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Die Auftritte der Berner in den Spielen der 3. Qualifikationsrunde gegen die ukrainischen Spitzenmannschaften gleichen sich. Vor einem Jahr nahmen sie aus der Ostukraine die Belastung durch eine 0:2-Niederlage mit ins Rückspiel im Stade de Suisse. Diesmal ist die Hypothek etwas erträglicher, denn beim 1:3 vor einer Woche brachten sie immerhin das Auswärtstor zustande, das in der Schlussabrechnung entscheidend sein könnte.
Die beiden Auswärtspartien glichen sich auch in den Spielverläufen sehr. Beide Male mussten die Berner untendurch. Beide Male konnten sie froh sein, dass die Gegner nur einen Bruchteil ihrer Torchancen nutzten. In Kiew mussten sich die Spieler von Trainer Adi Hütter sogar darüber ärgern, dass sie wegen eines Blackouts in der Defensive in der 93. Minute ein 1:2 verscherzt hatten, das eine vorzügliche Ausgangslage für die Revanche in Bern bedeutet hätte.
Gleich nach der ernüchternden Leistung in Kiew versuchte Hütter, die Stimmung und den Optimismus hochzuhalten, indem er darauf hinwies, dass seinen Leuten sehr vieles vom Vorgehabten gelungen sei. Captain Steve von Bergen regte sich derweil über die an Blackouts grenzenden Fehler auf. Fehler, wie sie sich die Young Boys drei Tage vorher beim 2:0 gegen Basel nicht hatten zuschulden kommen lassen und wie sie später auch beim 4:0-Sieg bei den Grasshoppers ausblieben.
Die Zahl der Fehler müssen die Berner im Rückspiel stark reduzieren, wenn sie nicht in die Playoffs zur Europa League verwiesen werden wollen. Es wird etwa die gleiche ausgezeichnete Leistung vonnöten sein, mit der sie vor einem Jahr daheim gegen Schachtar 2:0 gewannen, bevor sie über ein Penaltyschiessen weiterkamen.
Zwölf Jahre ist es her, dass der FC Thun das Schweizer Herbstmärchen in der Champions League schrieb. Der vorletzte Gegner der Berner Oberländer vor dem Erreichen der Gruppenphase war Dynamo Kiew. Thun hatte im Hinspiel ein 2:2 herausgeholt und siegte im Rückspiel 1:0. Die damaligen Heimspiele fanden im Stade de Suisse statt.
Der Einstand des aus der Challenge League zurückgeholten jungen Goalies David von Ballmoos hätte nicht überzeugender ausfallen können. In den Partien gegen Basel und GC wurde er nur je einmal ernsthaft geprüft. Beide Male verhinderte er mit Glanzparaden sicher scheinende Tore. Im Spiel in Kiew zeigte er Mitte der zweiten Halbzeit eine ebensolche Parade. Mit einem Spagat vereitelte er den Ukrainern das 3:0. Die Fleischwunde am Unterschenkel, die er sich in Zürich zuzog, verunmöglicht dem Emmentaler Torhüter den Einsatz gegen Dynamo.
Aus jetziger Sicht wäre es für YB eine Schwächung, anderseits könnte der loyale Ersatztorhüter Marco Wölfli mit seiner Erfahrung ebenfalls eine gute Rolle spielen - wenngleich der Solothurner mittlerweile sieben Jahre lang kein Spiel in der Champions-League-Qualifikation mehr bestritten hat.
Ein Fragezeichen ist auch vor Guillaume Hoarau zu setzen. Der Goalgetter ist zu Beginn der Saison noch nicht so spritzig, wie er es vor seiner Verletzung im Frühling war. Roger Assalé und Neuzugang Jean-Pierre Nsamé werden möglicherweise die Kohlen aus dem Feuer holen müssen. Auch wenn Hoarau sagt: «Mit jedem Spiel fühle ich mich besser. Was ich brauche, sind Tore, die mir Selbstvertrauen geben.»
Auf der anderen Seite werden der Starspieler Andrej Jarmolenko und der kongolesische Serientorschütze Dieumerci Mbokani die Berner Abwehr wohl erneut am meisten beschäftigen. Beide Teams sind in bester Laune. Während YB bei GC 4:0 gewann, hielt sich Dynamo mit einem 5:0 daheim an Karpaty Lwiw schadlos. Wiktor Zygankow, ein Teenager im Mittelfeld, traf dreimal.
«Wenn wir auf diesem Niveau bestehen wollen, brauchen wir 18 oder 19 Spieler, die ihre Leistung erbringen können», sagte Adi Hütter, Trainer der Young Boys, vor dem Heimspiel gegen Dynamo Kiew in der 3. Runde der Qualifikation zur Champions League. Genau ein Kader in dieser Breite steht dem gebürtigen Vorarlberger zur Verfügung. Um die 1:3-Niederlage aus dem Hinspiel wettzumachen, kann er aus dem Vollen schöpfen.
Für die verschiedensten Positionen kann sich Hütter zwischen zwei valablen Varianten entscheiden. Miralem Sulejmani oder Christian Fassnacht auf der linken Flanke? Yoric Ravet oder Thorsten Schick im rechten Korridor? Djibril Sow oder der defensiv sicherere Leonardo Bertone im Zentrum neben Sékou Sanogo? Mit Roger Assalé/Jean-Pierre Nsamé im Angriff beginnen und Guillaume Hoarau als Joker im Ärmel behalten? Loris Benito oder der aufstrebende Youngster Jordan Lotomba hinten links? Die Lösung der Luxusprobleme hat für Hütter einen lapidaren Zweck: «Wir müssen dieses 1:3 aufholen.» Es läge hiermit nahe, dass der Trainer bei der Mehrheit der 50:50-Entscheide auf die offensivere Möglichkeit setzen würde.
Der einzige Ausfall betrifft also Torhüter von Ballmoos. Hütter wies allerdings an der Medienkonferenz vor dem Spiel betont darauf hin, dass Ersatzmann Wölfli sein volles Vertrauen habe. «Marco Wölfli hat mich noch kein einziges Mal enttäuscht, wenn er spielte. Als er gegen GC auf den Platz gekommen war, zeigte er ein Spiel ohne Fehler.» (abu/sda)