Yamals Fan-Provokation, Traumkopfball und Kobel-Kritik – die Aufreger der Champions League
Brügges Bilderbuch-Konter gegen Barça
Der belgische Vizemeister Club Brügge zeigte ein Lehrstück, wie man gegen einen grossen Favoriten wie den FC Barcelona auftreten muss. Obwohl der Ex-Klub des Schweizers Ardon Jashari nur 24 Prozent Ballbesitz hatte, kam er immer wieder zu grossen Chancen. Und zwar durch Bilderbuch-Konter wie diesen zum 2:1 in der 17. Minute:
Schon der erste Treffer der Gastgeber erfolgte nach einem schönen Konter, den Nicolo Tresoldi auf Zuspiel von Carlos Forbs – dem späteren Doppeltorschützen – erzielte. Auch Brügges drittem Führungstor ging ein schneller Gegenstoss voran. Die Barça-Defensive fand darauf keine Antwort.
Yamal brilliert – und provoziert
Dass die Katalanen trotz dreier Gegentreffer zu einem Punktgewinn kamen, lag vor allem an Jungstar Lamine Yamal. Der 18-Jährige wirbelte und war an zwei Toren direkt beteiligt. Das 2:2 erzielte er nach einer wunderschönen Kombination mit Fermin Lopez selbst, sein von Christos Tzolis abgelenkter Schuss zum 3:3 wurde dann als Eigentor gewertet.
Am Ende hatte Barça aber auch etwas Glück. Brügge jubelte in der Nachspielzeit bereits über die erneute Führung. Romeo Vermant hatte von einem Fehler von Barcelona-Goalie Wojciech Zsczesny profitiert und zum vermeintlichen 4:3 getroffen. Schiedsrichter Anthony Taylor entschied nach Konsultation der Videobilder aber auf Stürmerfoul, womit es beim 3:3-Unentschieden blieb.
Schiedsrichter-Experte Adrien Jaccottet sprach bei Blue von einem «Grenzfall» und sagte über die Szene: «Man kann das Foul pfeifen.» Der Stürmer bringe den Goalie mit dem Kontakt aus dem Gleichgewicht, «aber es ist auch viel Glück für den Torwart dabei». Brügge-Captain Hans Vanaken zeigte sich danach als fairer Sportsmann: «Ich dachte, der Schiedsrichter würde bei Vermants Tor sofort abpfeifen. Ein Torwart wird etwas mehr geschützt als ein Feldspieler. Das war die richtige Entscheidung.»
Barça-Star Lamine Yamal liess sich hingegen zu einer Provokation hinreissen, als der Treffer aberkannt wurde. Erst sagte der Offensivspieler etwas in Richtung der Fans, dann schickte er einen Luftkuss ans Publikum. Die belgischen Fans hatten Yamal während des Spiels ausgebuht, die Aktion am Ende des Spiels war wohl eine Reaktion darauf. Nach dem Spiel erklärte Yamal: «Wenn sie mich ausbuhen, tun sie das, weil ich ein wichtiger Spieler auf dem Feld bin. Ansonsten würden sie nicht buhen.»
Besser kann ein Profilbild nicht sein
Manchester City liess gegen Borussia Dortmund nichts anbrennen. Schon nach 22 Minuten schlenzte Phil Foden den Ball von ausserhalb des Strafraums ins lange Eck und liess BVB-Goalie Gregor Kobel dabei keine Chance. Foden jubelte im Anschluss mit den Fans und sorgte bei einem mit einem Selfie für besondere Freude. Später traf Foden noch einmal von ausserhalb des Strafraums, die weiteren Torschützen beim 4:1-Sieg waren Erling Haaland und Rayan Cherki.
Kobels Kritik an seinem Team
Nach der Pleite in Manchester kritisierte Kobel sein Team scharf. Die ersten 15 Minuten sei es gut im Spiel gewesen, «danach war es zu wenig. Ich hatte das Gefühl, dass es vor dem 0:1 einen Knick gab, was ich nicht verstehe.» In der Folge sei Manchester City «klar besser gewesen, hatte viele Chancen, waren sehr gefährlich, und haben die Kontrolle über das Spiel übernommen», so der Schweizer Goalie bei DAZN.
Kobels Fazit zu Dortmunds Auftritt: «Phasenweise war es einfach zu schlecht.» Dennoch seien vier Tore am Ende zu viel gewesen, befand Kobel und antwortete auf die Frage, ob er eines davon hätte verhindern können: «Nein, bei mir keine Chance.»
Sommers Serie endet
Für den zweiten Schweizer Goalie in der Champions League war der Abend erfreulicher. Yann Sommers Inter Mailand mühte sich gegen Kairat Almaty aus Kasachstan zu einem 2:1-Sieg und bewahrte damit die makellose Bilanz. Dennoch dürfte sich der 36-jährige Schlussmann auch etwas geärgert haben. Schliesslich kassierte Sommer im vierten Saisonspiel in der Königsklasse das erste Gegentor. Nach einem Eckball profitierte Ofri Arad vom Chaos in Inters Strafraum und köpfte zum 1:1-Ausgleich ein. Dank Carlos Augustos Distanzschuss zum 2:1-Endstand blieb es aber ein kleiner Makel an einem ansonsten erfolgreichen Abend für Inter Mailand mit Yann Sommer und Manuel Akanji, der in der 81. Minute eingewechselt wurde.
Drama in Marseille
Lange sah es zwischen Olympique Marseille und Atalanta Bergamo nach einem torlosen Unentschieden aus. Auch, weil Charles De Ketelaere nach einem umstrittenen Penalty-Entscheid womöglich auch wegen der Störung durch Laserpointer von den französischen Fans an Marseille-Goalie Geronimo Rulli gescheitert war. Und weil ein Tor von Ademola Lookman für die Gäste aufgrund einer Abseitsstellung aberkannt worden war.
In den Schlussminuten nahm das Drama dann aber nochmal eine neue Wendung. Im Strafraum der Gäste sprang der Ball nach einer Flanke von Marseille an den Arm von Atalantas Ederson, die Franzosen reklamierten auf Penalty, der Schiedsrichter liess die Partie jedoch laufen. Im direkten Gegenzug erzielte Lazar Samardzic dann mit einem tollen Distanzschuss den einzigen Treffer des Spiels.
Dies sorgte selbstverständlich für Ärger bei Marseille. «Er hätte es sich wenigstens anschauen können», bemängelte Nayef Aguerd nach dem Spiel bei «Canal+». Er spreche zwar nicht gerne über den Schiedsrichter, wie der 29-jährige Marokkaner sagte, «aber dass er in einem so wichtigen Spiel nicht einmal checken will, ob es ein Penalty ist oder nicht, und dann kassieren wir auch noch das Gegentor … da fehlen mir die Worte.»
Der Kopfball des Jahres
Gäbe es neben dem Puskas-Award für das schönste Tor des Jahres auch eine Auszeichnung für den besten Kopfball, wäre Dan Burn mit seinem Treffer gegen Athletic Bilbao wohl der Favorit. Newcastles-Verteidiger erzielte das erste Tor beim 2:0-Sieg auf Flanke von Kieran Trippier mit einem ebenso wuchtigen wie präzisen Kopfball ins lange Eck.
Tripper's free-kick delivery 🎯
— UEFA Champions League (@ChampionsLeague) November 5, 2025
Sané's wonderful cross 👏
Fermín's back-heel 😏
Doku's clever cutback 🧠
Four fantastic assists 🖐️#UCLassists || @Lays_football pic.twitter.com/oRkVB2fW3y
Ajax in Spendierlaune
Ajax Amsterdam ist nach vier Spieltagen Schlusslicht der Champions League mit 0 Punkten und einem Torverhältnis von 1:14. Das könnte auch daran liegen, dass die Niederländer Penaltys verschenken wie der Bachelor Rosen. Bei der 0:3-Niederlage gegen Galatasaray Istanbul, das angeblich an Lionel Messi dran ist, waren es deren zwei – wie schon im letzten Spiel in der Königsklasse gegen Chelsea (1:5). Wettbewerbsübergreifend verursachte Ajax in den letzten acht Partien nun acht Penaltys, gemäss «Opta» so viele wie zuvor in 123 Spielen.
Die beiden Elfmeter am Mittwochabend verwandelte Victor Osimhen, der bereits den ersten Treffer des Abends erzielt hatte, souverän und feierte damit einen lupenreinen Hattrick in der 2. Halbzeit. Der 26-jährige Nigerianer wurde im Anschluss zum dritten Mal in Folge zum «Man Of The Match» ausgezeichnet, mit sechs Treffern ist er ausserdem Toptorschütze der laufenden Champions-League-Saison.
Hat Chelsea die Reise unterschätzt?
Neben Barça patzte am Mittwochabend ein weiterer Favorit. Chelsea kam bei Karabach Agdam nämlich nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus. Womöglich lag das auch daran, dass einige Spieler der Blues nicht auf eine so lange Reise vorbereitet waren. In einem Instagram-Video des offiziellen Vereinsprofils mussten die Spieler raten, wie gross die Distanz zwischen London und Aserbaidschan sei. Anstelle der knapp 2500 Meilen (gut 4000 Kilometer) tippte Mittelfeld-Motor Moises Caicedo auf 150 (rund 240 Kilometer).
Fussballzwerge träumen
Dank des Punktgewinns gegen den zweifachen Champions-League-Sieger darf Karabach weiterhin vom Erreichen der K.o.-Phase träumen. Mit sieben Punkten aus vier Spielen stehen die Aserbaidschaner auf Platz 15, die Top 24 erreichen die nächste Runde.
Zum jetzigen Stand wäre auch Pafos weiter. Der zypriotische CL-Debütant mit Verteidiger-Legende David Luiz bezwang Villarreal 1:0 und steht nach seinem ersten Sieg in der Königsklasse mit fünf Zählern auf Platz 20. Das Restprogramm wird mit Spielen gegen Monaco, Juventus, Chelsea und Slavia Prag aber alles andere als einfach. Karabach bekommt es noch mit Napoli, Ajax, Frankfurt und Liverpool zu tun.
- NHL-Legende Owetschkin erzielt sein 900. Tor – dann will ihm der Goalie den Puck klauen
- Darum verzichtet Yakin auf Okafor: «Hoffe, dass meine Worte irgendwann bei ihm ankommen»
- Dieser «Schweizer» Sportler verdient am meisten – und du kennst ihn nicht
- Zuckerbergs KI verspielt beim Poker-Event für künstliche Intelligenzen den letzten Cent
