25 Minuten (!) Nachspielzeit standen am Ende auf der Matchuhr. Geschuldet waren sie einerseits rassistischen Beleidigungen von den Rängen gegen St.Gallen-Goalie Lawrence Ati Zigi, die eine längere Unterbrechung nach sich zogen. Immer wieder zeigte der 27-jährige Ghanaer auf den Mann, der die Affenlaute von sich gegeben hatte. Dieser wurde dann von Ordnern weggebracht.
Nach dem Spiel erklärte Trainer Enrico Maassen dann gemäss polnischer Medien emotional: «Unser Torwart sitzt in der Umkleidekabine und ist immer noch am Boden zerstört.» Es gebe keine Entschuldigung für ein solches Verhalten seitens der Fans.
Die lange Nachspielzeit war aber auch der mehrfachen Intervention des Videoschiedsrichters geschuldet. Gleich dreimal griff dieser in der zweiten Halbzeit ein. Ein erstes Mal eine Viertelstunde vor dem Ablauf der regulären Spielzeit, als Schiedsrichter Duje Strukan nach einer ungeschickten Intervention des St.Gallers Mihailo Stevanovic im eigenen Sechzehner auf Penalty entschieden hatte. Nach Konsultation der Videobilder nahm der kroatische Referee nicht nur den Penaltyentscheid zurück, sondern zeigte Alex Petkov wegen einer Schwalbe die Gelb-Rote Karte – ein harter Entscheid.
3:1 hiess es zu diesem Zeitpunkt, denn die St. Galler hatten einen sicher geglaubten Vorsprung innerhalb von sieben Minuten vor der Pause aus der Hand gegeben. Erst bugsierte Petr Schwarz den Ball nach einer Flanke über die Torlinie. Dann schlenzte Piotr Samiec-Talar den Ball aus 20 Metern wunderschön in die Maschen. Schliesslich war es der 1,92 m grosse Petkov, der nach einem Freistoss aus dem Halbfeld völlig frei einnicken konnte und so den Spielverlauf auf den Kopf stellte.
Denn vor dem Ausgleich hatte das Team von Trainer Enrico Maassen alles im Griff und hätte nach dem frühen Treffer von Bastien Toma das Duell bereits früh entscheiden können. Zweimal Chadrac Akolo und Christian Witzig vergaben jedoch gute Möglichkeiten, um das Skore für die St.Galler zu erhöhen.
Doch zurück zum VAR: Bereits tief in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte griff dieser erneut ein, nachdem Isaac Schmidt den Ball einem polnischen Verteidiger an den Arm gespielt hatte. Rafal Leszczynski hielt den Versuch von Christian Witzig – jedoch stand der Goalie bei der Schussabgabe des St. Gallers vor der Linie, weshalb der VAR erneut eingriff und der Penalty wiederholt werden musste. Willem Geubbels verwandelte schliesslich mit etwas Glück und setzte den Schlusspunkt in einer verrückten Partie, in welcher die Polen nach drei Platzverweisen am Ende nur noch zu acht auf dem Feld standen.
Nach dem Spiel war Wroclaw-Trainer Jacek Magiera ausser sich vor Wut. Gegenüber polnischen Medien setzte er zu einer Wutrede an, vor allem Schiedsrichter Strukan bekam sein Fett weg. «Wir wollten nach der Partie mit dem Referee sprechen, doch er stiess uns aus dem Raum», erklärte Magiera und führte aus: «Uns wurde schamlos die Möglichkeit genommen, weiterhin in Europa zu spielen. Es war ein Zirkus.»
Der 47-jährige Ex-Profi forderte gar, dass sein Verein Protest einlegen solle, selbst wenn es das Ergebnis nicht ändern werde. «Es geht nur darum, diese Art von Menschen von der Leitung solcher Spiele auszuschliessen.» Erzürnt zeigte sich Magiera ausserdem vom Verhalten der St.Galler. Diese seien durch ihre Provokationen Schuld an der hart geführten Partie: «Meine Spieler haben nur versucht, sich zu wehren.»
Im Playoff zu Gruppenphase der Conference League trifft St. Gallen auf den türkischen Vertreten Trabzonspor, der eine Stufe höher gegen Rapid Wien unterlag.
Slask Wroclaw - St.Gallen 3:2 (3:1)
SR Strukan (CRO).
Tore: 21. Toma 0:1. 41. Schwarz 1:1. 43. Samiec-Talar 2:1. 45. Petkov 3:1. 108. Geubbels (Penalty) 3:2.
St.Gallen: Ati Zigi; Stanic (61. Schmidt), Diaby, Ambrosius, Okoroji; Görtler (61. Stevanovic), Quintillà, Toma, Witzig (114. Konietzke); Geubbels (109. Milosevic), Akolo (114. Cissé).
Bemerkungen: 77. Gelb-Rote Karte Petkov. 102. Gelb-Rote Karte Nahuel. 112. Gelb-Rote Karte Ortiz (alle Slask Wroclaw). (nih/sda)