Zum sechsten Mal fehlte nur ein Sieg, damit es auch bei den US Open erstmals zum Duell zwischen Roger Federer und Rafael Nadal gekommen wäre. Diesmal verliert der Baselbieter in den Viertelfinals gegen Juan Martin Del Potro 5:7, 6:3, 6:7 (8:10), 4:6.
Für ihn sei es auch eine Erlösung, denn er habe aufgrund seiner Leistungen und der Probleme mit dem Rücken vor dem Turnier nie das Gefühl gehabt, das Turnier gewinnen zu können. Entsprechend versöhnlich zeigt er sich wenige Minuten nach dem Ausscheiden in New York, trotz zahlreicher vergebener Chancen.
Roger Federer, Sie haben im dritten Satz vier Satzbälle vergeben. Was ist da passiert?
Das ist schwierig zu erklären. Manchmal tust du die richtigen Dinge, dein Gegner aber auch. Das kann passieren, aber eine Erklärung gibt es nicht. Ich habe nicht das Gefühl, schlecht gespielt zu haben, aber ich hätte es besser machen können. Es waren aber nicht diese vier Punkte. Generell habe ich zu viele Fehler gemacht und mich damit in Probleme gebracht. Er spielte gut, wenn er musste und ich habe ihm noch dabei geholfen. Aber er war heute besser.
Frustriert Sie der Gedanke, nicht gegen Nadal spielen zu können?
Daran habe nicht ich gedacht, sondern Sie. Nein, es frustriert nicht mehr. Es war durchwegs ein hartes Turnier, darum habe ich nur an dieses Spiel gedacht. Ich wusste, dass es schwierig werden würde. Ich hatte zu grosse Sorgen im Turnier, um zu weit zu denken. Ich bin irgendwie sogar glücklich, bis in die Viertelfinals gekommen zu sein, ich bin nicht enttäuscht, denn es lief sehr gut in diesem Jahr. Nun spielte ich eben gegen jemanden, der besser war.
Denken Sie, Federer gegen Nadal wird es in New York nie mehr geben?
Ich habe verloren, es wird nicht passieren. Ich versuche gerade zu verstehen, was passiert ist und diese Niederlage in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen zu verarbeiten. Natürlich ist es schade, aber Juan Martin verdient es mehr. Ich habe das Gefühl, dass ich diesen Platz im Halbfinal nicht verdiene und er eine bessere Chance hat, Rafa zu schlagen, wenn ich ehrlich bin. Wie ich gespielt habe, oder gerade spiele, das ist nicht gut genug, um das Turnier zu gewinnen. So gesehen ist es besser, dass ich draussen bin.
Kommen Sie mit dieser Niederlage besser klar, weil sie bisher so ein starkes Jahr hatten?
Das wird die Zeit zeigen. Nach einer Niederlage bist du immer enttäuscht. Es ist schrecklich, daran zu denken, was vor dir liegt: Koffer packen, nach Hause fahren. Als Tennisspieler nervt dich das. Ich würde lieber darüber nachdenken, wie ich heute Abend entspanne, eine Massage haben und an grossartige Punkte denken. Jetzt hast du nur die schlechten Gedanken im Kopf. Es sollte schmerzen und das tut es. Aber meine Perspektive in meinem alter ist eine andere.
Spielten die Schwierigkeiten mit dem Rücken vor dem Turnier eine Rolle?
Sicher ist es so, dass die Dinge, die in der Vorbereitung und in den ersten Runden passiert sind, zu dieser Leistung geführt haben,Ich hatte in jedem Spiel das Gefühl, dass viel vom Gegner abhängt, zu viel. Dieses Gefühl mag ich nicht. In Wimbledon und Melbourne war das anders. Ich war nicht gut genug, um diese Hürden zu nehmen. Nicht im Kopf, nicht im Körper, nicht im Spiel. Ich schlage ja normalerweise keine Vorhand-Volleys in den Zaun. Das nervt. Das war schrecklich, klar.
Sie wirkten gestresst und unruhig, stimmt dieser Eindruck?
Es fühlt sich einfach nicht gut an, wenn du den Ball nicht dorthin schlagen kannst, wo du ihn gerne haben willst. Es war einfach ein schlechtes Gefühl. Ich denke, ich bin ruhig geblieben, weil ich viele Chancen hatte, aber ich habe die meisten davon nicht genutzt, das ist schade.
Spielte es eine Rolle, dass Sie die Nummer 1 hätten werden können?
Nein, nicht wirklich. Ich brauche jetzt eine Pause. Daran habe ich auch gedacht, als ich vom Platz lief. Dass es gut ist, dass ich mich jetzt ausruhen kann. Denn ich bin müde, habe viel investiert. Ich war nicht sicher, ob ich spielen kann, darum bin ich froh um die Pause.
Trotz Niederlage ist das bisher ein unglaubliches Jahr...
Ja... (lächelt). Es ist noch nicht fertig, ich hoffe, es kommt noch mehr. Jetzt ist alles nur noch Bonus. Ich hatte ein wundervolles Jahr. Ich kann nicht alles gewinnen, so ist das nun mal. Juan Martin hat wie ein Löwe gekämpft. Ich bin optimistisch für das, was kommt. Mir geht es auch ohne die Nummer eins gut und ich habe noch Grosses vor. Ich brauche nun einfach wirklich eine Pause, dann Training. Ich möchte einfach Tennis spielen und es geniessen.
Wie geht es für Sie nun weiter?
Erst spiele ich den Laver Cup, dann Shanghai, Basel, Paris und London. Daran wird sich nichts mehr ändern, wenn ich gesund und erholt bin. Ich möchte früh nach Shanghai reisen, denn für mich ist es eine Priorität, dieses Turnier zu gewinnen.