Es ist die erste gefährliche Aktion des Spiels: Nach gerade einmal 45 Sekunden kracht der Schuss von Islands Ingibjörg Sigurdardottir an die Latte des Schweizer Tors. Vorhergegangen war dem Schuss der Innenverteidigerin ein weiter Einwurf von Sveindis Jonsdottir.
Die 24-Jährige, die nach der EM von Wolfsburg in die USA zum Angel City FC wechseln wird, ist der Star des Teams. Ihre Wurfstärke eine echte Waffe. Damit sie diese ideal einsetzen kann, legt sie teilweise gar ein Handtuch an die Seitenlinie. So zum Beispiel im EM-Spiel im strömenden Regen gegen die Schweizer Nati im Berner Wankdorf. Bevor sie den Lattenknaller ihrer Teamkollegin vorbereitete, trocknete sie den Ball mit dem Frotteetuch ab – und tat dies auch im weiteren Spielverlauf vor jedem Einwurf, was zunehmend zu Pfiffen der Schweizer Fans führte. Klar: Ein trockener Ball läuft weniger in Gefahr, aus den Händen zu rutschen und garantiert weitere, präzisere Würfe.
Gegenüber dem SRF erklärte Jonsdottir im Vorfeld des Spiels, dass sie bis zum Penaltypunkt werfen könnte – von dort kann die Abnehmerin schon mal einschiessen. Schon im Nations-League-Spiel gegen die Schweiz zeigte sie ihre Weitwurf-Qualität mit einem Einwurf über 32 Meter. Woher ihr Talent komme, wisse sie nicht genau. Sie habe schon immer Fussball gespielt, von einer anderen Sportart habe sie es also nicht. «Ich habe sehr lange Arme, vielleicht hilft das», erklärt Jonsdottir.
Schon als Kind habe sie erkannt, dass sie weit werfen könne: «Ich habe den Ball genommen und einfach Richtung Tor geworfen. Und es führte zu einem Tor. Da habe ich bemerkt, dass ich es kann, und habe angefangen, etwas zu üben.»
Jonsdottir ist aber nicht nur wegen ihrer Einwürfe eine gefährliche Flügelspielerin. So weist die Isländerin, die aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit in Wolfsburg eine sehr enge Freundschaft mit der Schweizerin Riola Xhemaili verbindet, auch eine hervorragende Technik und Schnelligkeit auf. Spätestens nach der 1. Minute im Spiel in Bern war auch die Nati gewarnt. (nih)