Die Super League ist spannend wie wahrscheinlich noch nie. Leader Lugano hat nur acht Punkte mehr auf dem Konto als YB auf Rang neun. Nun ist aber erstmal Zeit für die Winterpause, und das heisst für uns, wir dürfen Noten an die Teams verteilen und zeigen, wie die Super-League-Tabelle wirklich aussieht:
Die Überraschung der laufenden Saison ist ganz klar Lausanne-Sport. In der letzten Spielzeit lange im Abstiegskampf verwickelt, nun auf dem starken dritten Platz und das formbeste Team der Liga. Nur eines der letzten zehn Ligaspielen haben die Waadtländer verloren und konnten sieben davon gewinnen. Auch im Schweizer Cup ist das Team von Trainer Ludovic Magnin immer noch vertreten.
Besonders während der zwei letzten Spiele vor der Winterpause zeigte Lausanne, wozu es fähig ist. Zuerst schlug man den FC Zürich auf souveräne Art und Weise und auch am letzten Wochenende konnte das Spiel in Lugano gleich mit 4:1 gewonnen werden.
Für die absolute Topnote reicht es allerdings knapp nicht, für das war der Saisonstart zu überschaubar. Nach dem Sieg gegen den FC Basel zum Saisonstart folgten fünf Spiele ohne Sieg. Nicht auszudenken, wo Lausanne jetzt stehen würde, hätten sie den Saisonstart nicht verschlafen.
Spieler der Hinrunde: Alvyn Sanches (Mittelfeld, 18 Einsätze, 6 Tore, 3 Vorlagen)
Für viele Experten war der FCL vor der Saison ein Team, welches sich eher in Richtung Abstiegs- statt Championsgruppe orientieren muss. Nun steht er zwei Punkte hinter dem Leader. Der FC Luzern überzeugt weiterhin mit einigen jungen Spielern, konnte besonders Anfang Saison überzeugen und übernahm zwischenzeitlich auch die Spitze.
Nach einer schwachen Phase im Oktober, in welcher die Luzerner ohne Sieg blieben, konnte man sich in den letzten Wochen wieder fangen und verlor nur noch eines der letzten vier Spiele.
Das Team von Mario Frick setzt weiterhin viel auf die eigene Jugend, und das scheint sich auszuzahlen. Wo Luzern allerdings noch aufbauen kann, ist in der Verteidigung. Nur der FC Winterthur hat in dieser Spielzeit bisher mehr Tore kassiert als die Zentralschweizer.
Spieler der Hinrunde: Donat Rrudhani (Mittelfeld, 15 Spiele, 5 Tore, 3 Vorlagen)
Der aktuelle Leader schafft es auf Platz drei der Notentabelle. Die Luganesi, welche schon vor der Saison als Geheimfavorit galten, konnten ähnlich wie Luzern sehr überzeugend in die Saison starten und gewannen die ersten drei Spiele in der Meisterschaft.
Nach dem famosen Saisonstart konnte Lugano nicht mehr zweimal hintereinander gewinnen. Dafür sind die Tessiner weiterhin in jedem Wettbewerb vertreten und stehen in der Conference League kurz vor der direkten Qualifikation für das Achtelfinale.
Auch in dieser Spielzeit ist Renato Steffen wieder ein Schlüsselspieler bei Lugano. Die Zahlen sprechen für sich: In vierzehn Einsätzen gelangen Steffen sieben Tore und drei Vorlagen. Sollte Lugano die Konstanz nach der Winterpause wieder finden, werden die Tessiner das Team sein, das es zu schlagen gilt.
Spieler der Hinrunde: Renato Steffen (Mittelfeld, 14 Spiele, 7 Tore, 3 Vorlagen)
In diesem Jahr ist der FC Basel zurück auf den vorderen Positionen. Nach einer sehr schwierigen letzten Saison sind die Basler nur ein Punkt hinter Leader Lugano und stehen auf dem zweiten Platz.
Mit den Verpflichtungen von Kevin Carlos und Bénie Traoré und den Rückkehrern Albian Ajeti und Xherdan Shaqiri verstärkte der FCB besonders seinen Sturm und gewann Spiele gegen beispielsweise Servette, Winterthur und Yverdon in beeindruckender Manier. Auch die Tordifferenz spricht Bände. Mit einer Bilanz von +21 haben die Basler das klar beste Torverhältnis der Liga, auf Platz drei steht Lausanne mit gerade einmal +9.
Auch die Defensive rund um Torhüter Marwin Hitz und seine Verteidigungskollegen scheint zu funktionieren. Mit nur 19 Gegentoren in 18 Spielen stellen die Bebbi die beste Verteidigung der Liga. Der Vorteil für die Basler wird sein, dass der grosse Konkurrent aus Lugano auch im neuen Jahr europäische Spiele bestreiten und damit weiterhin auf drei Hochzeiten gleichzeitig tanzen wird.
Spieler der Hinrunde: Xherdan Shaqiri (Mittelfeld, 14 Spiele, 5 Tore, 8 Vorlagen)
Der Aufsteiger schafft es in die ersten fünf der Notentabelle. Die Walliser konnten sich dank eines starken Schlussspurts wieder an die ersten sechs der Super League heransaugen und stehen nur noch einen Punkt hinter dem sechstplatzierten FC Zürich.
Das Beeindruckendste in dieser Saison ist die Ruhe, welche im Wallis herrscht. Es wirkt schon fast surreal, aber Trainer Didier Tholot wurde auch während einer Phase von neun Spielen ohne Sieg nie wirklich angezählt und Präsident Christian Constantin scheint voll auf Tholot zu setzen.
Nur der FC Basel hat in dieser Saison bisher weniger Tore kassiert als der FC Sion. Somit zeigen die Walliser, was mit dem zweittiefsten Marktwert der Liga alles möglich ist. Sie konnten in dieser Saison bereits zwei Mal gegen YB gewinnen, wo vor allem der zweite Sieg von vorletztem Wochenende sehr souverän war. Die Sittener dürften sich ohne kompletten Zusammenbruch von den Abstiegsplätzen fernhalten. Der grösste Rückschlag in der Hinrunde war das knappe Ausscheiden im Schweizer Cup gegen den FC Basel.
Spieler der Hinrunde: Joel Schmid (Verteidiger, 18 Spiele, 2 Tore, 0 Vorlagen)
Licht und Schatten ist die aktuelle Saison von Servette. In der Meisterschaft super gestartet, aber meistens, wenn sich die Chance ergibt, die Spitze zu übernehmen, patzen die Grenats. Die letzten Spiele vor der Winterpause liefen für Servette wieder gar nicht nach Wunsch. Nur gerade eines der letzten sieben Spiele konnten sie für sich entscheiden.
Auch im europäischen Geschäft konnte man sich nicht für die Ligaphase qualifizieren. Und im Schweizer Cup blamierte sich Servette gegen Schaffhausen und schied in der zweiten Runde aus.
Die Lebensversicherung bei den Genfern heisst Dereck Kutesa. Der 27-Jährige erzielte bisher in der Meisterschaft elf Tore, so viele wie kein anderer in der gesamten Liga.
Spieler der Hinrunde: Dereck Kutesa (Mittelfeld, 18 Spiele, 11 Tore)
Knapp nicht unter die ersten sechs schafft es der FC St.Gallen. Die Ostschweizer bewältigen aktuell auch ein Dreifachprogramm und kämpfen am Donnerstag um das Überwintern in der Conference League. Ähnlich wie die Teams in den vorderen Rängen startete der FCSG stark in die Saison, aber findet seit Monaten nicht mehr richtig in die Spur. Vor knapp zwei Wochen folgte eine ganz bittere Niederlage gegen die AC Bellinzona im Schweizer Cup.
Dank des Sieges gegen den FC Zürich können die St.Galler allerdings den Anschluss an die Championship-Group-Plätze halten und werden wahrscheinlich mehr als nur ein Wörtchen mitreden beim Kampf um die ersten sechs Plätze.
Enrico Maassen und seine Mannschaft treffen zu Beginn der Rückrunde mit Servette, Lausanne, Luzern und Lugano gleich auf vier Teams, welche alle in den ersten fünf klassiert sind. Mit einer Siegesserie ist in dieser Liga ein schneller Sprung nach vorne sehr schnell möglich.
Spieler der Hinrunde: Christian Witzig (Mittelfeld, 18 Spiele, 2 Tore, 7 Vorlagen)
Ein weiteres Team, welches stark in die Saison startete und seit einigen Wochen den Erwartungen hinterherhinkt, ist der FC Zürich. Die Winterpause kommt genau zu einem richtigen Zeitpunkt, seit dem Auswärtsspiel Ende Oktober gegen Sion gewannen die Zürcher kein einziges Meisterschaftsspiel mehr und kassierten sehr deutliche Niederlagen.
Für Schlagzeilen sorgte der FCZ in der Vorrunde auch eher neben dem Platz, da war zum einen der Schirmwurf auf Ricardo Moniz, das Gewaltproblem in der Stadt gegenüber GC-Fans und nun der Wechsel von Steven Zuber zu den Zürchern.
Vor dem Spiel gegen St.Gallen sagte Trainer Ricardo Moniz, dass der Meistertitel das klare Ziel für ihn ist. Auf die Spitze fehlen trotz der langen Durststrecke aktuell nur vier Punkte, aber dafür muss in der Rückrunde die Formkurve wieder schnell nach oben gehen, bevor der Absturz in die untere Hälfte der Tabelle droht.
Spieler der Hinrunde: Mounir Chouiar (Sturm, 18 Spiele, 3 Tore, 4 Vorlagen)
Eine eher unscheinbare Saison spielt Yverdon-Sport. Zwischen einem schwachen Start und einem noch schlechteren Schluss der Hinrunde konnten die Waadtländer vier Siege in sechs Spielen feiern.
Mit nur zwei Punkten aus den letzten sieben Spielen sind die Aufsteiger aus der vorletzten Saison nun lediglich noch zwei Punkte vom Barrage-Platz entfernt. Im vorletzten Spiel vor der Winterpause verpasste es Yverdon, den Vorsprung auf GC auszubauen.
Das grösste Problem bei Yverdon ist die Offensive, gerade einmal 16 Tore konnten erzielt werden. Der Wechsel von Starstürmer Kevin Carlos scheint noch nicht ganz verdaut zu sein.
Spieler der Hinrunde: Marley Aké (Mittelfeld, 15 Spiele, 2 Tore, 2 Vorlagen)
Der FC Winterthur scheint wieder in der Realität angekommen zu sein. Nach einer fulminanten letzten Saison steht der FCW nun am Ende der Super League und ist stark abstiegsbedroht.
Gerade einmal drei Siege konnten die Winterthurer in den ersten 18 Spielen einfahren und erzielten bisher nur 16 Tore. Neben der schlechtesten Offensive stellt Winti auch die mit Abstand schwächste Verteidigung. Auf Trainer Ognjen Zaric wird einiges an Arbeit zu kommen, um den Abstieg noch zu verhindern.
Da GC in den letzten Spielen gefestigter wirkt, werden die Abstiegssorgen bei den Eulachstädtern nicht weniger gross und es braucht in der Rückrunde eine klare Steigerung von Winterthur.
Spieler der Hinrunde: Matteo Di Giusto (Mittelfeld, 18 Spiele, 5 Tore)
Nach dem Ligaerhalt in extremis gegen den FC Thun in der letzten Saison geht es für die Grasshoppers auch in dieser Spielzeit wenig erfolgreich weiter. Nur 15 Punkte und Platz elf sind zu wenig für den Rekordmeister.
Positiv für die Hoppers ist die Leistungskurve seit dem Trainerwechsel. Mit Tomas Oral an der Trainerlinie haben die Zürcher noch kein Spiel in der Meisterschaft verloren, konnten am Wochenende gegen den FC Basel überraschend gewinnen und sicherten sich den ersten Sieg nach neun sieglosen Spielen in der Meisterschaft.
Im Dreikampf um den Abstieg zeigte der Rekordmeister zum Schluss der Hinrunde die besten Leistungen. Sollte dieses Niveau gehalten werden, können sich die Grasshoppers vielleicht schon bald aus dem Abstiegskampf verabschieden.
Spieler der Hinrunde: Nikolas Muci (Sturm, 16 Spiele, 3 Tore)
YB steht nach 18 Spielen auf Platz neun der Super League. Mit dem hat zu Beginn der Saison wahrscheinlich keiner gerechnet. Doch der Titelverteidiger verschlief den Start der Saison komplett und stand zwischenzeitlich auf dem letzten Platz.
Zwar konnten sich die Berner dank zwei starken Spielen gegen Galatasaray Istanbul für die Champions League qualifizieren, haben aber in der Königsklasse bisher jedes Spiel verloren und stehen am Ende der Tabelle.
Zum Schluss der Hinrunde konnten sich die Young Boys steigern und sind nur noch acht Punkte hinter Lugano. Damit darf man YB weiterhin nicht ganz abschreiben, aber dafür braucht es ab Januar nochmals eine Steigerung und die Berner müssen hoffen, dass die Konkurrenz weiterhin patzt.
Spieler der Hinrunde: Darian Males (Mittelfeld, 16 Spiele, 4 Tore, 2 Vorlagen)