Sport
Fussball

Leonidas Stergiou: Tor gegen Bayern, in Stuttgart stark und jetzt zur EM

Leonidas Stergiou im Training der Schweizer Fussball Nationalmannschaft im Vorbereitungscamp zur Europameisterschaft, am Dienstag, 28. Mai 2024, in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Will sich in der Nati festbeissen: Leonidas Stergiou.Bild: keystone

Einstiges Wunderkind Leonidas Stergiou im Märchenland: «Soll es noch nicht gewesen sein»

Leonidas Stergiou hat Lunte gerochen. Beim VfB Stuttgart, nun auch in der Nati. Den ersten Kader-Cut für die EM hat er schon einmal überstanden. Dabei hat der 22-Jährige in dieser Saison auch die Schattenseite des Erfolgs kennengelernt. Und galt früher als riesiges Talent.
31.05.2024, 07:38
Christian Brägger / ch media
Mehr «Sport»

Manchmal geht es schnell im Fussballerleben. Megaschnell in die gute Richtung ist es bei Leonidas Stergiou gegangen seit letztem Sommer und dem Wechsel vom FC St.Gallen zum VfB Stuttgart. Der 22-jährige Toggenburger ist gar auf dem Sprung ins Schweizer EM-Kader. Vielleicht hilft ja der Heimvorteil – auf dem derzeitigen Nati-Trainingsplatz im Gründenmoos kennt Stergiou jeden Grashalm.

Wobei, eine leichte Übertreibung ist das schon. Denn nach 153 Pflichtspielen für St.Gallen, wo Stergiou als nicht einmal 17-jähriges Wunderkind debütiert hatte und dennoch lange nicht ins angestrebte Ausland kam, musste er in der Bundesliga zuerst hartes Brot essen. Und trotzdem sagt er: «Es war ein unfassbares Jahr mit Stuttgart, vor der Saison habe ich mir das so nicht ausgemalt. Es ist sehr viel zusammengekommen, viele Highlights.» Stergiou im Märchenland.

04.05.2024, Baden-W
Nach seinen zuletzt starken Leistungen verpflichtete Stuttgart den Verteidiger definitiv.Bild: keystone

Zuerst Leidtragender des Stuttgarter Hochs

Unfassbar gut war die ganze Saison der Schwaben als Ligazweiter mit Qualifikation für die Königsklasse. Auch deswegen kam Stergiou anfänglich kaum zum Zug. Er musste sich herantasten an das höhere Level, an Liga und Klub, Mitspieler und neue Position. Und an den talentierten Trainer Sebastian Hoeness, der den gelernten Zentrumsverteidiger als rechten Innenverteidiger einer Dreierkette sieht. Oder im rechten Korridor eines Viererabwehrverbunds, wobei Stergiou nicht an der Linie kleben soll.

Im und um den VfB – im Jahr zuvor fast abgestiegen – herrschte monatelang eine riesige Euphorie. Was viel mit dem erfrischenden Fussball zu tun hatte, den die junge Mannschaft aufs Feld brachte, und mit Charakterköpfen wie Deniz Undav. Und eben, Stergiou spielte zuerst kaum und nennt diese Zeit auch «nicht einfach»; er war im Prinzip ein Leidtragender des VfB-Hochs, weil es im Team kaum zu Veränderungen kam. «Das war etwas die Schattenseite unseres Laufs», sagt er.

Geduld war gefragt. Doch diese Herausforderung hatte der Schweizer mit griechischen und serbischen Wurzeln gewollt. Zuerst mit einem Leihvertrag raus aus der Komfortzone St.Gallen, um sich weiterzuentwickeln und zu empfehlen. Er sagt: «Ich hatte noch nie eine Phase, in der ich so lange nicht spielte. Aber ich habe meine Rolle akzeptiert, arbeitete hart und wollte bereit sein, wenn meine Chance kommt.»

Die Chance kam, sehr zur Freude der fussballverrückten Stergiou-Familie. Nach der 28. Runde und dem 1:0-Sieg in Dortmund war er drin in der Mannschaft, nutzte die Gunst der Stunde. Und schoss gegen Bayern München und Goalie Manuel Neuer im Wegweiserspiel um Platz zwei ein Tor. Das gleich in einem Heimspiel. «Unbeschreiblich» nennt er das Gefühl noch heute. Viele Treffer erzielt Stergiou ja nicht. Lohn waren am Saisonende ein Vierjahresvertrag und für den FC St.Gallen zwei Millionen Franken Ablöse.

Das Tor von Stergiou ab 2:27 Minuten.Video: YouTube/SPORT1

Den ersten Cut geschafft

Ansprüche in der Nati hat Stergiou nicht. Natürlich hofft er, im Basis-Camp in Stuttgart als EM-Fahrer dabei zu sein. Es wäre, wie jetzt in St.Gallen, ein nächstes Heimkommen. Den ersten Cut hat er schon einmal überstanden, im Gegensatz zu den drei angeschlagenen Defensivspielern Becir Omeragic, Ulisses Garcia und Aurèle Amenda sowie Innenverteidiger Bryan Okoh und Stürmer Joël Monteiro. Ende nächste Woche wird das Kader von 33 auf maximal 26 Spieler reduziert.

Es wird ein Trumpf sein, dass Stergiou körperlich zugelegt hat, schnell ist. Vor allem polyvalent einsetzbar. Ein Vorteil gegenüber Konkurrent Kevin Mbabu. Zudem gilt Stergiou als einer, der umsetzt, was der Trainer fordert – und sagt: «Das soll es noch nicht gewesen sein.» Stergiou im Märchenland?

Das Schweizer Kader für die EM 2024
Tor: Gregor Kobel (Dortmund), Yvon Mvogo (Lorient), Yann Sommer (Inter Mailand).

Verteidigung: Manuel Akanji (Manchester City), Nico Elvedi (Mönchengladbach), Ricardo Rodriguez (Torino), Fabian Schär (Newcastle United), Leonidas Stergiou (Stuttgart), Silvan Widmer (Mainz), Cédric Zesiger (Wolfsburg).

Mittelfeld: Michel Aebischer (Bologna), Remo Freuler (Bologna), Ardon Jashari (Luzern), Fabian Rieder (Rennes), Xherdan Shaqiri (Chicago Fire), Vincent Sierro (Toulouse), Granit Xhaka (Leverkusen), Denis Zakaria (Monaco), Steven Zuber (Athen).

Sturm: Zeki Amdouni (Burnley), Kwadwo Duah (Ludogorez Rasgrad), Breel Embolo (Monaco), Dan Ndoye (Bologna), Noah Okafor (AC Milan), Renato Steffen (Lugano), Ruben Vargas (Augsburg).
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das sind die Schweizer 2023/24 in den Topligen
1 / 34
Das sind die Schweizer 2023/24 in den Topligen
Manuel Akanji, 28: Innenverteidiger bei Manchester City.
quelle: www.imago-images.de / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Seltenes Naturspektakel «Manhattanhenge» lockt New York auf die Strasse
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
12
Wegen umgangener Sektorsperre: Polizei zeigt den FC Luzern an
Der FC Luzern hat eine Anzeige der Polizei am Hals. Dabei geht es um die Sperre der Fankurve beim Heimspiel gegen Yverdon, wie die Luzerner Polizei am Dienstag mitteilte.

Die Strafuntersuchungsbehörden sollen beurteilen, ob gegen das Verbot von koordinierten Fanaktionen verstossen wurde. Die Fankurve war beim Spiel vom 26. Oktober zwar geschlossen geblieben, so wie das die Bewilligungsbehörde verlangt hatte.

Zur Story