Obwohl Gregor Kobel bei Borussia Dortmund regelmässig mit grandiosen Paraden und starken Leistungen glänzt, ist schon jetzt klar, dass er im nächsten Sommer nur als Ersatzgoalie der Schweizer Nati zur Europameisterschaft reisen wird. Dies stellte Trainer Murat Yakin kürzlich bei Blue Sport klar: «Yann Sommer ist die Nummer eins und wird das auch bleiben. Er wird an der EM im Tor stehen.»
Dass die Entscheidung bereits sechs Monate vor Turnierstart feststeht, stösst Kobels Berater Philipp Degen sauer auf. Gegenüber Sky sagte der Ex-Natispieler, dass dies das Leistungsprinzip praktisch ausser Kraft setzen würde. «Gregor ist einer der besten Keeper der Welt und man sagt ihm, dass seine Leistungen nicht relevant sind – das halte ich für ein ganz schlechtes Zeichen», so Degen.
Was den 40-Jährigen besonders verärgert, ist die Nähe von Patrick Foletti zu Sommer. Der Tessiner ist der Goalie-Trainer beim Nationalteam und gemäss Degen hauptverantwortlich für die Entscheidung, Sommer als Stammgoalie zu festigen. «Das hinterlässt natürlich einen sehr, sehr faden Beigeschmack», findet Degen, der anfügt, dass das extrem enge Verhältnis von Foletti und Sommer von anderen Nati-Goalies schon mehrfach bemängelt wurde.
Damit dürfte der Zwillingsbruder von FCB-Präsident David Degen Roman Bürki und Marwin Hitz gemeint haben, beide traten freiwillig aus dem Nationalteam zurück, weil sie keine Chance sahen, Sommer zu verdrängen. Hitz kritisierte Foletti kürzlich in einem Interview mit der NZZ, weil dieser vor der EM 2016 öffentlich gesagt habe, dass Sommer wie ein Sohn für ihn sei.
Gegenüber Blick legte Degen nach: «Was Foletti macht, geht einfach nicht. Sein Verhältnis zu Yann ist einfach viel zu eng, um eine faire Bewertung zuzulassen.» Der Geschäftsführer der Berater-Agentur SBE Football betont jedoch, dass es ihm nicht darum gehe, dass Kobel spielen müsse. «Ich sage: Es muss der Beste spielen, schliesslich geht es um die Nati.»
Dass dies auch Sommer, der zurzeit bei Inter Mailand ebenfalls zu überzeugen vermag, sein könne, schliesst Degen in keinster Weise aus. Nur dürfe man sich so früh noch nicht festlegen: «Sommer hat herausragend gehalten für die Nati, aber die letzten fünf, sechs Spiele waren nicht mehr gut. Hier muss eine echte Neubewertung stattfinden. Ich kann nicht einfach ein Ranking sechs Monate vor so einem Turnier festlegen, ohne die Leistungen mit einzubeziehen!»
Während Degen, der früher selbst beim BVB gespielt hat, Goalie-Trainer Foletti Parteilichkeit vorwirft, nimmt er Cheftrainer Yakin hingegen in Schutz. Dieser habe trotz der Kritik in den Medien vieles richtig gemacht und «ist der richtige Nati-Trainer». (nih)