Bei ManUnited sorgen die Besitzer wegen Umgang mit Star wieder für Krach
Klar, dass gegen Bournemouth trotz dreimaliger Führung nur ein 4:4-Unentschieden herausspringt, ist aus Sicht vom grossen Manchester United noch immer schwer als Erfolg zu verkaufen. Doch die seit vielen Jahren kriselnden Red Devils befinden sich auf dem Weg der Besserung. Nach Platz 15 in der Vorsaison steht ManUnited aktuell auf dem sechsten Rang, nur zwei Punkte hinter einem Champions-League-Platz.
Auch fussballerisch vermag das Team von Trainer Ruben Amorim wieder zu begeistern – zumindest zeitweise. Sky-Experte Jamie Carragher schwärmte nach dem Spektakel vom Montagabend: «Manchester United war in den ersten 25 bis 30 Minuten fantastisch. Es war fast wie zu Zeiten von Sir Alex Ferguson: schneller, offensiver Fussball, energiegeladene Spieler, die nach vorne rannten, positiv und offensiv agierten und den Ball früh zurückeroberten.»
Für die Liverpool-Legende war es das beste Spiel seines alten Rivalen unter Amorim. Defensiv gebe es zwar immer noch erhebliche Baustellen, doch fand Carragher: «Das war das erste Mal seit langer Zeit und ganz bestimmt unter Amorim, dass ich das Gefühl hatte, Manchester United so zu sehen, wie es sein sollte.» Auch United-Legende Gary Neville sprach trotz des etwas enttäuschenden Resultats von einer guten Leistung: «Sie haben mit echter Entschlossenheit gespielt, den Ball nach vorne gebracht und immer mit vollem Tempo gespielt.»
Eigentlich könnte die Stimmung beim englischen Rekordmeister also zumindest in Ordnung sein. Doch intern hängt der Haussegen mal wieder schief. Der Grund dafür ist ein Interview, das Bruno Fernandes im portugiesischen Fernsehen gegeben hat. Der 31-jährige Mittelfeldspieler beklagte gemäss Maisfutebol fehlende Loyalität.
So erklärte Fernandes, dass er im Sommer zu Al-Hilal hätte wechseln können, doch sich trotz des deutlich höheren Gehalts dagegen entschied. «Ich liebe den Klub wirklich», sagte der Portugiese über Manchester United, wo er seit 2020 unter Vertrag steht. Die Verantwortlichen wären einem Verkauf hingegen offen gegenüber gestanden, glaubt Fernandes: «Ich hatte das Gefühl, dass sie dachten: ‹Wenn du gehst, ist es nicht so schlecht für uns.› Das hat mich etwas verletzt.»
Obwohl er mit fünf Toren und sieben Assists wieder der beste Skorer im Team ist, fühlte er sich nicht genügend wertgeschätzt. «Mein Klub sollte mich eigentlich am meisten schätzen, aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, auf dünnem Eis zu stehen.» Dabei habe er sich nichts zu Schulde kommen lassen, findet er: «Ich stehe immer zur Verfügung und gebe immer alles. Das macht mich traurig.» Fernandes glaubt, dass dies auch mit seinem Alter zu tun hat. «Wenn ein Spieler 30 Jahre alt ist, glauben sie in England, dass sie eine Erneuerung brauchen. Es ist wie mit Möbelstücken.»
Dass sich Fernandes trotz Gesprächen mit den Nationalmannschaftskollegen Ruben Neves und Cristiano Ronaldo gegen einen Wechsel nach Saudi-Arabien entschied, hing auch an Trainer Ruben Amorim, der ihm in einem Gespräch mitgeteilt habe, dass er weiterhin mit ihm plane. «Der Klub wollte, dass ich gehe. Das ist in meinem Kopf drin», so Fernandes, «ich glaube, dass die Besitzer nicht den Mut hatten, diese Entscheidung zu treffen, weil der Trainer mich wollte.»
Während er noch immer dieselbe Zuneigung zum Klub gehabt habe, habe er diese von den Verantwortlichen um Besitzer Jim Ratcliffe und Geschäftsführer Omar Berrada nicht gespürt. «An einem gewissen Punkt ist Geld für sie wichtiger als alles andere.» Manchester United plagen schon länger Geldsorgen, weshalb im letzten Jahr mehrere hundert Stellen abgebaut wurden und auch sonst Einsparungen gemacht wurden.
Fernandes stand im Sommer kurz vor einem Wechsel nach Saudi-Arabien. Schon im Oktober gab er zu, dass er wohl gegangen wäre, hätte er bei Amorim keine Rolle mehr gespielt. «Ich habe schon immer gesagt, dass ich gehen würde, wenn der Klub mich zu Geld machen wollen würde», erklärte Fernandes damals. Auch jetzt sprach er davon, dass er bereit wäre, in Saudi-Arabien zu spielen. Dies dürfte aber wohl erst nach der WM 2026 zum Thema werden.
