Gestern Nachmittag ist das neue Panini-Album für die WM 2018 mit grossem Brimborium lanciert worden. Im FIFA-Museum in Zürich, in Anwesenheit grosser Nati-Legenden wie Georges Bregy und Stéphane Chapuisat.
Schweizer Fans kleben ihre Bildli in eine «Gold Edition». Dazu lösen sie den Sticker ganz einfach dank «Crack-Back-Schlitzlinie» mühelos vom Träger. Auch die «Legends-Bilder» können so ins Album geklebt werden. Dank der «Collectors App» habe ich eine «digitale Checkliste» stets zur Hand. Und wenn ich genügend Coca-Cola trinke, finde ich am Fläschli sicher auch noch jenes Dutzend legendäre Fussballspieler, die nicht zur offiziellen Kollektion gehören, aber ohne die das Album unvollendet bleibt.
Ich verstehe ja, dass eine Firma ihr Produkt erneuern muss. Aber ganz ehrlich: Was soll das alles?
Panini hätte eine Offline-Oase bleiben können. Sich wohltuend von der immer hektischeren Welt abgrenzen können. Ganz bewusst einen Gegenpol bilden: Kommt, fühlt euch wie früher, alles ist wie damals, als das Leben noch sorgenfrei war! Vielleicht hätten sie mich mittelalten Sack und andere frühere Sammler so davon überzeugen können, weiterhin Bildli zu kaufen. Die Firma hat sich für einen anderen Weg entschieden. «Wir müssen uns dem digitalen Zeitalter anpassen», erklärt Panini-Managing-Director Ezio Bazzi an der Pressekonferenz dazu.
Aber das Bildli-Sammeln war in unseren Kindertagen doch deshalb so populär, weil es so einfach war und gleichzeitig aufregend. Kaufen, tauschen, kleben. Fertig. Und lernen, dass Xamax-Goalie Joel Corminboeuf aus Domdidier kommt und dass man am gleichen Tag Geburtstag hat wie der englische Goalgetter Gary Lineker.
Es geht beim Panini-Album nicht in erster Linie um das Besitzen desselben. Natürlich: Jahre später blättert man sehr gerne darin, um sich früherer Spieler und Turniere zu erinnern. Aber primär geht es doch beim Panini-Album um das Erringen aller Bilder. Es geht darum, es zu schaffen, alle nötigen Kleber aufzutreiben (2018 sind es 682 Sticker).
Als Kind erhielt ich viele Päckli geschenkt. Ich kratzte aber vor allem mein Sackgeld zusammen, um es der Kioskfrau zu übergeben mit den Worten: «Grüezi, ich hett gern 10 Päckli.» Das kostete einen Fünfliber und damit viel Geld. Heute könnte ich eine Hunderternote über den Tresen schieben, damit gleich eine ganze Kiste kaufen und das Album so schon zu einem wesentlichen Teil füllen. Aber da bleibt sehr viel davon auf der Strecke, was den Reiz des Sammelns ausmacht.
Jeder Fussballfan hat die Wahl, ob er weiterhin Panini-Bilder sammelt oder nicht. Ich habe meine Wahl getroffen. Obwohl: Nachdem die Kleber bei der EM vor zwei Jahren einen komischen Geschmack hatten, riechen sie nun wieder genau so wie früher. Hm …