Letzte Woche sah sich Arsenal des Sieges gegen Brentford beraubt, ein durch den VAR aberkannter Treffer im Spitzenspiel Leipzig gegen Union Berlin sorgte in Deutschland für Wirbel und an diesem Wochenende gab es in der Super League einige strittige Entscheide (dank, aber auch trotz des VAR). Kurz: Es vergeht kaum eine Runde, in welcher der Video Assistant Referee (VAR) nicht für Diskussionen sorgt.
Der Finger am Ohr und das Zeichen, wenn der Schiedsrichter die Umrisse eines Bildschirms in die Luft zeichnet, haben sich im Fussball etabliert. In der Super League wird der VAR seit der Saison 2019/20 eingesetzt. Seither bringt er nicht nur Fanseelen immer wieder zum Kochen.
Meist hilft er, das Spiel gerechter zu machen. Aber viele Fans sind trotzdem nicht zufrieden mit der Hilfe für den Schiedsrichter. Und das nicht nur wegen schwierigen (Handspiel-)Entscheiden. Ein häufiger Kritikpunkt: Bis der Entscheid gefällt wird, dauert es zu lange.
Was noch dazu kommt: Gefühlt ändert der Schiedsrichter seinen Entscheid sowieso, wenn er an die Seitenlinie zum TV-Gerät gebeten wird. Doch stimmt dieses Gefühl auch?
In der Super League gab es bis zur 21. Runde insgesamt 48 Fälle (siehe Liste ganz unten), in denen der Unparteiische sich eine strittige Szene in Ruhe am Spielfeldrand nochmals anschaute (im Fachjargon: On Field Review). 45 Mal (in 94 Prozent der Fälle) änderte er daraufhin seine Meinung. Bloss dreimal hielt der Schiedsrichter also an seinem ursprünglichen Entscheid fest.
In der Partie zwischen GC und Basel gab Schiedsrichter Alessandro Dudic den Treffer von Renat Dadashov zuerst und wurde dann vom VAR informiert, dass angeblich eine Abseitsposition vorlag. Dudic annullierte den Treffer, doch nur wenige Augenblicke später musste er sich die Szene am TV anschauen und anerkannte das Tor (zurecht) wieder.
Im zweiten Fall wurde Schiedsrichter Sven Wolfensberger in der Partie St.Gallen gegen Winterthur zum TV gebeten, nachdem er nach einem Zweikampf im Strafraum keinen Elfmeter für Jérémy Guillemenot pfiff. Auch nach dem Studium der TV-Bilder blieb er dabei: kein Foul von Granit Lekaj.
In der dritten Szene liess Schiedsrichter Urs Schnyder eine Aktion von FCZ-Stürmer Wilfried Gnonto gegen Sions Itaitinga weiterlaufen. Der VAR bat ihn an die Linie, um eine mögliche Rote Karte zu checken. Schnyder gab diese nicht, verwarnte aber Gnonto mit Gelb.
In 45 von 48 Fällen hatten die Unparteiischen im VAR-Raum in Volketswil also den Schiedsrichter an die Seitenlinie geschickt und dieser passte seinen Entscheid an. Warum also nicht gleich von Beginn an den VAR-Schiedsrichter entscheiden lassen? Das spart Zeit und würde lange Unterbrüche im Spiel minimieren.
Beim SFV scheint dies derzeit keine Option zu sein. Auf Anfrage von watson schreibt Dani Wermelinger, Leiter Ressort Spitzenschiedsrichter und Mitglied der Schiedsrichterkommission: «Der VAR kommt als ‹Airbag› bei klaren und offensichtlichen Fehlern zum Einsatz. Es gibt keine Überlegungen, den Weg an den Spielfeldrand zu unterlassen. Erstens sehen dies die Regeln nicht vor und zweitens ist klar, dass die Qualität des Entscheids vor der Zeitersparnis steht.»
Was ist deine Meinung? Sag es uns in der Umfrage (oder natürlich in den Kommentaren):
Wenn die Fehler klar und offensichtlich sind, wieso dauert die Entscheidung dann jeweils dennoch so lange?
Und bei der aktuellen Hands-Regel ist ja mal gar nichts offensichtlich.