Pyro und Randale in Aarau: Warum das Brügglifeld Fluch und Segen ist
Man quetscht sich nicht in einen vollbesetzten Bus. Man steht auch nicht mit dem Auto im Stau. Ins Brügglifeld geht man. Entlang des Stadtbachs, vorbei an prächtigen Wohnhäusern mit verspielten Gärten. Ein Pilgerweg für Fussball-Romantiker, die ein grosses Herz für den FC Aarau haben. Durch ein Quartier, das Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt.
Am Abend, an dem der FCA die Young Boys empfängt, erhält dieses idyllische Bild ein paar Kratzer. Einzelne Strassen werden neuerdings mit massiven Trennwänden abgesperrt. Dahinter Polizistinnen und Polizisten in Vollmontur.
Das Polizeiaufgebot sei doppelt so hoch wie Ende Mai im Barrage-Rückspiel gegen GC, macht nach Aaraus Triumph die Runde. Ich stutze. YB? Das ist nicht Luzern oder St.Gallen, die beiden Aarauer Erzrivalen. YB? Das ist auch nicht Basel, GC oder der FCZ. YB ist doch so etwas wie ein grosser Cousin des FC Aarau. Warum nur diese Präsenz?
Natürlich nehmen wir wahr, dass im Sektor der Gästefans ordentlich Pyro gezündet wird. Aber gegen GC war es heftiger, musste die Partie mehrere Minuten unterbrochen werden. Und schon das Gebaren der Fans beim Einmarsch war damals aggressiver.
Das Brügglifeld ist aus der Zeit gefallen. Aber genau das macht den Reiz dieses Stadions aus. Es ist einzigartig. Archaisch, spartanisch und ohne VIP-Schnickschnack. Aber hier ist man dem Spielfeld so nahe, dass man das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Hier steht oder sitzt der Maurer neben dem Banker. Hier ist man Mensch und nicht eine Etikette.
Aber dieses Stadion hat auch seine Tücken. Einerseits lässt es sich nicht so gut monetarisieren wie die modernen Arenen mit ihren VIP- und VVIP-Logen. Andererseits lässt es sich nicht hermetisch absichern oder überwachen. Was Gästefans leider gnadenlos ausnutzen, indem sie Pyro und anderes unerlaubtes Material hineinschmuggeln.
Die Pyro-Aktionen der YB-Fans hatte zur Folge, dass mindestens fünf Personen mit Verbrennungen in verschiedene Spitäler gebracht werden mussten. Später kam es am Bahnhof auch noch zu Randalen und Sachbeschädigung. Und bedenkt man, dass GC-Fans im Mai sogar eine Trennscheibe ins Stadion ins Brügglifeld geschmuggelt haben, kommt man nur zu einem Schluss: Während die Aarau-Ultras mit den Freiheiten, die das Brügglifeld zwangläufig anbietet, gut umgehen können, missbrauchen es Gästefans als Tummelplatz der Einfältigkeit.
Das ist bedauerlich und lässt unschöne Gedanken zurück, sollte der FC Aarau nächste Saison in der Super League gegen Teams mit grossem Anhang spielen. Dabei würde schon ein Minimum an Selbstveranwortung, reichen, um diesem anspruchslosen Stadion gerecht zu werden. Leider, muss man nach den Auftritten von GC und YB konstatieren, kann man den Gästefans nicht mal das zumuten.
