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Pausen-Penalty in Mainz: Durfte Schiedsrichter Winkmann überhaupt eingreifen?

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Mainzer Fans lassen ihrem Frust freien Lauf – zunächst nicht wegen des Pausen-Penaltys, sondern wegen der Montagsspiele.Bild: EPA/EPA

Pausen-Penalty in Mainz: «Solche Szenen will keiner haben» – aber war auch alles korrekt?

Kuriose Szenen beim 2:0-Sieg von Mainz im Bundesliga-Abstiegsknüller gegen Freiburg: Dank dem Video-Assistenten kriegt Mainz in der Pause (!) einen Penalty zugesprochen. Der Elfer-Entscheid war an und für sich korrekt, dennoch könnte Freiburg Protest einlegen.
17.04.2018, 08:3117.04.2018, 09:02
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Das war definitiv keine Werbung für den Videobeweis! In der Partie zwischen Mainz und Freiburg waren die Spieler schon in der Kabine, als in der Pause auf Penalty entschieden wurde. Nach einem Handspiel von Freiburgs Marc-Oliver Kempf hatte Schiedsrichter Guido Winkmann bereits zur Halbzeit gepfiffen, als er sich nach einem Gespräch mit Video-Assistentin Bibiana Steinhaus die Szene nochmals ansah und danach auf Handspenalty entschied.

Das Handspiel von Kempf, die Aufregung und der Penalty von De Blasis.Video: streamable

Freiburg-Goalie Alexander Schwolow, der schon in der Kabine sass, musste zurück aufs Feld und sich dem Penalty stellen, den Mainz' De Blasis schliesslich sicher zum 1:0 verwandelte.

Die Situation war für beide Mannschaften äusserst verwirrend. Freiburg-Goalie Schwolow sagt nach der Partie gegenüber Eurosport: «Es war sehr kurios, dass wir schon in der Kabine sassen. Wir konnten das erst einmal gar nicht glauben. Vom Gefühl her sage ich, dass es kein Elfer war.»

«Ich sage nichts.»
Christian Streich, Trainer SC Freiburg

Auch Freiburgs Sportchef Jochen Saier hatte Mühe mit dem Entscheid. Es sei viel diskutiert worden und beide Seiten hätten es nicht verstanden. «Wir müssen das schweren Herzens akzeptieren, aber es wird immer kurioser», sagt Saier weiter. Trainer Christian Streich gab sich dagegen wortkarg: «Ich sage nichts», ist alles, was er sich bei der Pressekonferenz entlocken liess.

Die Pressekonferenz mit Freiburg-Trainer Streich.Video: YouTube/TIME 4 SPORT

«Ich glaube, dass die Entscheidung korrekt war. Ich sass schon in der Kabine. Der Zeitpunkt war unglücklich, aber es war ein Elfmeter», sagte Mainz-Trainer Sandro Schwarz. Anders sah es Nils Petersen. Vom Freiburg-Topskorer war aus den Katakomben zwischenzeitlich sogar wütend zu hören. «Wir gehen nicht raus!»

Beim Deutschen Fussball-Bund (DFB) gibt man zu, dass beim gestrigen Spiel nicht alles perfekt abgelaufen ist. Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich erklärt: «Das sind Szenen, die eigentlich keiner haben will. Vom Ablauf her ist das keine Werbung, aber es war in diesem Fall tatsächlich nicht anders möglich.»

Man müsse im Moment mit solchen Szenen leben. Der Ablauf sei korrekt, aber er laufe dem Grundgedanken der Spontanität und der Emotion entgegen.

Folgt ein Freiburger Protest?

Doch war wirklich alles korrekt? Freiburg könnte zumindest einen Protest prüfen. Laut Regel 8.13 des des für den Videobeweis zuständigen International Football Association Board (IFAB) darf der Video Assistent Referee (VAR) auch nach Halbzeit- und Schlusspfiff eingreifen. Allerdings nur, wenn der Schiedsrichter das Spielfeld noch nicht verlassen hat.

In der Bundesliga sind, aufgrund einer Anpassung der Regel, Entscheide nach dem Schlusspfiff zwar nicht möglich, in der Pause aber schon.

Schiri Guido Winkmann greift erst neben dem Spielfeld erstmals an sein Headset.
Schiri Guido Winkmann greift erst neben dem Spielfeld erstmals an sein Headset.Bild: screenshot

Allerdings kommunizierte Schiedsrichter Guido Winkman erstmals offensichtlich mit Video-Assistentin Bibiana Steinhaus, als er schon neben der Seitenlinie stand. Damit hatte er das Spielfeld eigentlich schon verlassen. Es ist allerdings möglich, dass die Kommunikation für den Fernsehzuschauer unsichtbar schon früher begonnen hat.

Freiburg hat nun bis Mittwochabend Zeit, um tatsächlich Protest einzureichen. (abu)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Judge Dredd
17.04.2018 09:18registriert April 2016
Na ja, ich seh hier die Tragödie nicht. Ich meine, wenn man bei den Fakten bleibt, ein Penalty der zu unrecht nicht gegeben wurde, wurde nachgeholt. Somit hat man doch schon mal einen Mehrwert. Der Zeitpunkt ist sicher ungünstig, aber daraus kann man doch jetz einfach die Lehren ziehen ohne gleich die neue Technik zu verteufeln. Wie wärs, wenn man in einem solchen Fall den Elfmeter statt mitten in der Pause einfach direkt vor Anpfiff der neuen Halbzeit machen würde. Natürlich auch nicht optimal, aber besser als so.
Ich bin immer noch für den Videobeweis, wir leben schliesslich im Jahr 2018
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Martinov
17.04.2018 09:49registriert April 2016
Die einzige Aufregung die ich verstehe ist das die Fans gegen die Montagabend Spiele sind...
Für den Sofa-Fussball-"fan" sicher gut, aber nicht für die "stadion-fans"
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