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Der Leicester City Football Club ist drauf und dran, die erstaunlichste Cinderella Story im englischen Fussball zu schreiben. Der Klub führt die Premier League aktuell mit sieben Punkten Vorsprung vor Tottenham Hotspur an und hat noch sechs Spiele zu absolvieren. Das ist darum so speziell, weil die «Foxes» vor genau einem Jahr noch an völlig anderer Stelle rangierte: Sie waren nämlich Letzter mit sieben Punkten Rückstand auf den rettenden 17. Platz.
3 April, 2015 - Bottom. Seven points from safety.
— Leicester City (@LCFC) 3. April 2016
3 April, 2016 - Top. Seven points clear.
A solid 12 months 👊#LeiSou
In dieser Saison aber hat Leicester einen Lauf. Dieser dürfte anfangs von vielen belächelt worden sein, doch unterdessen löst die Leidenschaft, Überzeugung und Konstanz, mit welcher Leicester Spiel für Spiel auftritt, meist nur noch Staunen und Sympathien aus.
Dabei hat sich im letzten Sommer augenscheinlich gar nicht viel getan. Auf dem Transfermarkt wurden überschaubare Transfers getätigt. Zugänge wie Christian Fuchs (von Schalke), N'Golo Kanté (Caen) und Shinji Okazaki (Mainz), haben keinen vom Hocker gehauen, sich aber während der Saison zu Leistungsträgern gemausert. Dasselbe kann man leider von Gökhan Inler (Napoli) nicht behaupten.
Die wichtigste Änderung war aber jene auf dem Trainerposten: Trainer Claudio Ranieri trat die Nachfolge des entlassenen Nigel Pearson an. Der 64-jährige Italiener fand ein System, das perfekt zu seinem Spielermaterial passt und welches es Leicester möglich macht, jeden Gegner innerhalb der Liga zu schlagen. Basis ist eine sehr solide Defensivarbeit gepaart mit extrem schnellem Umschalt- und Offensivspiel, in welchem sich vor allem Jamie Vardy (19 Tore/8 Assists) und Riyad Mahrez (16/10) gekonnt in Szene setzen können.
CLASS: Leicester City give every fan a free beer and doughnut for today's match. Proper football club. pic.twitter.com/ufuniPb5o7
— BBC Sporf (@BBCSporf) 3. April 2016
Keine Mannschaft steht so kompakt wie Leicester. Die Abwehr um Captain Wes Morgan und Robert Huth blieb in den letzten 14 Spielen zehn Mal ohne Gegentor und gewann die letzten vier Spiele allesamt mit 1:0. Mit vier weiteren Siegen ist der LCFC (frühestens am 1. Mai) englischer Meister. Ob er deswegen nervös sei, wurde Ranieri gefragt. «Nervös? Nein, nein, nein, nein. Ich bin ganz ruhig. Wir glauben an das, was wir tun. Wir glauben, dass es eine magische Saison ist», sagte der Trainer.
In Leicester sind die ersten Meisterschals eingetroffen. (via @zumrundenleder) pic.twitter.com/pF7xthj5ri
— 11FREUNDE_de (@11Freunde_de) 4. April 2016
Dass mehr und mehr mit dem Meistertitel geliebäugelt wird, zeigt die Tatsache, dass bereits die ersten Leicester-Meisterschals produziert worden sind. Doch Vorsicht. «It ain't over till the fat lady sings», wie das schöne englische Sprichwort besagt. Wie folgende Beispiele zeigen, sollte man sich im Fussball nie zu früh über den Meistertitel freuen:
Vor vier Jahren endete die Premier-League-Saison mit dem vermutlich dramatischsten Finish aller Zeiten. Zu Beginn dominierte Manchester City, fiel dann aber in eine Krise, die es Stadtrivale United erlaubte Anfang April mit acht Punkten Vorsprung an der Spitze zu stehen. Diesen gaben die «Red Devils» aber wieder her und mussten miterleben, wie die «Citizens» am letzten Spieltag dank zwei Treffern in der Nachspielzeit gegen die Queens Park Rangers zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte Meister wurden.
Mitte der 90er-Jahre steuerte Newcastle United sehr direkt auf den Meistertitel zu. Nach einer beeindruckenden Hinrunde betrug der Vorsprung der «Magpies» auf das zweitplatzierte Manchester United im Januar satte zwölf Punkte. Doch Newcastles Nerven hielten nicht, Ende Saison stand die United mit vier Punkten mehr an der Spitze der Tabelle.
Die Eintracht Frankfurt war in der Bundesliga der frühen 90er eine Macht und 1992 mit ihrem «Fussball 2000» gefühlt schon Meister. Doch die Frankfurter patzten in den letzten zwei Runden. Als «Rostock-Trauma» ging das letzte Saisonspiel in die Geschichte ein, als die Frankfurter beim Tabellenletzten Hansa entgegen aller Erwartungen 1:2 verloren und so dem VfB Stuttgart den Titel ermöglichten. Frankfurts legendärer Trainer Dragoslav «Stepi» Stepanovic prägte danach den Satz: «Lebbe geht weider.»
Drei Runden vor Schluss hatte Bayer komfortable fünf Punkte mehr als Borussia Dortmund auf Platz 2. Doch die Leverkusener kassierten im Endspurt noch zwei Niederlagen (gegen Bremen und Nürnberg) und mussten dem BVB den Vortritt lassen. Weil Leverkusen im Cupfinal (gegen Schalke) ebenfalls den Kürzeren zog, war der Begriff «Vizekusen» geboren.
Vor zehn Jahren führte der FC Basel die Super League fünf Runden vor Schluss mit fünf Punkten auf den FC Zürich an. Drei Punkte waren es noch, als es im St.Jakob-Park, wo die Basler zuvor in 59 Spielen in Serie unbesiegt geblieben waren, in der letzten Runde zum entscheidenden Spitzenkampf kam. Dort stellte Iulian Filipescu mit dem 2:1 in der Nachspielzeit alles auf den Kopf und sicherte dem FCZ wegen des besseren Torverhältnisses den Meistertitel.
Auch in der Unterklassigkeit ist man von haarsträubenden Rückfällen nicht gefeit. 2010 hatte Lugano sieben Runden vor Schluss 14 Punkte Vorsprung auf Platz 3, der den Aufstieg ausschliesst. In den abschliessenden Spielen holten die Tessiner aber nur noch vier Punkte (ein Sieg), wodurch Lausanne und Servette (aufgrund der besseren Tordifferenz) noch vorbeizogen.