Herr Greuel, es ist unglaublich: YB steht in der Champions League und feiert vier Monate nach dem Meistertitel den grössten Erfolg der Vereinsgeschichte! Haben Sie in Zagreb ein Champagner-Bad genommen?
Wanja Greuel: Nein. Nach dem Match sind wir mit der YB-Delegation ins Hotel gefahren, haben ein Glas Champagner getrunken und ein wenig gefeiert. Was für ein Gefühl, wir sind unglaublich stolz. Wir konnten es lange kaum glauben, dass wir uns tatsächlich für die Königsklasse qualifiziert haben. Um vier Uhr bin ich dann ins Bett gegangen – habe aber vor lauter Emotionen kaum ein Auge zugetan.
Mit der der CL-Qualifikation macht YB einen grossen Schritt, um die Dominanz des FC Basel zu brechen. Was bedeutet dies für YB als Unternehmen?
Sportlich ist es ein Riesenerfolg, wir gehören nun zu den 32 besten Mannschaften Europas. Aber im Vergleich zum FCB sind wir kein Dauergast in der CL. Ticketing, Medien, Hospitality: Mit der Champions League kommen nun gewaltige Aufgaben auf uns zu. Wir haben bereits temporär Leute eingestellt, um das Abenteuer Champions League stemmen zu können.
Die Königsklasse spült rund 25 Millionen Franken in die YB-Kasse. Was passiert mit den Einnahmen?
Wir werden das Geld in erster Linie auf die Seite legen. 2018 ist ein sensationelles Jahr für YB. Aber es werden auch wieder schwierigere Zeiten kommen. Dafür werden wir in Zukunft besser gerüstet sein.
So oder so bleibt Geld übrig. Wo will YB investieren?
Wenn wir investieren, dann nur im Kleinen. Es gibt Ideen für das Stadion, das nun doch schon 13 Jahre auf dem Buckel hat. Wir prüfen etwa, einen Windschutz anzubringen, damit es in der Arena künftig weniger zieht. Ebenso planen wir, eine weitere Hospitality-Lounge umzubauen. Im sportlichen Bereich gibt es sicher auch Bereiche, die man noch weiter optimieren kann, das wird Sportchef Christoph Spycher sicher prüfen.
2005 qualifizierte sich der FC Thun überraschend für die Champions League. Drei Jahre später stieg der Verein ab und das Geld war verpulvert. Wie verhindern Sie, dass YB den Boden unter den Füssen verliert?
YB ist im Gegensatz zum damals kleinen FC Thun schon heute eine grosse Organisation mit bis zu 30'000 Zuschauern in der Meisterschaft. Unsere Philosophie ist glasklar: Wir denken langfristig und wirtschaften gesund. Wir lassen uns nicht kurzfristig von diesen Einnahmen verführen.
A propos Geld: Wie tief müssen die Fans für ein CL-Spiel in die Tasche greifen?
Das kann ich noch nicht sagen. Wir werden faire Ticketpreise anbieten, die der Champions League gerecht werden. Wichtig ist, dass wir die Dauerkartenbesitzer für ihre Treue belohnen.
Die YB-Euphorie ist in Bern schier grenzenlos, der Verein hat schon fast 16'000 Dauerkarten abgesetzt. Was liegt da noch drin?
Wer ein Saisonabo kauft, hat natürlich Vorkaufsrecht für die Champions-League-Spiele. Wir hoffen, dadurch mehrere hundert zusätzliche Dauerkarten abzusetzen.
Mit der Königsklasse wird YB nicht nur für Spielerscouts, sondern auch für Investoren interessanter, die das Stadion und den Verein aufkaufen möchten. Derzeit sind die Familien Rihs die Besitzer. Haben schon die ersten Oligarchen angeklopft?
Dazu geben wir grundsätzlich keine Auskunft. Es gibt keine Tendenzen, dass sich an der Besitzerstruktur etwas ändert.