Umbrüche, Fanwut und drohender Abstiegskampf: Die Horrorbilanz von FCZ-Sportchef Malenovic
Über zwei Jahre sind vergangen, seit Milos Malenovic am 2. Oktober 2023 als neuer Sportchef des FC Zürich vorgestellt wurde. Eine grosse Überraschung war das damals nicht, da Malenovic bereits zuvor drei Monate als Berater des Managements beim FCZ amtete. Dabei hatte Canepa zu Beginn des Engagements von Malenovic beim FCZ noch ausgeschlossen, dass dieser neuer Sportchef und Nachfolger von Marinko Jurendic wird.
Drei Monate später, als der langjährige Spielerberater vorgestellt wurde, war der Präsident der Zürcher voll des Lobes für Malenovic. Er bezeichnete ihn als Wunschlösung und schwärmte: «Wir kennen ihn seit vielen Jahren. Seine den Fussball betreffende Kompetenz, seine effiziente Arbeitsweise und sein unternehmerisches Talent haben uns stets beeindruckt.» Aufgrund des neuen Jobs verkaufte Malenovic seine Spieleragentur.
Direkt kam das Gerücht auf, dass Malenovic neuer Investor beim FCZ werden könnte und auch Nachfolger des Präsidenten-Ehepaars Ancillo und Heliane Canepa. «Ein Verkauf des FC Zürich steht im Moment nicht zur Diskussion», stellte Präsident Canepa damals klar.
Zum Zeitpunkt der Vorstellung stand Zürich ohne Niederlage an der Tabellenspitze und es schien alles gut zu laufen. Etwas mehr als zwei Jahre später hat sich das Blatt langsam, aber sicher gewendet und die Wut vieler Anhänger, besonders auf Malenovic, steigt.
In der ersten Saison mit dem neuen Sportchef erreichte der FCZ wenigstens noch den vierten Platz und sicherte sich einen Platz für die Conference-League-Qualifikation, scheiterte aber deutlich am portugiesischen Vertreter Vitoria Guimaraes. Im Sommer 2024 wurde das Kader erst einmal auf den Kopf gestellt. Neun neue Spieler wurden verpflichtet und einige Schlüsselspieler wie Adrian Guerrero und Nikola Bornaijasevic, welche bereits beim Meistertitel 2022 dabei waren, mussten auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber gehen.
So richtig für Wirbel sorgten aber zwei Transfers im letzten Winter. Vor dem Ende der Rückrunde wurde der langjährige Nati-Spieler Steven Zuber vorgestellt. Dies passte den FCZ-Fans überhaupt nicht, da der Mittelfeldspieler seine Karriere beim Stadtrivalen GC lancierte. Als der Wechsel bekannt wurde, löschte Zuber auf Instagram alte Beiträge, unter anderem auch einen, in welchem er schrieb: «Einmal Hopper, immer Hopper». Die Zürcher Südkurve reagierte daraufhin mit einer deutlichen Antwort: «Deine Vergangenheit kannst du nur auf Instagram löschen!»
Trotz viel Kritik wurde Zuber direkt ein Leistungsspieler bei den Zürchern. Mittlerweile sind die meisten Anhänger der Limmatstädter wahrscheinlich froh, dass ein Spieler mit seinen Qualitäten beim FCZ ist. Auch wenn Zuber nicht mehr so stark auftritt wie im ersten halben Jahr.
Ein Fehlgriff war der Transfer von Benjamin Mendy. «Wir sind natürlich sehr erfreut und auch ein wenig stolz, dass wir einen derart hochkarätigen Spieler verpflichten konnten. Er wird vor allem auch für unsere jungen Spieler eine wichtige Stütze sein», schwärmte Canepa über den Weltmeister von 2018. Das grosse Thema war aber die Vergangenheit des Franzosen. Wegen mehrfacher Vergewaltigung war Mendy in England angeklagt und schlussendlich freigesprochen worden. Trotzdem war die Empörung in der grössten Schweizer Stadt gross.
Das Projekt mit dem Franzosen endete im Sommer nach nur acht Einsätzen und teils katastrophalen Auftritten. Im gegenseitigen Einvernehmen wurde der Vertrag aufgelöst.
Die Championship Group wurde in der letzten Saison nach einem schwachen Ende noch verpasst und der umstrittene Trainer Ricardo Moniz musste seine Sachen packen. Die Mannschaft erlebte gleichzeitig ihren nächsten Umbruch, Mirlind Kryeziu, Nikola Katic oder Ifeanyi Mathew verliessen den Verein. Viele Neuzugänge sind eher unbekannt, so wie Livano Comenencia, Jorge Segura oder Matthias Phaeton.
Als neuer Trainer wurde Mitchell van der Gaag als absolute Wunschlösung präsentiert, für einmal war sich Canepa zu 100 Prozent sicher, dass er den richtigen Mann verpflichtet hatte. Drei Monate nach dem Saisonstart wurde der Niederländer wieder entlassen. Die Profile der Mannschaft und des Trainers hätten nicht übereingestimmt, erklärte Ancillo Canepa.
Von Milos Malenovic hörte man seit einiger Zeit nichts mehr. Schliesslich sei die Trainerentlassung «Chefsache» gewesen, sagte Canepa kürzlich an einer Pressekonferenz. Apropos Pressekonferenz, da dürften sich einige FCZ-Fans noch an eine ganz bestimmte von Malenovic aus dem letzten Februar erinnern.
Der 40-Jährige kritisierte damals die negative Berichterstattung über den FCZ und seine Person. Ganz kurios wurde es, als sich der Sohn serbischer Einwanderer noch einen Teil des sensationellen Meistertitels 2021/22 zuschreiben liess: «Mirlind Kryeziu ist wegen mir in der Meistersaison bei Zürich geblieben (Malenovic war Kryezius Agent, Anm. d. Red.). André Breitenreiter habe ich zum FCZ geholt, mit seinem Berater. Damit der FC Zürich in den letzten 15 Jahren mal wieder einen Meistertitel erleben konnte. Ein paar Prozentchen war auch ich noch am Erfolg beteiligt.»
Solche Aussagen kamen nicht nur gut an beim Zürcher Publikum. Seit Monaten werden die Stimmen gegen Malenovic lauter. Zuletzt kam es auch vor, dass im Letzigrund Pfiffe zu hören waren, wenn Malenovic auf dem Stadionbildschirm zu sehen war. Am letzten Sonntag präsentierte die Südkurve ein Spruchband zur Entlassung van der Gaags: «Der Trainer ist weg, die Probleme nicht!» Es war nicht die erste Kritik gegen die Vereinsführung. Nachdem die Championship Group in der letzten Saison verpasst wurde, stand in der Südkurve: «Mit em alte FCZ underem Strich chömer läbe. Mit dere Neuerfindig nöd – danke Malenovic!»
Das Fan-Radio Zuerilive befragte erst kürzlich einige FCZ-Fans und die Meinung war klar. «Viele werden meine Meinung teilen: Nicht der Trainer ist das Problem, sondern Malenovic sollte langsam seinen Posten räumen müssen», war sich ein Anhänger sicher und führte weiter aus: «Ich finde, es macht keinen Sinn, er war Spielerberater, seine jetzige Situation ist einfach viel zu hoch. Da blutet einem das Herz.»
Einem anderen Fan fehlt die Identifikation, er findet, dass «die Leute verarscht» werden. In ein ähnliches Rohr bläst ein weiterer befragter Anhänger. «Ändern müsste sich eigentlich Herr Malenovic», meint er, und korrigiert sich wenige Sekunden später: «Nein, der muss weg.»
In der laufenden Saison ist der FCZ aktuell weit weg vom grossen Ziel Europacup. Der Blick muss langsam, aber sicher nach hinten gerichtet werden. Nur noch drei Punkte beträgt der Vorsprung auf den Barrageplatz, auf welchem gerade Stadtrivale GC liegt.
Dabei sagte Canepa vor der Saison noch: «Wir haben keine Baustellen.» Passend dazu schrieb watson in der Vorschau zur neuen Spielzeit: Wenn man vor lauter Problemen die Baustelle nicht mehr sieht.
Die letzten vier Partien konnte Zürich nicht gewinnen und erzielte insgesamt nur zwei Tore, beide gegen YB und innerhalb von vier Minuten. Durchaus darf beim FCZ auch die Einstellung hinterfragt werden. Nach der 0:2-Niederlage beim FC Basel konnte das Team von Interimstrainer Dennis Hediger froh sein, dass das Resultat nicht höher ausfiel. Trotzdem sagte Steven Zuber nach der Pleite im Klassiker: «Wir hatten einen klaren Plan, und der ist gut aufgegangen.»
Am Samstag (20.30 Uhr) kommt es im Letzigrund zum Kellerduell gegen Lausanne-Sport. Sollte die fünfte Niederlage in Serie folgen, kann der FCZ definitiv froh sein, dass es noch den FC Winterthur gibt, der mit nur drei Punkten abgeschlagen Letzter der Super League ist.
Laut Ancillo Canepa muss sich Milos Malenovic trotz der Resultatkrise keine Sorgen um seinen Job machen. «Wir wollten einen Sportchef, der mit Energie und auch Mut den von uns beschlossenen Veränderungsprozess zielorientiert umsetzt. Diesbezüglich hat Milos schon sehr viel geleistet, was im Moment von aussen nicht wahrgenommen wird», sagte der 72-Jährige letzte Woche gegenüber dem Blick.
Wie lange Malenovic noch Sportchef bleiben wird, weiss niemand, vielleicht gibt er sein Amt auch erst ab, wenn er den Verein von den Canepas übernehmen wird. Auch wenn das Ancillo und Heliane Canepa momentan ganz bestimmt verneinen würden.
