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Der Manitu ist in der indianischen Kultur das höchste Wesen, das über eine alles umfassende Kraft verfügt. Auf dem Planeten YB finden wir Hansueli und Andy Rihs in der Manitu-Rolle. Sie haben sich nun dazu herabgelassen, zum Volk zu sprechen und haben eine sogenannte Medienkonferenz veranstaltet. Die Botschaft, die sie verkündet haben, ist unerheblich. Sie wollen weniger Geld «verlochen» und mehr Erfolg haben. Weniger teure Stars und mehr junge Spieler. Eine Analyse der YB-Chaostage konnten sie nicht liefern. Sie wissen ja selber nicht, wie YB funktioniert.
Es geht sowieso nicht um die Botschaft. Sie bringt uns nicht weiter. Es geht um etwas ganz anderes. Um die Veranstaltung an und für sich. Der Manitu ist bei den Indianern weder Krieger noch Jäger. Er steht über den Dingen. Wenn der Manitu jagen muss, geht die Welt unter. Der Investor im Sport, in unserem Fall die YB-Manitus, müssten auch über den Dingen stehen. Müssen sie herabsteigen und reden, ist es ein Zeichen für Unordnung auf der Welt.
Das Sportgeschäft funktioniert, wenn fähige Führungspersönlichkeiten eine Leistungskultur aufbauen. Wir haben beispielsweise beim FC Basel, bei den ZSC Lions, beim SC Bern, beim HC Davos, beim EV Zug und neuerdings in Kloten solche Strukturen.
Bei YB haben wir nach wie vor vorindustrielle Verhältnisse. Bei YB wird das Mittelalter gelebt und eigentlich müsste YB bei den Mittelalter-Jahrmärkten eine Bude aufstellen.
Das Mittelalter war geprägt durch den Feudalismus. Die Bauern waren auf Gedeih und Verderb von ihrem Grundherrn abhängig. Bei YB sind alle auf Gedeih und Verderb von den Grundherren Andy und Hansueli Rihs abhängig. Beide sind sogar im besten mittelalterlichen Wortsinne Grundherren. Sie besitzen auch das Land (das Stadion), auf dem YB spielt.
Wenn die Grundherren etwas vom Geschäft verstehen und die richtigen Leute für sich arbeiten lassen, dann funktioniert es. Wenn die Grundherren aber nichts vom Geschäft verstehen und einfach alle Rechnungen bezahlen wie die Gebrüder Rihs bei YB und früher Philippe Gaydoul bei Kloten, dann funktioniert es nicht. Dann entstehen parasitäre Strukturen, wie wir sie in Kloten hatten und wie wir sie bei YB haben.
Das alles entscheidende Kriterium für eine Karriere im Unternehmen wird bei feudalistischen Verhältnissen wie bei YB die Gunst des Grundherren. Eine Führungspersönlichkeit qualifiziert sich nicht mehr primär durch Leistung (die ja die Grundherren sowieso nicht erkennen). Sondern durch die Nähe zum grossen Manitu. Wer es versteht, dem Manitu die Welt zu erklären, zu schmeicheln, nach dem Munde zu reden, kann ihn ausnützen, bis die Kasse leer ist. Politik und Machiavellismus haben das Primat über die Leistung.
Die Gebrüder Rihs erkennen nicht, dass sie bei YB seit Jahren von einer schlauen Männerrunde ausgenützt werden. Diese Struktur ist umso verhängnisvoller, weil bei YB auch der Präsident und alle Verwaltungsräte bloss Marionetten der Gebrüder Rihs sind. YB wird von einem Operetten- Verwaltungsrat und einem Operetten-Management geführt. Deshalb müssen in der Krise die Besitzer eine Medienkonferenz veranstalten. Bei einem funktionierenden Sportunternehmen stehen in schwierigen Zeiten die Manager oder der Präsident des Verwaltungsrates Red' und Antwort.
In Kloten hatten wir das gleiche Problem, als noch Philippe Gaydoul der Besitzer war. Er verstand vom Hockey-Geschäft etwa so viel wie die Gebrüder Rihs vom Fussball-Business. Und setzte folglich auf die falschen Leute. Aus Kloten wurde ein dörfliches YB. Ein riesiger finanzieller Aufwand und kein sportlicher Erfolg. Unter Philippe Gaydoul brachten es die Klotener zuletzt fertig, bei knapp 15 Millionen Umsatz rund 7 Millionen Verlust einzufahren. Bei YB sind in den letzten zehn Jahren mehr als 50 Millionen Franken verpufft.
Natürlich gäbe es eine Lösung. Wir sehen das in diesen Tagen ja bei Kloten. Nun ist mit Hans-Ulrich Lehmann ein Besitzer da, der nicht einfach blindlings zahlt. Sondern mit rigoroser Kostenkontrolle eine Leistungskultur durchsetzt und aufs richtige Personal setzt. Und siehe da: Mit halb so viel Geld wie zuletzt Philippe Gaydoul erzielt er die gleichen sportlichen Resultate.
YB könnte nur erfolgreich sein, wenn Andy und Hansueli Rihs ein «Housecleaning» veranstalten würden. Dieser Begriff kommt aus dem nordamerikanischen Sportbusiness. Dort werden bei einer Krise von den Klubbesitzern alle gefeuert. Vom Manager bis zum Materialwart. Um parasitäre Strukturen, Seilschaften und Bruderschaften aufzulösen.
Genau das müsste bei YB passieren. Aber da jene, die bei YB die Misswirtschaft verantworten, auch jene sind, die das Ohr von Andy und Hansueli Rihs haben, ändert sich nichts. Es muss sich auch nichts ändern: Die Rechnungen werden ja bezahlt und die sportliche Substanz ist so gross, dass nicht einmal unter diesem YB-Management ein Abstieg droht.
Nach der Medienkonferenz mit Andy und Hansueli Rihs wissen wir: Alles bleibt, wie es ist. Einzelne Figuren kommen und gehen, aber das System bleibt bestehen. Der Mut zum «Housecleaning» fehlt. YB ist und bleibt auf absehbare Zeit hinaus ein schlummernder Titan. Ein Fussballunternehmen, das alle Voraussetzungen hat, um wirtschaftlich und sportlich auf Augenhöhe mit dem FC Basel zu stehen und sich damit zufriedengibt, ein bisschen Fussball-Theater zu spielen. Ein Fussballunternehmen, das mit Sport-Seifenopern statt mit sportlichen Erfolgen für nationale Medienpräsenz sorgt.
So gesehen ist YB durchaus ein erfolgreiches Unternehmen der Unterhaltungs-Industrie. Andy und Hansueli Rihs sind solche Verhältnisse durchaus vertraut. Um es salopp zu sagen: Auch ihre Radsport-Rennställe produzieren mehr Schlagzeilen durch allerlei Theater (Dopingexzesse) als durch grosse Siege.
Nicht der CEO, der Präsident, der Sportchef oder der Trainer und die Spieler personifizieren das YB-Chaos. Sondern Andy und Hansueli Rihs. So lange sie YB-Besitzer sind, wird sich nichts ändern. YB wird sein enormes Potenzial erst dann entfalten, wenn Andy und Hansueli Rihs nicht mehr die Besitzer, die Grundherren, die Manitus sind.