An erster Stelle im NBA-Draft 2023 wählten die San Antonio Spurs Victor Wembanyama. Natürlich. Schon vor dem Start der Saison in der besten Basketball-Liga der Welt war klar, dass der Franzose das grösste Talent im Draft sein würde. Dementsprechend früh scherten sich einige Teams nicht viel um Siege – die drei schlechtesten Vereine der regulären Saison haben die besten Chancen auf den ersten Pick im Draft.
Eines dieser Teams war San Antonio, das zum dritten Mal nach 1987 (David Robinson) und 1997 (Tim Duncan) an erster Stelle wählen durfte. Der Jubel bei den Spurs-Fans in der Arena der Brooklyn Nets, wo der Draft seit 2013 stattfindet, war also gross, als Commissioner Adam Silver den Pick verkündete. Schliesslich kommt mit dem 19-Jährigen vom französischen Vize-Meister Boulogne-Levallois eines der grössten Talente der NBA-Geschichte nach Texas. Einige vermuten gar das grösste.
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— San Antonio Spurs (@spurs) June 23, 2023
So sagte der frühere NBA-Profi Richard Jefferson: «Er ist ein grösseres Talent als LeBron James.» Man dürfe Wembanyama nicht mit James zum jetzigen Zeitpunkt vergleichen, sondern mit dem 18-jährigen Jungstar, der 2003 von den Cleveland Cavaliers gedraftet wurde. Und in diesem Vergleich sieht Jefferson Wembanyama vorne: «Er hat alle Werkzeuge und ist 2,24 Meter gross.» Nur fünf Spieler waren in der NBA-Geschichte grösser als «Wemby». Auch Experte Adrian Wojnarowski stimmt dem zu: «Er ist möglicherweise nicht nur das grösste und am heissesten erwartete Talent der Geschichte, das in die NBA kommt, sondern in der Geschichte von allen Team-Sportarten.»
Wembanyama selbst zeigte sich emotional, als er die Bühne in Brooklyn betrat, und musste sich im Interview danach gar Tränen aus dem Gesicht wischen, als er sagte: «Ich habe etwas erreicht, wovon ich mein ganzes Leben geträumt habe. Diesen Satz von Adam Silver zu hören, ich muss weinen.»
With the first pick in the 2023 NBA Draft, the San Antonio Spurs select Victor Wembanyama!@vicw_32 | #NBADraft | @Ticketmaster pic.twitter.com/vQqVmr9kk5
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Obwohl Wembanyama einen Grossteil des Rampenlichts erhielt, war er nicht der einzige potenzielle Superstar im Draft. Draft-Experte Jonathan Givony sprach im Podcast von Zach Lowe darüber, dass auch Brandon Miller und Scoot Henderson in anderen Jahrgängen an erster Stelle ausgewählt worden wären. Somit dürfen sich die Charlotte Hornets und die Portland Trail Blazers über zwei hochtalentierte Spieler freuen.
Miller soll in Charlotte gemeinsam mit LaMelo Ball das Duo der Zukunft bilden. Der Forward glänzte am College unter anderem durch seine Wurfqualitäten. Doch war er auch in eine Kontroverse verwickelt. Dem 20-Jährigen wurde vorgeworfen, seinem Mitspieler eine Waffe gebracht zu haben, mit welcher dieser einen Mord beging. Miller und seine Anwälte verneinten jedoch, von der Waffe gewusst zu haben. Der ehemalige Alabama-Star wurde weder verhaftet noch angeklagt.
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Portland sicherte sich den lange Zeit als sicheren zweiten Pick gehandelten Sterling «Scoot» Henderson. Der athletische Point Guard von den G League Ignite könnte mit seinen Skorer- und Vorbereiter-Qualitäten früh helfen, an seinem Wurf muss der 19-Jährige aber noch arbeiten. Im Vorfeld wurde darüber spekuliert, dass Portland das Auswahlrecht für einen Star wie Zion Williamson oder Paul George traden könnte. Ein Trade, der für beide Seiten passte, schien aber nie wirklich nah.
Da Henderson auf derselben Position spielt wie Portland-Star Damian Lillard, vermutete nicht nur TV-Moderator Stephen A. Smith, dass der 32-jährige Lillard nicht mehr lange für die Blazers spielen würde. Unter anderem die Miami Heat scheinen sehr interessiert an dem wurfstarken siebenfachen All-Star. Henderson äusserte nach dem Draft jedoch den Wunsch, mit Lillard zu spielen: «Es wäre grossartig, ihn zu beobachten und von ihm zu lernen.»
ESPN-Experte Givony sagte, dass es hinter Wembanyama, Miller und Henderson einen klaren Knick im Talent-Level gebe. Es sei schwierig vorherzusagen, wer sich am Ende wirklich zu einem guten NBA-Profi oder gar einem Star entwickeln könnte. Zumindest die Thompson-Zwillinge Amen und Ausar sollen jedoch Erwähnung finden. Beide spielten in den vergangenen zwei Saisons in der Overtime Elite. Die Liga wurde 2021 extra für angehende NBA-Talente gegründet und bezahlt jedem Spieler mindestens 100'000 Dollar jährlich.
Die beiden Zwillinge wurden direkt nacheinander an vierter und fünfter Stelle gewählt und sind damit die ersten Brüder, die im selben Jahr beide innerhalb der Top 10 gedraftet wurden. Amen Thompson von den Houston Rockets, Bruder Ausar von den Detroit Pistons. Dass zwei Zwillinge direkt nacheinander ausgewählt wurden, kam überraschenderweise schon einmal vor. Marcus und Markieff Morris wurden 2011 an 13. und 14. Stelle gepickt.
Die «Thompson-Twins» wurden von ihrem Vater bereits früh trainiert und auf eine Karriere als Basketballer vorbereitet. Bereits im Alter von neun Jahren dribbelten sie vor dem täglichen Training gut drei Kilometer mit der schwächeren linken Hand um den Court oder gingen mit Zusatzgewicht wandern.
Die Phoenix Suns haben ihren Kurs, alles auf die nahe Zukunft zu setzen, erneut verfestigt. Nachdem in der letzten Saison Kevin Durant per Trade aus Brooklyn geholt wurde, holten sich die Suns nun auch noch Bradley Beal aus Washington. Der Shooting Guard soll neben Durant und Devin Booker als weiterer Skorer glänzen und dabei helfen, die erste Meisterschaft in der 55-jährigen Geschichte der Phoenix Suns zu gewinnen. Die Washington Wizards erhielten als Gegenwert viermal das Recht, den Pick in der ersten Runde des Drafts mit Phoenix zu tauschen, sechs Zweit-Runden-Picks, Landry Shamet und …
BREAKING: Wizards are finalizing a trade to send Bradley Beal to the Suns, per @wojespn
— Bleacher Report (@BleacherReport) June 18, 2023
New Big 3 in Phoenix ☀️👀 pic.twitter.com/m9s26K4tL3
… Chris Paul. Der 38-Jährige wurde im Zuge des Beal-Trades nach Washington geschickt, war aber gerade einmal drei Tage Teil des Teams aus der US-Hauptstadt. Die Wizards einigten sich nämlich mit den Golden State Warriors, Meister in der Saison 2021/22, auf einen weiteren Trade. Während der Point Guard zum Team um Stephen Curry stösst, erhält Washington unter anderem den 24-jährigen Shooting Guard Jordan Poole. Paul ist trotz seines Alters einer der besten Vorbereiter der NBA und wird den Warriors auch mit seiner Spielintelligenz helfen. Dabei dürfte der 12-fache All-Star wohl von der Bank kommen.
Washington war auch in den dritten Hammer-Trade vor dem Draft involviert. Mit Kristaps Porzingis verlässt ein weiterer Star die Wizards. Der Lette geht zu den Boston Celtics, die ihrerseits Marcus Smart zu den Memphis Grizzlies schicken. Im Drei-Team-Trade kommen Tyus Jones aus Memphis und Danilo Gallinari sowie Mike Muscala aus Boston in die Hauptstadt.
FINAL TRADE DETAILS:
— Bleacher Report (@BleacherReport) June 22, 2023
Celtics receive: Kristaps Porziņģis, 2023 & 2024 first-round pick
Grizzlies receive: Marcus Smart
Wizards receive: Tyus Jones, 2023 second-round pick pic.twitter.com/d4nW7tjlhH
Memphis hat mit Smart und Jaren Jackson Jr. nun die zwei jeweils besten Verteidiger der letzten beiden Jahre in ihren Reihen. Gemäss Berichten war Smart sehr enttäuscht über den Trade, da der 29-Jährige gerne seine ganze Karriere bei den Celtics verbracht hätte. Boston verstärkt sich derweil mit einem wurfstarken Riesen (2,21 m), der sich auch am defensiven Ende verbessert hat.