36 Spiele lang war Argentiniens Nationalteam ungeschlagen. Am 3. Juli 2019 verlor es letztmals – im Halbfinal der Copa America gegen Brasilien. So galten Lionel Messi und die Albiceleste folgerichtig auch als einer der ganz grossen Favoriten an dieser Weltmeisterschaft. Zum Auftakt stellte sich den Südamerikanern mit Saudi-Arabien der vermeintlich schwächste Gruppengegner gegenüber. Und trotzdem ist die Serie nun gerissen. Völlig überraschend verlor Argentinien 1:2 gegen Saudi-Arabien.
Dabei war das Team von Trainer Lionel Scaloni, der Argentinien im letzten Jahr zur Südamerikameisterschaft geführt hatte, gut ins Spiel gestartet. Nach zehn Minuten brachte Messi sein Team vom Elfmeterpunkt in Führung. Der Elfmeterpfiff war ein strittiger. SRF-Expertin Nora Häuptle sprach von einem normalen Zweikampf, in dem beide etwas zerrten. Sie sagte aber auch: «Wenn man die Szene in der Zeitlupe sieht, kann ich die Entscheidung nachvollziehen, da der Verteidiger nur auf den Mann geht.»
Die Argentinier dominierten die erste Halbzeit nach Belieben, taten sich offensiv dennoch schwer und zeigten defensiv immer wieder Unaufmerksamkeiten. Gefährlich wurde es nur, wenn ein Argentinier im Abseits stand. Drei Tore wurden zwischen dem Treffer zum 1:0 und dem Halbzeitpfiff aberkannt. Messi und zweimal Lautaro Martinez trafen regelwidrig. Besonders eines von den beiden vermeintlichen Toren des Inter-Mailand-Stürmers war unglücklich. Nur ein kleiner Teil der Schulter von Martinez war dabei im Abseits.
Was auch immer Saudi-Arabiens Nationaltrainer Hervé Renard in der Halbzeit zu seinem Team sagte, es kam bei den Spielern an. Nur acht Minuten brauchte Saudi-Arabien, um das Spiel zu drehen. Zunächst erzielte Saleh Al-Sheri den Ausgleich, dann traf Salem Al-Dawsari mit einem wunderschönen Schuss zum 2:1. In der Folge stellten sich die Asiaten mit allem, was sie hatten, entgegen. Kaum eine Chance liessen sie noch zu – und wenn doch, hielt Goalie Mohammed Al Owais, auch mal mit einer etwas überzogenen Flugparade, sicher fest.
Argentiniens mangelnde Torgefahr lag auch daran, dass Lionel Messi abgesehen vom Penaltytreffer für seine Verhältnisse blass blieb. Der 35-Jährige wurde von seinen Mitspielern zwar immer wieder gesucht und spielte auch einige schöne Pässe, doch fehlte der entscheidende Geniestreich. In der 58. Minute verhinderte Verteidiger Yasir Al-Shahrani mit einem grandiosen Tackling gegen Messi eine sehr gute Torchance. So enttäuschten der grosse Superstar und sein Team zum WM-Auftakt gegen ein Team, dessen gesamter Kader einen Marktwert (25,2 Mio. Euro) besitzt, der halb so gross ist wie jener von Messi mit 50 Millionen.
Argentinien – Saudi-Arabien 1:2 (1:0)
Lusail Stadium. 88'000 Zuschauer. SR Vincic (SLO).
Tore: 10. Messi (Foulpenalty) 1:0. 48. Al-Shehri (Al-Buraikan) 1:1. 53. Al-Dawsari 1:2.
Argentinien: Emiliano Martinez; Molina, Romero, Otamendi, Tagliafico (71. Acuña); Rodrigo de Paul, Paredes (59. Fernandez); Di Maria, Messi, Papu Gomez (59. Alvarez); Lautaro Martinez (59. Romero).
Saudi-Arabien: Al-Owais; Abdulhamid, Al-Tambakti, Al-Bulaihi, Al-Shahrani (99. Al-Breik); Al-Shehri (78. Al-Ghannam), Kanno, Al-Malki, Al-Dawsari; Al-Faraj (45. Al-Abed/88. Al-Amri), Al-Buraikan (89. Asiri).
Bemerkungen: 28. Tor von Lautaro Martinez vom VAR wegen Abseits aberkannt.
Verwarnungen: 67. Al-Malki. 75. Al-Bulaihi. 79. Al-Dawsari. 82. Abdulhamid. 88. Al-Abed. 92. Al-Owais. (sda)