Stephan Anliker, bei GC gibt es
Turbulenzen und sportliche Rückschritte.
Dazu kommen Irritationen
um das geplante neue Fussballstadion.
Und im Eishockey ist der
SC Langenthal im Playoff auf der
Strecke geblieben: Als Präsident
dieser Vereine durchleben Sie eine
freudlose Zeit.
Stephan Anliker: Es war schon
komfortabler, das ist richtig. In den Eishockey-Playoffs
ist es leider so, dass
jeweils eine der beiden Mannschaften
rausfliegt. Es war eine schwierige
Saison mit vielen Verletzungen. Aber
wir haben uns trotzdem gut behauptet.
Olten war ein starker Gegner. Dennoch,
wir hätten es besser machen können.
Möchte Langenthal aufsteigen?
Wir haben aktuell nicht die optimalen
Rahmenbedingungen dafür. Erst vor
kurzem hat uns die Stadt einen
Stadionstandort zugesprochen und
einen Auftrag zum Planen eines Stadions
mit Mantelnutzung gegeben. Das zeugt
von viel Vertrauen in unsere Organisation.
Wir betrachten uns als NLB-Spitzenklub
mit gewissen Ambitionen nach oben. Ein
Aufstieg in der aktuellen Situation käme
für den SCL aber einem Guerillaeinsatz
gleich.
Welches der beiden Stadien steht
zuerst? Jenes in Langenthal oder
das neue Hardturm?
Gemäss
Medienberichten steht Letzteres
wieder auf der Kippe, weil die SP
nun plötzlich mehr gemeinnützige
Wohnungen auf dem Areal verlangt.
Es ist in der Tat unverständlich, dass
die SP im Hintergrund das für die ganze
Stadt enorm wichtige Stadionprojekt
auf eine irritierende Weise gefährdet.
Es ist insofern auch ein zweifelhaftes
Vorgehen, weil die Partei erst jetzt mit
ihren Einwänden kommt. Die Projektphase,
in voller Kenntnis für die SP,
läuft aber schon seit Jahren. Die Zürcher
Fussballklubs brauchen jetzt ein Stadion,
sonst sind sie bereits in wenigen Jahren
in ihrer Existenz gefährdet. Ich bin verärgert
über diese Aktion, denn es sind
die Fussballklubs von Zürich, die einen
nicht zu unterschätzenden Anteil in
Bezug auf die soziale Integration wahrnehmen.
Es ist nun an der Zeit, dass
das Stimmvolk endlich über dieses Projekt
abstimmen kann. Ich erwarte von
der Politik ein schnelles und somit verantwortungsvolles
Handeln und eine
Volksabstimmung noch in diesem Jahr.
Als Murat Yakin im vergangenen
Herbst zu GC kam, gab es in der Folge
in neun Spielen nur eine Niederlage,
danach aber in zwölf Partien nur zwei
Siege. Ist der Yakin-Effekt verpufft?
Ich glaube nicht, dass man von einem
Yakin-Effekt sprechen sollte. Wir wollen
als Klub vorwärtskommen. Trainer Murat
Yakin ist ein wichtiger Teil in diesem
Ganzen. Ich bin überzeugt, dass er alles
versuchen wird, wieder auf die Erfolgsstrasse
zurückzukehren.
Zuletzt hat der von GC zu St. Gallen
abgeschobene Isländer Runar
Sigurjonsson Yakins Treiben als
Kindergarten bezeichnet.
Spieler, die nach den Matches Statements
abgeben, haben oft noch etwas zu viel
Adrenalin im Blut. Ich kommentiere das
nicht.
Hat Sportchef Matthias Walther den Trainer Yakin im Griff? Gegenfrage: Muss er das? Nein, es soll niemand den anderen im Griff haben müssen! Ich erwarte von den Führungsleuten Manuel Huber (CEO), Murat Yakin (Cheftrainer) und Matthias Walther (Sportchef), dass sie als Team im Sinne von GC professionell arbeiten. Der Chef ist immer der CEO. Daran haben sich alle zu halten, ich betone, alle!
Gleichwohl herrscht bei GC eine
grosse Unruhe. Sind die sportlichen
Rückschläge damit zu erklären?
Ein Zusammenhang ist nicht auszuschliessen.
Die Basis für gute sportliche
Leistungen ist eine stabile und klare
Organisation. Dahin entwickeln wir uns
grundsätzlich. Aber wir haben in der
Zeit, seit Murat Yakin bei GC ist, eben
nicht alles nur richtig gemacht. Es hat
sich eine Schattenorganisation gebildet,
die von aussen Einfluss auf die operativen
Entscheidungen nahm. Der Verwaltungsrat
hat dies nicht akzeptiert und entsprechend
gehandelt.
Hinter dieser Schattenorganisation
steht Erich Vogel. Aber gehört denn
nicht auch Yakin als Ziehsohn von
Vogel zu dieser?
Murat Yakin muss eine eigenständige
und glaubwürdige Person sein, wenn er
Trainer bei GC sein will. Die Strukturen
und die internen Prozesse von GC gelten
auch für ihn und ich bin überzeugt,
dass ihm das auch klar ist. Es bestand
die Gefahr einer Instrumentalisierung
von Murat Yakin durch Drittpersonen,
die nicht im Klub tätig sind. Das geht
natürlich nicht. Es spielt keine Rolle, ob
dies nun Erich Vogel ist oder jemand
anders. Es bleibt unkorrekt.
Man spricht von einem Grabenkrieg
bei GC.
Von einem Grabenkrieg würde ich
nicht reden. Es gibt einfach Leute, die
sehen nicht ein, dass ihre Zeit abgelaufen
ist, andere können einfach nicht loslassen.
Wir sollten GC sich so entwickeln lassen,
dass es in Zukunft auch tatsächlich bestehen
kann. Alte Zeiten kommen nicht
wieder. Die dafür nötige Crew ist jetzt
in Charge. Wir sollten sie einfach mal in
Ruhe arbeiten lassen.
GC hat in den vergangenen Monaten
vereinfachte Strukturen geschaffen.
Aus zwei Aktiengesellschaften ist die
Grasshopper Fussball AG geworden.
Und es ist auch zu einer Vereinfachung
der Besitzverhältnisse mit
Heinz Spross, Peter Stüber und
Ihnen gekommen. War es ein Trugschluss,
zu glauben, das Feld sei
nun bestellt für eine gute Zukunft?
Nein, die Ausgangslage ist gut wie schon
lange nicht mehr. Die neue Besitzergruppe
ist nun ein erstes Mal gefordert. Sie
muss jetzt gemeinsam die strategisch
richtigen Antworten finden, um den
Klub nachhaltig erfolgreich zu gestalten.
Fussball ist Teamsport, das gilt
für Besitzer, Verwaltungsräte, Führungsleute
und die Sportler gleichermassen.
Dass es nicht immer ganz rund läuft, ist
dabei nicht so schlimm. Wichtig ist
Ruhe und Stabilität im Klub. Für diese
setze ich mich konsequent ein; auch
dieses Mal.
Was bedeutet das?
Wir können keine Leute mehr im Klub
dulden, die aus dem Hintergrund Einfluss
auf GC nehmen wollen, aber letztendlich
keine Verantwortung übernehmen.
Zusammen mit dem Verwaltungsrat haben
wir in den vergangenen Jahren eine gute
Struktur und einen klaren, realistischen
Plan erarbeitet. Diesen ziehen wir jetzt
durch. Störmanöver, von wem auch
immer, akzeptiere ich nicht mehr.
Wie soll das gehen, wenn die GCMitbesitzer
Spross und Stüber mit
Vogel verbandelt sind?
Wir alle drei haben ein klares Commitment
für die Grasshoppers abgegeben.
Erich Vogel ist ein altverdienter Fussball-Fachmann.
Das bestreitet niemand.
Er ist aber weder Führungsperson
noch Trainer, noch Sportchef.
Er hat keine Funktion bei GC.
Er beeinflusst aber Spross und
Stüber.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich
diese beiden wichtigen Zürcher Persönlichkeiten
einfach von einer Person
beeinflussen lassen. Wir drei werden
demnächst zusammensitzen, und aufgrund
dieses Gesprächs wird es eine
klare Haltung geben.
Was will Vogel denn eigentlich bei
GC? Was ist seine Philosophie? Was
will er ändern? Oder geht es ihm
einzig um Macht und Einfluss?
Nun, ich bin kein Psychoanalytiker.
Zusammengefasst: Vogel ist das
grosse Problem von GC.
Er ist kein Problem, verursacht jedoch
immer wieder Probleme. Wir müssen
uns von allen Leuten emanzipieren, die
nicht bereit sind, Verantwortung zu tragen,
und somit auch keinen konstruktiven
Beitrag für GC leisten.
Sie haben es versäumt, Erich Vogel
bei GC einzubinden. Dann gäbe es
die jetzigen Probleme gar nicht erst.
Das ist nun wirklich völlig falsch. Im
Gegenteil, ich habe es sogar forciert,
Erich Vogel in die Organisation einzubinden.
Er hat es leider nicht geschafft,
sich zu integrieren. Der VR hat danach
diese Episode beendet.
Woran ist es gescheitert? Ist Vogel
kein Teamplayer?
Wenn eine Person meint, sie wisse alles
und alle anderen nichts, dann ist eine
Zusammenarbeit nicht möglich. Wir
haben eine funktionierende Struktur bei
GC. Eine Schattenmannschaft brauchen
wir nicht.
Diese hat es aber geschafft, mit
Roland Klein eine ihrer Figuren im
GC-Verwaltungsrat zu installieren.
Das kann man so sehen. Aber zumindest
haben wir das bereits korrigiert.
Die Suspendierung von Herrn Klein im
VR spricht eine klare Sprache. Er
nimmt bei GC keine Rolle oder Funktion
mehr wahr.
Was macht Ihnen Hoffnung, dass
die Schattenorganisation definitiv
ausgelöscht werden kann?
Mein Wille, das zu tun, und der klare
Zuspruch von sehr vielen langjährigen
GC-Aktionären, -Sponsoren und
-Freunden, die einfach wieder einmal
nur Fussball und keine Politik bei GC
sehen wollen.
Aber es gibt noch die Mitbesitzer
Spross und Stüber.
Als Präsident der Grasshoppers nehme
ich in dieser Sache meine Verantwortung
wahr; auch wenn es unangenehm ist.
Aber weit wichtiger als die Personalie
«Erich Vogel» ist das Stadion. Das
macht mir wesentlich mehr Bauchweh.