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Warum die drei Final-Paarungen im Europacup gerade so gut tun

epa09929435 Supporters of Feyenoord cheer at Stadhuisplein after winning the UEFA Conference League semifinal, second leg soccer match against Olympique Marseille, in Rotterdam, Netherlands, 05 May 20 ...
In Rotterdam gab es nach dem Finaleinzug kein Halten mehr.Bild: keystone
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Warum die drei Final-Paarungen im Europacup gerade so gut tun

Nach dem Champions-League-Final zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid stehen nun auch die beiden anderen Europacup-Endspiele fest. In der Europa League trifft Eintracht Frankfurt auf die Glasgow Rangers, in der Conference League heisst das Duell AS Roma gegen Feyenoord Rotterdam.
06.05.2022, 10:0406.05.2022, 12:15
Ralf Meile
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Gefühlt geht im Fussball ja gerade wieder einmal alles den Bach hinunter. Die gierigen Superklubs nehmen sich immer wichtiger, die Ablösesummen und Gehälter sind ohnehin jenseits von Gut und Böse und als Tüpfelchen auf dem i findet die WM 2022 in Katar statt.

Und nun diese Woche mit diesen Ergebnissen. Sechs Teams aus sechs Ländern haben es in die Europacup-Finals geschafft: Liverpool (England), Real Madrid (Spanien), Eintracht Frankfurt (Deutschland), die Glasgow Rangers (Schottland), die AS Roma (Italien) und Feyenoord Rotterdam (Niederlande).

Schon dieser Fakt alleine tut gut. Denn im letzten Jahrzehnt trafen in der Champions League im Final oft Teams aus dem gleichen Land aufeinander. Es gab die Endspiele Bayern München – Borussia Dortmund (2013), Real Madrid – Atlético Madrid (2014 und 2016), Liverpool – Tottenham (2019), Chelsea – Manchester City (2021) sowie in der Europa League FC Sevilla – Athletic Bilbao (2012). Das ist schön und gut, aber einfach nicht das Gleiche, wie wenn die Finalisten aus zwei verschiedenen Ländern kommen. Das ist der Ur-Gedanke des Europacups.

Eintracht-Fans feiern den Finaleinzug mit einem Platzsturm.
Eintracht-Fans feiern den Finaleinzug mit einem Platzsturm.bild: imago

Klubs, die berühren

Was die Finals auch besonders macht, sind die Klubs, die sich dafür qualifiziert haben. Keine «Neureichen», sondern durchs Band sogenannte «Traditionsklubs». Natürlich: Man muss sich nichts vormachen, auch Liverpool und Real Madrid können sich ihre Topstars nur deshalb leisten, weil sie ihnen entsprechend hohe Löhne bezahlen können. Die Engländer gehören schon lange der amerikanischen Fenway Sports Group, die sich engagiert hat, um damit Geld zu machen. Auch die AS Roma ist nicht mehr in italienischem, sondern in US-Besitz.

IMAGO / Picture Point LE

RB Leipzig - Glasgow Rangers / 28.04.2022 Leipzig, 28.04.2022, Red Bull Arena, Fussball, UEFA Europa League, Halbfinale Hinspiel, RB Leipzig vs. Rangers FC Glasgow 1:0 (0:0)  ...
Die Glasgow Rangers werden überall hin zahlreich begleitet, auch nach Leipzig.Bild: imago

Die Finalisten sind Klubs, die berühren. Deren Namen einen besonderen Klang haben. Man finde denjenigen ausserhalb Leipzigs, der lieber das Konstrukt RB im Final gehabt hätte als die Glasgow Rangers (Anhänger von dessen Erzrivalen Celtic mal ausgenommen).

Klubs mit grosser Geschichte

Die enthusiastischen Fans der Schotten werden nun genau wie viele Tausend Frankfurter nach Sevilla reisen, um ihr Team dort im Final zu unterstützen. Die Rangers wie die Eintracht hoffen auf den zweiten Europacup-Triumph: Die Schotten gewannen 1972 den Cupsieger-Cup, Frankfurt 1980 den UEFA-Cup.

IMAGO / Sven Simon

UEFA-Pokal Sieger Eintracht Frankfurt, hinten v.li: Masseur Schmitt Rönnau, Bruno Pezzey, Jürgen Grabowski, Werner Lorant, Horst Ehrmantraut, Bum Kun Cha, Klaus Funk, Helmut Müller ...
Lange her: 1980 gewinnt die Eintracht den UEFA-Cup. Trainer Friedel Rausch (vorne in blauen Trainerhosen) führt 1989 den FC Luzern zum einzigen Meistertitel. Bild: imago

Die Geschichte und Erfolge von Liverpool und Real Madrid aufzuzählen, ist überflüssig – beide Klubs gehören zu den erfolgreichsten und berühmtesten der Welt. Und auch im Final der in dieser Saison erstmals durchgeführten Conference League steckt eine Menge Europacup-Historie. Feyenoord gewann 1970 den Meistercup, 1974 sowie 2002 den UEFA-Cup. Die Roma siegte 1961 im Messestädte-Pokal, der vielen als Vorläufer des UEFA-Cups gilt. Dessen Final erreichte sie 1991, jenen im Meistercup 1984.

Klubs mit vielen Fans

Das ist lange her und es ist auch dieser Mix aus einem grossen Hunger nach neuen Erfolgen und begeisterungsfähigen Anhängern, der diese Finals so besonders macht. Und es ist aus neutraler Sicht schön, dass es nicht immer die gleichen Mannschaften schaffen. Die Ausnahme bilden Liverpool und vor allem Real Madrid. Doch deren Aufeinandertreffen wird nicht zuletzt deshalb mit Spannung erwartet, weil sich den «Reds» die Gelegenheit bietet, sich für den verlorenen Final von 2018 zu revanchieren.

Es war das Spiel, das in die Geschichte einging, weil Liverpools Goalie Loris Karius zwei unfassbare Gegentore kassierte. Später wurde bekannt, dass er nach einem Ellbogenschlag von Real-Verteidiger Sergio Ramos mit einer Gehirnerschütterung spielte und deshalb Probleme mit der Sicht hatte. Kein Wunder, wünschte sich Liverpool-Star Mohamed Salah als Finalgegner Real Madrid, auch wenn Ramos nicht mehr dort spielt. Im Vergleich dazu verblassten die Champions-League-Finals seither.

Nun werden neue Geschichten geschrieben: Zuerst in Sevilla (Europa League), dann in Tirana (Conference League) und schliesslich im Stade de France bei Paris. Nicht nur die Fans der sechs Finalisten dürfen sich darauf freuen.

Die Final-Agenda
Mittwoch, 18. Mai in Sevilla:
Eintracht Frankfurt – Glasgow Rangers

Mittwoch, 25. Mai in Tirana:
AS Roma – Feyenoord Rotterdam

Samstag, 28. Mai in Paris:
FC Liverpool – Real Madrid
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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thomas Meister
06.05.2022 10:50registriert April 2019
Man sollte endlich aufhören, dass x Teams eines Landes in der CL spielen können während kleinere Ligen keine Chance haben. In die CL gehören die Meister jedes Landes. Und in der EL sollten die Cupsieger spielen. Alles andere entspricht nicht dem Gedanken dieser Turniere, es geht nur noch ums Geld.
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Victor Paulsen
06.05.2022 13:08registriert April 2019
Bin ich der einzige, der sich mehr auf das EL und Conference League Finale freut als auf das der Champions League?
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Oberland-Autobahn
06.05.2022 11:20registriert Juli 2021
Ich würde auch gerne die AS Roma besitzen. Aber mein Vater war leider kein guter Autoverkäufer, ganz anders als der Vater von Dan Friedkin, dem erst von dessen Vater eine Airline aufgezwungen wurde, und der dann so gut Toyotas verkaufen konnte, dass er sich am Ende seines Lebens genötigt sah, seinem Sohn 4 Milliarden Dollar in Besitztümern zu hinterlassen, und dieser damit die AS Roma kaufen musste. Für dieses harte Los freut es mich umso mehr, dass die eingekauften Spieler den Herrn Friedkin nun glücklich machen konnten. Ein Fussball-Märchen.
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