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«Null-Toleranz nicht umsetzbar»: Liga zeigt sich in Pyro-Frage gesprächs

YB's fans mit Pyro im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem BSC Young Boys und dem FC Zuerich, am Samstag samedi, 21. Oktober 2023, im Stadion Wankdorf in Bern. (KEYSTONE/Ant ...
Bald erlaubt? Die SFL liebäugelt mit norwegischem Modell. Bild: keystone

«Null-Toleranz-Politik nicht umsetzbar»: Liga zeigt sich in Pyro-Frage gesprächsbereit

Im Ausland wackelt das Pyro-Verbot. Unter gewissen Auflagen darf beispielsweise in Norwegen gezündet werden. Die Swiss Football League beobachtet diese Pilotversuche interessiert – und will die Diskussion auch in der Schweiz führen.
24.07.2024, 09:24
Gianni Amstutz / ch media
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An der Europameisterschaft gab es kein Vorbeikommen am Song des Balkonultras. «Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen», schallte es auch etliche Male aus der Schweizer Fankurve. Noch ist der Ausruf lediglich eine Hoffnung, ein Appell an die Behörden, diesen Ausdruck der Fankultur nicht zu verteufeln. Bald schon könnte er Realität werden – auch in der Schweiz.

Aktuell läuft in Norwegen ein Pilotprojekt, bei dem das Abbrennen von Pyros in ausgewiesenen Bereichen in der Fankurve unter strengen Auflagen erlaubt ist: Personen, die Pyrotechnik zünden, müssen mindestens 18 Jahre alt, nüchtern und identifizierbar sein, wie die «Bild» berichtet.

«Die sich im Ausland abzeichnenden Lösungsansätze, die eine Zulassung in einem kontrollierten Rahmen mit klar geregelten Vorgaben ermöglichen, sind genau zu beobachten.»
David Barras

Eine gesunde Mischung finden

In der Schweiz beobachtet man die Entwicklungen im Ausland mit grossem Interesse. Die Swiss Football League (SFL) sei sehr interessiert an Lösungsvorschlägen, die versuchen, eine gesunde Balance zwischen Elementen der Fankultur und grösstmöglicher Sicherheit für alle Stadionbesuchenden zu finden, sagt Mediensprecher David Barras.

Der Sicherheitsbeauftragte der SFL stehe deshalb mit den Verantwortlichen in Norwegen und auch mit anderen Ligen im Austausch, die Projekte in diesem Bereich haben. Und Barras fügt an: «Die sich im Ausland abzeichnenden Lösungsansätze, die eine Zulassung in einem kontrollierten Rahmen mit klar geregelten Vorgaben ermöglichen, sind genau zu beobachten.»

Eliteserien i fotball 2024: KFUM - Sandefjord Oslo 20240602. Bodo/Glimts tilreisende supportere for eliteseriekampen i fotball mellom KFUM og Sandefjord pa KFUM Arena. Foto: Beate Oma Dahle / NTB Oslo ...
Der Pilotversuch in Norwegen wird in der Schweiz genau beobachtet. Bild: www.imago-images.de

Die Formulierungen sind zwar zurückhaltend gewählt, was angesichts des Sprengpotenzials der Pyro-Frage nicht überrascht, sie zeigen aber, dass die SFL grundsätzlich nicht abgeneigt wäre. Fielen die Ergebnisse der Pilotprojekte im Ausland positiv aus, könne auch in der Schweiz darüber diskutiert werden, findet Barras.

Politik fordert mehr Repression

Und er geht noch weiter: «Man stellt weltweit fest, dass die Null-Toleranz-Politik – wie übrigens in allen gesellschaftlichen Brennpunkten – nicht umsetzbar ist.» Die Beispiele aus dem Ausland würden zeigen, dass sich viele Verantwortliche, die sich mit der Organisation von Fussballspielen befassen, ähnliche Überlegungen anstellten.

Während die Liga also offensichtlich gesprächsbereit ist, wenn es um die Pyro-Frage geht, steuert die Politik in die Gegenrichtung. Nicht weniger, sondern deutlich mehr Restriktion gegenüber Fussballfans wird gefordert. Auf dieses Jahr hin wurde das sogenannte Kaskadenmodell eingeführt. Damit sollen Vorfälle mit harten Strafen sanktioniert werden, von Kurvensperrungen bis hin zu Geisterspielen.

Ein Teil der Fankultur

Fest steht: Ob illegal oder nicht, Pyrotechnik ist ein Teil des Fussballs. Für viele Fans ist das Abbrennen von Bengalos Ausdruck ihres Supports für ihr Team. An praktisch jedem Spieltag der Super League wird in mindestens einem Stadion gezündet.

«Gerade innerhalb der Stadien gab es in den letzten Jahren nur sehr wenige Zwischenfälle und Umfragen zeigen, dass sich die Besucherinnen und Besucher der SFL-Spiele in den Stadien sehr sicher fühlen.»
David Barras

Auch Teil der Wahrheit ist, dass es dabei gelegentlich zu Vorfällen kommt. Die über 1000 Grad heissen Fackeln werden aufs Spielfeld oder in den Sektor mit gegnerischen Fans geworfen. Zuletzt passierte dies im Cup-Halbfinal zwischen Winterthur und Servette im April dieses Jahres. Unrühmliche Ereignisse – darüber ist man sich selbst in der Fanszene grösstenteils einig – die jedoch Seltenheitswert haben.

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Im Cuphalbfinal kam es auf der Schützenwiese zu einem Ziwschenfall in Form eines Fackelwurfs. Bild: www.imago-images.de

Nach dem Vorfall in Winterthur trug der «Blick» Pyrowürfe seit 2006 zusammen. In den 18 Jahren kam die Zeitung auf acht Ereignisse, bei denen Feuerwerkskörper in Stadien als Wurfgeschoss eingesetzt wurden. SFL-Sprecher David Barras sagt denn auch: «Gerade innerhalb der Stadien gab es in den letzten Jahren nur sehr wenige Zwischenfälle und Umfragen zeigen, dass sich die Besucherinnen und Besucher der SFL-Spiele in den Stadien sehr sicher fühlen.»

Pyrotechnik ist noch ein Verbrechen

Bis zu einer Legalisierung von Pyros ist der Weg noch weit. Denn bisher ist das Abbrennen aufgrund des Sprengstoffgesetzes noch verboten. Es bräuchte wohl eine Ausnahmeregelung. Eine solche könnte die SFL jedoch nicht in Eigenregie umsetzen. Die Behörden müssten dazu eine gesetzliche Grundlage schaffen.

Wenn Liga, Vereine und Fans in der Pyro-Frage gemeinsam auftreten, wächst der Druck auf die Politik. Dies auch deshalb, weil der bisher eingeschlagene Weg der Repression bisher keine Früchte trägt. (fm1today.ch)

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Massalia
24.07.2024 12:56registriert Juni 2021
Die Betonköpfe der KKJPD werden jeglichen Dialog zunichte machen/verweigern. Schliesslich sehen sie sich - in massiver Verkennung ihres Amtes als Exekutivfunktionäre und in massiver Kompetenzüberschreitung - als die Herren über das Recht. Und sie weiss auch alles besser, besser als die Fans, die Liga, der Verband, Szenekenner und -experten, Staats-, Verfassungs- und Strafrechtler.
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RichiZueri
24.07.2024 14:35registriert September 2019
Nach über 20 Jahren in Schweizer Fussballstadien kann ich objektiv sagen, dass niemand um Pyros herum steht, welcher sie nicht toll findet bzw. unterstützt.
Im Umkehrschluss ist der Aufschrei bei jenen am grössten, welche noch nie ein Stadion von innen gesehen haben und das auch in Zukunft nicht wollen.
Das Thema ist schon längst zum Politikum verkommen, bei dem die Lautesten die am wenigsten Betroffenen sind.
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