Sport
Fussball

Wegen der Gebrüder Rihs bleibt YB ein schlummernder Titan.

19.09.2016; Bern; Fussball - Medienkonferenz Sport und Event Holding AG: Hansueli Rihs links und Andy Rihs aeussern sich an einer Pressekonferenz der BSC Young Boys. (Christian Pfander/freshfocus)
Die «YB-Manitus» Hansueli (links) und Andy Rihs.Bild: Christian Pfander/freshfocus

Nach dem grossen Auftritt der Gebrüder Rihs ist klar: YB bleibt ein schlummernder Titan

Jetzt haben die «YB-Manitus» zum Volk gesprochen. Was ist dabei herausgekommen? Ein Lehrstück, warum YB auch in den nächsten Jahren YB bleiben wird, wie es singt und lacht. Aber nicht siegt.
19.09.2016, 17:5720.09.2016, 16:19
Mehr «Sport»

Der Manitu ist in der indianischen Kultur das höchste Wesen, das über eine alles umfassende Kraft verfügt. Auf dem Planeten YB finden wir Hansueli und Andy Rihs in der Manitu-Rolle. Sie haben sich nun dazu herabgelassen, zum Volk zu sprechen und haben eine sogenannte Medienkonferenz veranstaltet. Die Botschaft, die sie verkündet haben, ist unerheblich. Sie wollen weniger Geld «verlochen» und mehr Erfolg haben. Weniger teure Stars und mehr junge Spieler. Eine Analyse der YB-Chaostage konnten sie nicht liefern. Sie wissen ja selber nicht, wie YB funktioniert.

Wir haben bereits letzten Dienstag die Medienmitteilung von YB entschlüsselt

Es geht sowieso nicht um die Botschaft. Sie bringt uns nicht weiter. Es geht um etwas ganz anderes. Um die Veranstaltung an und für sich. Der Manitu ist bei den Indianern weder Krieger noch Jäger. Er steht über den Dingen. Wenn der Manitu jagen muss, geht die Welt unter. Der Investor im Sport, in unserem Fall die YB-Manitus, müssten auch über den Dingen stehen. Müssen sie herabsteigen und reden, ist es ein Zeichen für Unordnung auf der Welt.

Mittelalterliches YB

Das Sportgeschäft funktioniert, wenn fähige Führungspersönlichkeiten eine Leistungskultur aufbauen. Wir haben beispielsweise beim FC Basel, bei den ZSC Lions, beim SC Bern, beim HC Davos, beim EV Zug und neuerdings in Kloten solche Strukturen.

Bei YB haben wir nach wie vor vorindustrielle Verhältnisse. Bei YB wird das Mittelalter gelebt und eigentlich müsste YB bei den Mittelalter-Jahrmärkten eine Bude aufstellen.

Andy Rihs, links, und Hansueli Rihs, rechts, Investoren der Sport und Event Holding AG, posieren nach einer Medienkonferenz von BSC Young Boys im Stade de Suisse, am Montag, 19. September 2016, in Ber ...
Die Gebrüder Rihs in ihrem Stadion.Bild: KEYSTONE

Das Mittelalter war geprägt durch den Feudalismus. Die Bauern waren auf Gedeih und Verderb von ihrem Grundherrn abhängig. Bei YB sind alle auf Gedeih und Verderb von den Grundherren Andy und Hansueli Rihs abhängig. Beide sind sogar im besten mittelalterlichen Wortsinne Grundherren. Sie besitzen auch das Land (das Stadion), auf dem YB spielt.

Wenn die Grundherren etwas vom Geschäft verstehen und die richtigen Leute für sich arbeiten lassen, dann funktioniert es. Wenn die Grundherren aber nichts vom Geschäft verstehen und einfach alle Rechnungen bezahlen wie die Gebrüder Rihs bei YB und früher Philippe Gaydoul bei Kloten, dann funktioniert es nicht. Dann entstehen parasitäre Strukturen, wie wir sie in Kloten hatten und wie wir sie bei YB haben.

YB

Das alles entscheidende Kriterium für eine Karriere im Unternehmen wird bei feudalistischen Verhältnissen wie bei YB die Gunst des Grundherren. Eine Führungspersönlichkeit qualifiziert sich nicht mehr primär durch Leistung (die ja die Grundherren sowieso nicht erkennen). Sondern durch die Nähe zum grossen Manitu. Wer es versteht, dem Manitu die Welt zu erklären, zu schmeicheln, nach dem Munde zu reden, kann ihn ausnützen, bis die Kasse leer ist. Politik und Machiavellismus haben das Primat über die Leistung.

Das Beispiel aus Kloten

Die Gebrüder Rihs erkennen nicht, dass sie bei YB seit Jahren von einer schlauen Männerrunde ausgenützt werden. Diese Struktur ist umso verhängnisvoller, weil bei YB auch der Präsident und alle Verwaltungsräte bloss Marionetten der Gebrüder Rihs sind. YB wird von einem Operetten- Verwaltungsrat und einem Operetten-Management geführt. Deshalb müssen in der Krise die Besitzer eine Medienkonferenz veranstalten. Bei einem funktionierenden Sportunternehmen stehen in schwierigen Zeiten die Manager oder der Präsident des Verwaltungsrates Red' und Antwort.

ARCHIV --- ZUR MELDUNG, DASS KANADISCHE INVESTOREN BEI KLOTEN UEBERNEHMEN, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Kloten Flyers Investor Philippe Gaydoul spricht anlaesslich der Generalve ...
Klotens ehemaliger Besitzer Philippe Gaydoul.Bild: KEYSTONE

In Kloten hatten wir das gleiche Problem, als noch Philippe Gaydoul der Besitzer war. Er verstand vom Hockey-Geschäft etwa so viel wie die Gebrüder Rihs vom Fussball-Business. Und setzte folglich auf die falschen Leute. Aus Kloten wurde ein dörfliches YB. Ein riesiger finanzieller Aufwand und kein sportlicher Erfolg. Unter Philippe Gaydoul brachten es die Klotener zuletzt fertig, bei knapp 15 Millionen Umsatz rund 7 Millionen Verlust einzufahren. Bei YB sind in den letzten zehn Jahren mehr als 50 Millionen Franken verpufft.

Natürlich gäbe es eine Lösung. Wir sehen das in diesen Tagen ja bei Kloten. Nun ist mit Hans-Ulrich Lehmann ein Besitzer da, der nicht einfach blindlings zahlt. Sondern mit rigoroser Kostenkontrolle eine Leistungskultur durchsetzt und aufs richtige Personal setzt. Und siehe da: Mit halb so viel Geld wie zuletzt Philippe Gaydoul erzielt er die gleichen sportlichen Resultate.

Wo bleibt das «Housecleaning»?

YB könnte nur erfolgreich sein, wenn Andy und Hansueli Rihs ein «Housecleaning» veranstalten würden. Dieser Begriff kommt aus dem nordamerikanischen Sportbusiness. Dort werden bei einer Krise von den Klubbesitzern alle gefeuert. Vom Manager bis zum Materialwart. Um parasitäre Strukturen, Seilschaften und Bruderschaften aufzulösen.

15.09.2016; Bern; Fussball Europa League - BSC Young Boys - Olympiakos Piraeus: Protestbanner gegen den VR und die Gebrueder Rihs (Claudio de Capitani/freshfocus)
Die Meinung der YB-Fans ist unmissverständlich.Bild: Claudio de Capitani/freshfocus

Genau das müsste bei YB passieren. Aber da jene, die bei YB die Misswirtschaft verantworten, auch jene sind, die das Ohr von Andy und Hansueli Rihs haben, ändert sich nichts. Es muss sich auch nichts ändern: Die Rechnungen werden ja bezahlt und die sportliche Substanz ist so gross, dass nicht einmal unter diesem YB-Management ein Abstieg droht.

Nach der Medienkonferenz mit Andy und Hansueli Rihs wissen wir: Alles bleibt, wie es ist. Einzelne Figuren kommen und gehen, aber das System bleibt bestehen. Der Mut zum «Housecleaning» fehlt. YB ist und bleibt auf absehbare Zeit hinaus ein schlummernder Titan. Ein Fussballunternehmen, das alle Voraussetzungen hat, um wirtschaftlich und sportlich auf Augenhöhe mit dem FC Basel zu stehen und sich damit zufriedengibt, ein bisschen Fussball-Theater zu spielen. Ein Fussballunternehmen, das mit Sport-Seifenopern statt mit sportlichen Erfolgen für nationale Medienpräsenz sorgt.

Basler Birkir Bjarnason spielt den Ball im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC Basel 1893 und dem BSC Young Boys, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Mittwoch, 10. August 2016 in Basel. (KE ...
YB könnte sportlich auf Augenhöhe mit dem FC Basel stehen.Bild: KEYSTONE

So gesehen ist YB durchaus ein erfolgreiches Unternehmen der Unterhaltungs-Industrie. Andy und Hansueli Rihs sind solche Verhältnisse durchaus vertraut. Um es salopp zu sagen: Auch ihre Radsport-Rennställe produzieren mehr Schlagzeilen durch allerlei Theater (Dopingexzesse) als durch grosse Siege.

Nicht der CEO, der Präsident, der Sportchef oder der Trainer und die Spieler personifizieren das YB-Chaos. Sondern Andy und Hansueli Rihs. So lange sie YB-Besitzer sind, wird sich nichts ändern. YB wird sein enormes Potenzial erst dann entfalten, wenn Andy und Hansueli Rihs nicht mehr die Besitzer, die Grundherren, die Manitus sind.

Das ist der moderne Fussball
Oh Mäzen, mein Mäzen – wie der Schweizer Fussball ums finanzielle Überleben kämpft
30
Oh Mäzen, mein Mäzen – wie der Schweizer Fussball ums finanzielle Überleben kämpft
von françois schmid-bechtel
«Hunderte Dinge haben mich genervt» – dieser Fan boykottiert seit einem Jahr Fussball
56
«Hunderte Dinge haben mich genervt» – dieser Fan boykottiert seit einem Jahr Fussball
von Arne Siegmund
Nur noch 7 Profis im Kader – Traditionsklub Bolton droht der totale Kollaps
4
Nur noch 7 Profis im Kader – Traditionsklub Bolton droht der totale Kollaps
von Philipp Reich
Wir würden als Sportchefs für 100 Millionen diese Teams zusammenstellen – und du?
50
Wir würden als Sportchefs für 100 Millionen diese Teams zusammenstellen – und du?
von Lea Senn, Sandro Zappella
Marcel Reif zum St.Galler VAR-Drama: «Das ist nicht die Idee des VAR, so schadet er»
21
Marcel Reif zum St.Galler VAR-Drama: «Das ist nicht die Idee des VAR, so schadet er»
Barça patzt, Real profitiert – das ist der «japanische Messi» Takefusa Kubo
9
Barça patzt, Real profitiert – das ist der «japanische Messi» Takefusa Kubo
von Adrian Bürgler
Der ÖFB-Cup als Fundgrube für jeden mit einem Herz für grossartige Klubnamen
19
Der ÖFB-Cup als Fundgrube für jeden mit einem Herz für grossartige Klubnamen
Falschen Jallow verpflichtet: Türkischer Klub leistet sich Transfer-Blamage des Sommers
10
Falschen Jallow verpflichtet: Türkischer Klub leistet sich Transfer-Blamage des Sommers
4 Fussball-Stars erstreiken sich den Wechsel – und immer soll es zu Barcelona gehen
34
4 Fussball-Stars erstreiken sich den Wechsel – und immer soll es zu Barcelona gehen
von Adrian Bürgler
11-Jähriger trifft Messi im Strandurlaub – und spielt eine Runde mit ihm
8
11-Jähriger trifft Messi im Strandurlaub – und spielt eine Runde mit ihm
Kein Witz! Darum heisst Juventus Turin im neusten FIFA-Game «Piemonte Calcio»
48
Kein Witz! Darum heisst Juventus Turin im neusten FIFA-Game «Piemonte Calcio»
Warum es besser wäre, wenn jeder Klub nur noch drei Transfers tätigen dürfte
44
Warum es besser wäre, wenn jeder Klub nur noch drei Transfers tätigen dürfte
von Ralf Meile
Rassismus-Vorwürfe gegen einen FCSG-Spieler – was geschah im Testspiel gegen Bochum?
15
Rassismus-Vorwürfe gegen einen FCSG-Spieler – was geschah im Testspiel gegen Bochum?
von luca ghiselli
Psychologe analysiert Tattoos von Fussballprofis – mit klarem Ergebnis
19
Psychologe analysiert Tattoos von Fussballprofis – mit klarem Ergebnis
von Katharina Reckers
Kevin-Prince Boateng haut neuen Rapsong raus – aber was macht das Pferd da eigentlich?
6
Kevin-Prince Boateng haut neuen Rapsong raus – aber was macht das Pferd da eigentlich?
Die teuersten Teenager der letzten 25 Jahre – so krass sind die Transfersummen explodiert
6
Die teuersten Teenager der letzten 25 Jahre – so krass sind die Transfersummen explodiert
von Sandro Zappella
Topklubs haben schon fast 1 Milliarde für Transfers ausgegeben – die Übersicht
11
Topklubs haben schon fast 1 Milliarde für Transfers ausgegeben – die Übersicht
Liga gibt zu, dass der VAR in St.Gallen nicht hätte eingreifen dürfen
24
Liga gibt zu, dass der VAR in St.Gallen nicht hätte eingreifen dürfen
Vier Gründe, warum Bayern München einfach keinen Topstar abkriegt
82
Vier Gründe, warum Bayern München einfach keinen Topstar abkriegt
von Philipp Reich
Ein Problem namens Wanda – wie Torjäger Mauro Icardi bei Inter in Ungnade gefallen ist
20
Ein Problem namens Wanda – wie Torjäger Mauro Icardi bei Inter in Ungnade gefallen ist
von Philipp Reich
Ausländer-Trios, werbefreie Trikots oder das Nasenpflaster – 16 Dinge, die aus dem Fussball verschwunden sind
39
Ausländer-Trios, werbefreie Trikots oder das Nasenpflaster – 16 Dinge, die aus dem Fussball verschwunden sind
von Philipp Reich

Die grössten Schweizer Europacup-Erfolge im Fussball

1 / 54
Die grössten Schweizer Europacup-Erfolge im Fussball

Saison 2025/26: Lausanne-Sport schafft den Sprung in die Conference League – dank einem überzeugenden 1:0-Auswärtssieg bei Millionenklub Besiktas Istanbul.

quelle: keystone / erdem sahin
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
9 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
9
Episches Comeback und grüne Dildos – diese 8 Momente der ersten NFL-Woche hast du verpasst
Nach langer Wartezeit ist die NFL endlich wieder zurück. In der ersten Woche der besten Liga im American Football kam es bereits zu einem unglaublichen Comeback sowie grünen Dildos, und Aaron Rodgers lieferte ausgerechnet gegen sein ehemaliges Team.
Was für ein Spektakel im ersten Sunday Night Game der Saison zwischen den beiden Titelkandidaten Buffalo Bills und Baltimore Ravens. Das Auswärtsteam aus Baltimore führte vier Minuten vor Schluss mit 40:25, bevor Josh Allen und die Bills eine unglaubliche Aufholjagd starteten. Zunächst warf der Spielmacher einen Touchdown-Pass auf Keon Coleman, und weil Ravens-Runningback Derrick Henry kurz darauf den Ball fumbelte, kam das Heimteam wieder in Ballbesitz.
Zur Story