Es ist aber auch zum Haareraufen – wenn er denn welche hätte: Vor acht Monaten wechselte Gökhan Inler für sieben Millionen Euro von Napoli zu Leicester City. Beim Fast-Absteiger wurde der Schweizer Nati-Captain als «Königstransfer» gefeiert. Der 31-Jährige sollte die «Foxes» im Zentrum stabilisieren und in eine bessere Zukunft führen.
Doch es kam ganz anders: Seit seinem Transfer hat Gökhan Inler erst zehn Spiele (705 Minuten) für seinen neuen Arbeitgeber bestritten. Den sensationellen Höhenflug seiner Mannschaft erlebte er nur von der Bank oder der Tribüne aus. Kein Wunder wollte der Solothurner im Hinblick auf einen EM-Stammplatz in der Winterpause wechseln. Doch daraus wurde nicht.
In der «Sonntagszeitung» liess Inler seinem Frust nun erstmals freien Lauf. «Es kotzt mich an», stänkert er auf seine Situation als Edelreservist angesprochen. «Blöd ist, wir haben im Sommer die EM.» Hoppla, solche Aussagen ist man sich vom sonst so besonnenen Nati-Captain nicht gewohnt.
Inler weiss um die Brisanz seiner Worte: «Ich rede oft diplomatisch, aber jetzt, jetzt muss ich die Situation anerkennen und den Grund, warum es so ist, wie es ist. Es bringt mir nichts, alles nur schönzureden», erklärt er.
Er habe diverse Anfragen im Januar, aber trotzdem ist er geblieben. Auch weil sein Coach Claudio Ranieri ihm sagte: «Gökhan, ich weiss, ich kann auf dich setzen.» Seither hat Inler aber keine einzige Minute mehr gespielt, zuletzt stand er am 15. Februar auf dem Platz – mit der U21.
Ranieri rechtfertigte sich zuletzt so: «Gökhan ist ein Goldjunge. Sehr professionell und ein seriöser, harter Arbeiter. Aber was soll ich tun? Meine Mannschaft gewinnt und gewinnt. Ich kann jetzt nicht wechseln.»
Das sieht trotz grossem Frust offenbar auch Inler ein – einfach davonzulaufen kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage. Im Sommer sagte er Nein zu West Ham, Sunderland und Schalke, um bei Leicester anzuheuern. «Und ich würde es wieder tun. Ich bin keiner, der einfach wegläuft und nach nur sechs Monaten ein Projekt aufgibt. Ich wollte diese Challenge. Jetzt habe ich sie.»
Im Sommer will er sich wieder in die Stammelf kämpfen. «Wir brauchen in der nächsten Saison alle», sagt der Nati-Captain. «Vardy, Mahrez. Und Inler!» (pre)