Das war definitiv keine Werbung für den Videobeweis! In der Partie zwischen Mainz und Freiburg waren die Spieler schon in der Kabine, als in der Pause auf Penalty entschieden wurde. Nach einem Handspiel von Freiburgs Marc-Oliver Kempf hatte Schiedsrichter Guido Winkmann bereits zur Halbzeit gepfiffen, als er sich nach einem Gespräch mit Video-Assistentin Bibiana Steinhaus die Szene nochmals ansah und danach auf Handspenalty entschied.
Freiburg-Goalie Alexander Schwolow, der schon in der Kabine sass, musste zurück aufs Feld und sich dem Penalty stellen, den Mainz' De Blasis schliesslich sicher zum 1:0 verwandelte.
Die Situation war für beide Mannschaften äusserst verwirrend. Freiburg-Goalie Schwolow sagt nach der Partie gegenüber Eurosport: «Es war sehr kurios, dass wir schon in der Kabine sassen. Wir konnten das erst einmal gar nicht glauben. Vom Gefühl her sage ich, dass es kein Elfer war.»
Auch Freiburgs Sportchef Jochen Saier hatte Mühe mit dem Entscheid. Es sei viel diskutiert worden und beide Seiten hätten es nicht verstanden. «Wir müssen das schweren Herzens akzeptieren, aber es wird immer kurioser», sagt Saier weiter. Trainer Christian Streich gab sich dagegen wortkarg: «Ich sage nichts», ist alles, was er sich bei der Pressekonferenz entlocken liess.
«Ich glaube, dass die Entscheidung korrekt war. Ich sass schon in der Kabine. Der Zeitpunkt war unglücklich, aber es war ein Elfmeter», sagte Mainz-Trainer Sandro Schwarz. Anders sah es Nils Petersen. Vom Freiburg-Topskorer war aus den Katakomben zwischenzeitlich sogar wütend zu hören. «Wir gehen nicht raus!»
Beim Deutschen Fussball-Bund (DFB) gibt man zu, dass beim gestrigen Spiel nicht alles perfekt abgelaufen ist. Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich erklärt: «Das sind Szenen, die eigentlich keiner haben will. Vom Ablauf her ist das keine Werbung, aber es war in diesem Fall tatsächlich nicht anders möglich.»
Man müsse im Moment mit solchen Szenen leben. Der Ablauf sei korrekt, aber er laufe dem Grundgedanken der Spontanität und der Emotion entgegen.
Doch war wirklich alles korrekt? Freiburg könnte zumindest einen Protest prüfen. Laut Regel 8.13 des des für den Videobeweis zuständigen International Football Association Board (IFAB) darf der Video Assistent Referee (VAR) auch nach Halbzeit- und Schlusspfiff eingreifen. Allerdings nur, wenn der Schiedsrichter das Spielfeld noch nicht verlassen hat.
In der Bundesliga sind, aufgrund einer Anpassung der Regel, Entscheide nach dem Schlusspfiff zwar nicht möglich, in der Pause aber schon.
Allerdings kommunizierte Schiedsrichter Guido Winkman erstmals offensichtlich mit Video-Assistentin Bibiana Steinhaus, als er schon neben der Seitenlinie stand. Damit hatte er das Spielfeld eigentlich schon verlassen. Es ist allerdings möglich, dass die Kommunikation für den Fernsehzuschauer unsichtbar schon früher begonnen hat.
Freiburg hat nun bis Mittwochabend Zeit, um tatsächlich Protest einzureichen. (abu)