieler zeigte in der 95. Minute, dass er eben doch ein Mann für die grossen Momente ist. Nach einem Einwurf, der von Marc Guéhi per Kopf noch weitergeleitet wurde, traf der seit Samstag 21-Jährige per Fallrückzieher. 1:1 – England rettete sich gerade noch so in die Verlängerung.
Dort ging es dann keine Minute, bis Harry Kane den Favoriten in Führung schoss. Auf das 2:1 hatten die tapfer kämpfenden Slowaken dann keine Antwort mehr, obwohl sie noch einmal ein, zwei gute Chancen gehabt haben. Nach dem Führungstreffer konzentrierte sich England wie auch in der Vorrunde gegen Dänemark deutlich mehr auf die Defensive – wurde dieses Mal aber nicht wieder bestraft. Damit trifft England im Viertelfinal auf die Schweiz (Samstag, 18 Uhr).
Unbedingt verdient ist das Weiterkommen aber nicht. Schon die Startphase war keineswegs souverän, viel zu anfällig war die Defensive für Konter. Schon nach fünf Minuten wäre die Slowakei fast in Führung gegangen, Lukas Haraslin schoss aber am Tor vorbei. Kurz darauf scheiterte dieser mit einer weiteren guten Chance am sich in den Ball werfenden Verteidiger Guéhi. Dieser wird im Viertelfinal gegen die Schweiz aufgrund seiner zweiten Gelben Karte im Turnier übrigens fehlen.
Doch weil aller guten Dinge oftmals drei sind, klappte es in der 25. Minute dann doch mit dem slowakischen Treffer. Ivan Schranz, der schon gegen die Ukraine und Rumänien getroffen hatte, schoss im dritten Spiel in Serie ein Tor. Der geteilte Leader der Torschützenliste traf auf Vorlage von David Strelec ins lange Eck. In der Folge stellte die Slowakei die Angriffsbemühungen grösstenteils ein, wurde von England aber auch nicht richtig unter Druck gesetzt.
Nach der Pause jubelten die Three Lions zwar kurz, doch stand Phil Foden im Abseits. So plätscherte das Spiel nach der 50. Minute etwas vor sich hin, England kam kaum zu Chancen, die Slowakei schaffte es aber auch nicht mehr so erfolgreich, ihre Konter auszuspielen. So sah es lange nach der grossen Sensation aus – bis zum Geniestreich von Jude Bellingham.
England - Slowakei 2:1 (1:1, 0:1) n.V.
Gelsenkirchen. 47'244 Zuschauer. SR Meler (TUR).
Tore: 25. Schranz 0:1. 90.(+5) Bellingham 1:1. 91. Kane 2:1.
England: Pickford; Walker, Stones, Guéhi, Trippier (66. Palmer); Mainoo (84. Eze), Rice; Saka, Bellingham (106. Konsa), Foden (94. Toney); Kane (106. Gallagher).
Slowakei: Dubravka; Pekarik (109. Tupta), Vavro, Skriniar, Hancko; Kucka (82. Bero), Lobotka, Duda (82. Benes); Schranz (93. Gyömber), Strelec (61. Bozenik), Haraslin (61. Suslov).
Bemerkungen: Beide Teams komplett. 50. Tor von Foden wegen Offside aberkannt. 78. Pfostenschuss von Rice.
Verwarnungen: 3. Guéhi (im Viertelfinal gegen die Schweiz gesperrt). 7. Mainoo. 13. Kucka. 17. Bellingham. 45. Skriniar. 77. Pekarik. 108. Vavro. 114. Gyömber. (sda)