Im Fussball gilt in der Regel, dass der Trainer das schwächste Glied in der Kette ist. Läuft es nicht nach Wunsch oder gibt es grobe atmosphärische Störungen, ist er derjenige, der gehen muss, weil das meistens die einfachste Lösung ist.
Aber keine Regel ohne Ausnahme. In Spanien haben Nationalspielerinnen den Rauswurf ihres Trainers Jorge Vilda gefordert – und sind mit der Meuterei bei der Verbandsführung aufgelaufen.
Die Fussballerinnen hatten sich in einem Schreiben an den Verband beklagt, Vilda beeinträchtige ihren emotionalen Zustand und ihre Gesundheit. Sie würden aus dem Nationalteam zurücktreten, wenn er bleibe. Konkreter sind die Vorwürfe der Spielerinnen nicht bekannt, angeblich soll es um die generelle Atmosphäre gehen, den Umgang in der Kabine und auch um die Trainingseinheiten.
Der spanische Verband erklärte daraufhin, es sei den Spielerinnen nicht erlaubt, den Nationaltrainer so in Frage zu stellen: «Es liegt nicht in ihrer Macht, solche Entscheidungen zu treffen.» Das gewählte Vorgehen sei alles andere als vorbildlich, entspreche nicht den Werten des Sports und sei schädlich.
15 Spielerinnen machten daraufhin ihre Drohung wahr und traten aus der Nati zurück. Solange Jorge Vilda Trainer ist, wollen sie nicht für Spanien spielen. Und falls der 41-Jährige einmal nicht mehr im Amt ist, dürfen sie das vielleicht nicht. Denn der Verband wies auf die möglichen Sanktionen hin, die für die Weigerung vorgesehen sind, einem Aufgebot Folge zu leisten. Die Rede ist von einer Sperre von bis zu fünf Jahren.
Vilda hatte das Nationalteam 2015 übernommen, er steht bis 2024 unter Vertrag. Er führte Spanien an die EM 2017 und dort in die Viertelfinals, gewann mit der U19 den EM-Titel 2018, und führte das A-Team an die WM 2019, wo es im Achtelfinal ausschied.
Für die WM 2023 in Australien und Neuseeland konnte sich Spanien ebenfalls qualifizieren. Nach der jüngsten Entwicklung scheint klar: Es wird down under wohl mit einer jungen Auswahl antreten. Auf seinen Superstar darf Jorge Vilda dann aber zählen: Alexia Putellas, die Weltfussballerin des Jahres 2021, gehört nicht zu den gescheiterten Revolutionärinnen. Für deren Rückkehr hat die Verband die Türe nicht geschlossen: Wenn sie «ihren Fehler einsehen und sich entschuldigen» würden, könnten sie wieder aufgeboten werden. (ram)
Würden 15 Spieler der Herren einen Rücktritt des Trainers fordern – er wäre vor dem nächsten Training weg. Für mich sieht es aus, als würden die Frauen einfach nicht ernst genommen vom Verband. Einfach weil sie Frauen sind.