Hans Kossmann, waren Sie in im ersten Training mit den ZSC Lions laut oder freundlich?
Hans Kossmann: Haben Sie mich je unfreundlich erlebt?
Nein, aber ich war nie Ihr Spieler.
Nun, ich war gut gelaunt. Ich habe in der Kabine gesagt, dass ich 55 Jahre alt bin. Aber seit ich weiss, dass ich ein Team wie die ZSC Lions coachen darf, fühle ich mich wie 18.
Aber Sie können immer noch toben?
Mit dem Alter werden wir doch alle ein bisschen milder.
Sie coachen nun erstmals eine grosse Mannschaft …
… so? War Gottéron keine grosse Mannschaft? Wir kamen 2013 immerhin bis in den Playoff-Final.
Das stimmt. Aber die ZSC Lions sind halt schon eine Nummer grösser als Gottéron.
Da sehe ich kein Problem. Ich war immerhin schon sechs Jahre Cheftrainer in dieser Liga. Das ist doch eine recht lange Zeit.
Wie haben Sie die Zeit seit Ihrer Entlassung im Januar bei Ambri verbracht?
Ich habe das Leben in Vancouver genossen. Meine Frau ist Innenarchitektin und wir besitzen mehrere Häuser. Ich bin ein guter Handwerker und so hatte ich mit unseren Liegenschaften immer etwas zu tun.
Aber Sie haben auf einen Telefonanruf aus der Schweiz gehofft?
Ich habe ein gutes Leben in Vancouver. Aber ein wenig habe ich schon auf eine Rückkehr ins Hockeybusiness gehofft. Eishockey erhält einem jung. Ich habe mich laufend über das Geschehen in der Schweiz informiert.
Leben Sie in Zürich im Hotel?
Ja, vorerst schon. Ich habe ein schönes Zimmer, jeden Tag wird das Bett gemacht und aufgeräumt. Ich kann also meine Zeit und meine ganze Energie in meine Arbeit investieren. Das gefällt mir ganz gut so.
Wann haben Sie den Anruf von ZSC-Sportchef Sven Leuenberger bekommen?
Oh, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.
Sie wissen schon, dass Ihr Engagement bis Ende Saison befristet ist. Was sind Ihre Pläne?
Ich konzentriere mich auf meine Arbeit in Zürich. Wenn ich erfolgreich sein sollte, dann kommt mein Name auf einmal wieder in Mode und wer weiss, wo dann eine Türe aufgeht.
Wo sehen Sie die Probleme bei den ZSC Lions?
Es gibt viele Gründe für die Schwierigkeiten. Beispielsweise Verletzungspech. Aber eine so talentierte Mannschaft sollte eigentlich nicht in Schwierigkeiten geraten. Im Powerplay und im Boxplay gehört sie zu den Besten der Liga. Also müssen wir uns im Spiel mit fünf gegen fünf verbessern.
Was brauchen die Spieler nun? Tritte in den Hintern oder freundliche Worte?
Es braucht das, was der Situation angemessen ist. In erster Linie geht es darum, das Spiel zu vereinfachen und aggressiver zu spielen.
Mehr Rock'n'Roll also.
Richtig. Um es in Ihren Worten zu sagen: Lasst uns die Liga rocken!