Der Superstar kam erst eine Minute vor dem Anpfiff – Ronaldinho-Mania in Luzern
Die Ankunft wird sehnsüchtig erwartet. Um 17.59 ist es soweit. Mehrere Bentleys fahren vor, aus dem zweiten, einem grünen Auto, steigt der Superstar. Weisse Mütze, grosse Brille, blaue Jacke und weisse Sneakers. Ronaldinho winkt den zahlreichen Fans, die noch immer vor der Swisspor-Arena ausgeharrt sind, um den brasilianischen Ex-Fussballer zu sehen. Ronaldinho winkt und zeigt sein unverkennbares, breites Lachen.
Eine Minute vor dem eigentlichen Spielbeginn trifft der Superstar erst ein für die Partie, die in der Region ein regelrechtes Verkehrschaos ausgelöst hat. Damit sich Ronaldinho mit seiner Entourage den Weg zur Allmend bahnen konnte, musste sogar die Autobahn kurzzeitig gesperrt werden.
Als er schliesslich eintrifft, herrscht Hektik. Der Spielbeginn verschiebt sich und im Innern des Stadions sind so viele Menschen wie noch nie in der Geschichte der Arena. Influencer aus ganzer Welt, Journalisten aus Brasilien und viele Fans befinden sich in den Katakomben. Eine Künstlerin hat ein Bild gefertigt, das Ronaldinho mit seiner Mutter zeigt.
Genau 15 Minuten nach seiner Ankunft betritt Ronaldinho schon den Platz. Ein Einlaufen gibt es nicht, dafür gibt es Feuerwerk, das die Spieler bei ihrem Weg auf den Platz begleitet. Am Spielfeldrand legt ein DJ auf, der VAR-Einsatz ist eine Werbung für eine Fernsehmarke. Die Partie der Legenden der Schweiz und Brasiliens ist eine inszenierte Show. Am Ende siegen die Brasilianer mit 6:4, das ist aber eine Randnotiz.
Vielmehr interessieren die vielen Promis auf dem Platz. Für die Schweiz mit dabei sind Spieler wie Hakan Yakin, Blerim Dzemaili, Johann Vogel, Michael Lang, Steve von Bergen, Marco Wölfli oder Johan Vonlanthen. Aber auch Influencer wie Cubanito oder Michael Bolvin laufen für die Legenden-Nati auf. Und auch ein Südkoreaner, der sich einen Platz ersteigert hat, durfte kurz mitspielen.
Bei den Brasilianern sind viele Fussballgrössen von einst dabei. Neben Ronaldinho geben sich auch Rivaldo, Giovanni, Rafael, Maicon, Naldo, André Santos oder Paulo Vogt die Ehre. Gleich drei Brasilianer tragen die legendäre Rückennummer 10. Und zehn Minuten lang spielt die Seleção in der zweiten Hälfte mit einem Mann mehr – kaum von jemandem wird das bemerkt.
Das Tempo im Spiel ist relativ tief. Doch dann und wann blitzen die Fähigkeiten der Fussballstars noch auf. Besonders laut wird es auf der Luzerner Allmend immer dann, wenn Ronaldinho den Ball an den Füssen hat. Zweimal trifft er schon in der ersten Hälfte, einmal davon per Penalty. In der 71. Minute setzt er zu einem Dribbling an, die Schweizer geben dem Megastar den Platz für seine Zaubertricks. Und in der 75. Minute lupft er den Ball nur knapp über das Tor, verneigt sich danach vor dem Schweizer Publikum.
Drei Minuten später ist der Moment gekommen, Ronaldinho verlässt den Platz. Das Publikum auf der Luzerner Allmend erhebt sich, stimmt Sprechchöre an.
Ratinho, der einstige St.Gallen-, Aarau- und Luzern-Spieler, wird für Ronaldinho eingewechselt. Danach sagt er strahlend: «Es war natürlich eine riesige Verantwortung, für Ronaldinho auf den Platz zu kommen. Aber der ganze Event mit diesen Superstars war grossartig. Ich habe es sehr genossen, endlich wieder mal hier in Luzern zu spielen und so viele Gesichter wieder zu sehen.»
Auch bei den Schweizer Spielern ist die Laune nach der Partie trotz Niederlage gut. Michi Lang wird nach der Partie zum Fanboy, macht noch ein Selfie mit Ronaldinho. «Es standen viele Superstars auf dem Platz, aber man merkt, dass er nochmals über allen anderen steht.» Fussballerisch habe er die Klasse seines Gegenspielers noch immer deutlich gesehen. «Wenn er den Ball am Fuss hat, ist das einfach etwas Besonderes. Auch wenn er nicht mehr ganz so fit war – und letzte Nacht nicht viel geschlafen hat.» Schon am Vorabend des Spiels haben sich viele Spieler in Zürich getroffen, wo sie bereits gemeinsam gefeiert haben.
Für Johan Djourou weckt das Spiel Erinnerungen an früher. «Ich durfte schon gegen Ronaldinho spielen, aber das jetzt nochmals zu erleben mit der ganzen Show drumherum ist natürlich fantastisch.»
Um 20.14 wird die Aufregung in den Katakomben wieder riesig. Ronaldinho ist frisch geduscht und wieder in seinem vorherigen Outfit. Begleitet von vielen Menschen steigt er in das Auto ein, winkt den Fans vor dem Stadion. Dann rauscht die Entourage davon. Der Aufenthalt des Megastars war kurz, aber er bleibt in Erinnerung.
Schweiz – Brasilien 4:6 (4:4)
Swissporarena Luzern, 16'490 Zuschauer (ausverkauft). Tore: 6. Sesa 1:0. 8. Rafinha 1:1. 11. Ronaldinho 1:2. 13. Rafinha 1:3. 14. Hakan Yakin 2:3. 25. Vonlanthen 3:3. 43. Hakan Yakin 4:3. 45. Ronaldinho (Penalty) 4:4. 52. Giovanni 4:5. 66. André Santos 4:6.
